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Asien-Reise des US-Präsidenten China empfängt Trump mit besonderen Ehren

Vergessen die Schmähungen während des Wahlkampfs: Trump ist voll des Lobes für Xi. Doch es gibt auch Stolpersteine.

  • Nach seinen Stationen in Japan und Südkorea ist US-Präsident Donald Trump in Peking eingetroffen.
  • Hatte er China im Wahlkampf noch beschimpft, lässt er heute keine Gelegenheit aus, Staatschef Xi Jingping mit Komplimenten zu überschütten.
  • Xi bereitet dem US-Präsidenten denn auch einen ganz besonderen Empfang – von «Staatsbesuch Plus» ist die Rede.
  • Trotz aller Sympathien – es gibt nach wie vor einige Streitpunkte im Verhältnis der beiden grössten Volkswirtschaften der Welt.

Ein Programm «Plus» für Trump: Das detaillierte Programm des zweitägigen Staatsbesuchs haben die Chinesen nicht bekannt gegeben. «Was klar ist: Sie werden Trump einen extravaganten Empfang bereiten», sagt SRF-Korrespondent Martin Aldrovandi. Chinas Botschafter in den USA sprach von einem «Staatsbesuch Plus», zu dem auch ein offizieller Besuch in der «Verbotenen Stadt» mit einer Privatführung für Trump und die First Lady gehört hat – und das ist eine grosse Ehre, wie Aldrovandi feststellt. «China ist sich bewusst, wie wichtig es ist, Trumps Ego zu bedienen, ihm zu schmeicheln. Es dürfte also ein harmonisches Treffen werden.» Ausserdem empfängt Chinas Staatschef Xi Trump aus einer Position der Stärke. Während Trumps Unterstützungsrate in den USA so tief wie nie zuvor ist, sitzt sein chinesischer Amtskollege seit dem grossen Parteikongress im Land der Morgenröte fest im Sattel.

Soldaten in Habachtstellung bilden Spalier für das Präsidentenpaar auf der Flugzeugtreppe.
Legende: China sei sich bewusst, wie wichtig es ist, Trumps Ego zu bedienen und ihm zu schmeicheln, sagt SRF-Korrespondent Aldrovandi. Reuters

Streit um chinesischen Aussenhandel: Trotz allen Ehren, das Treffen birgt auch Konfliktpotenzial: Das US-Defizit im Handel mit China ist einer der Hauptstreitpunkte zwischen den beiden Mächten. Eben gestern vermeldete China, das Plus im Aussenhandel mit den USA sei im letzten Monat geschrumpft – von 28,1 Milliarden auf 26,6 Milliarden Dollar. Das dürfte Trump allerdings nicht beschwichtigen, denn das Handelsdefizit mit China zeigt, wie das Land seine Märkte nach wie vor abschottet: «Es ist so schlimm, dass es beschämend ist», erklärte er letzte Woche. Doch vier Tage bevor er in China lande, wolle er niemanden in Verlegenheit bringen, «aber es ist fürchterlich». Aldrovandi schätzt, Xi werde nun versuchen, Trump zu beschwichtigen – die Veröffentlichung des gesunkenen Handelsplus am Tag vor dem Besuch des US-Präsidenten weise darauf hin. «Doch dass die Chinesen den USA weit entgegenkommen werden, ist nicht zu erwarten.» Eher sei davon auszugehen, dass sie Trump punktuelle Wirtschaftsverträge anböten, die Trump zu Hause als Erfolg verkaufen könne, sagt der Korrespondent. «Das wäre in China einfacher als strukturelle Veränderungen. Und beide Mächte hätten etwas davon.»

Dass die Chinesen den USA weit entgegenkommen werden, ist nicht zu erwarten.
Autor: Martin Aldrovandi SRF-Nordostasien-Korrespondent

Zankapfel Sanktionen gegen Nordkorea: Neben dem Handel steht der Kampf gegen das atomare Säbelrasseln von Pjöngjang auf der Tagesordnung. In Südkorea hat Trump China und Russland, die beiden UNO-Vetomächte, ausdrücklich dazu aufgerufen, sich dem Atom- und Raketenprogramm des kommunistischen Landes entgegenzustellen. «Ihr könnt nicht beliefern, ihr könnt es nicht hinnehmen», sagte er. In Nordkorea herrsche eine «grausame Diktatur». China dürfte Trump allerdings darauf hinweisen, wie viel es in dieser Sache schon getan habe, schätzt Aldrovandi. Peking liess etwa nordkoreanische Unternehmen und deren Partnerfirmen schliessen. Zudem versprach es auch, Gaslieferungen nach Nordkorea zu stoppen. Beim Rohöl hat China noch keine Eingeständnisse gemacht, das ist aber von den UNO-Sanktionen auch nicht betroffen. «China wird einfach seinen Standpunkt wiederholen, wonach Sanktionen alleine nichts bringen, und die USA auffordern, auf Dialog mit Nordkorea zu setzen», prognostiziert der Korrespondent.

Freude in Chinas Strassen: Mit Demonstrationen gegen Trumps Staatsbesuch wie in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul gestern ist in Peking nicht zu rechnen. «Das würde in China nicht erlaubt», sagt der SRF-Korrespondent. Zudem hat Trump viele Fans im Land der Morgenröte, wie die Diskussionen in den sozialen Medien zeigen. «Viele Chinesen finden Trumps direkte Art toll und bewundern auch seine Zurschaustellung seines Reichtums. Sie freuen sich deshalb auf seinen Besuch.»

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