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Die Verhaftung Assanges könnte Wikileaks zu schaffen machen
Aus SRF 4 News aktuell vom 15.04.2019.
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Assange in London inhaftiert Für Wikileaks wird's schwierig

Darum geht es: Wikileaks galt lange Zeit als eine der wichtigsten Enthüllungsplattformen weltweit. Doch spätestens seit dem US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 ist ihre Veröffentlichungspraxis umstritten: Die mutmasslich von Russen gehackten und von Wikileaks veröffentlichten E-Mails der Demokraten könnten Hillary Clinton den Wahlsieg gekostet haben. Nicht zuletzt deshalb haben viele Anhänger dem Wikileaks-Gründer Julian Assange den Rücken gekehrt. Es stellt sich die Frage: Was bedeutet die Inhaftierung Assanges in London für die Plattform?

Der Aufstieg: Nach dem Start von Wikileaks im Jahr 2006 genossen die Enthüllungsplattform und Julian Assange einige Bewunderung, vor allem von Seiten der Medien. Diese waren von der neuen Möglichkeit beeindruckt, eine Plattform zu haben, auf der sich Whistleblower mit den Mächtigen der Welt anlegen. «Diese Bewunderung hat sich in den letzten Jahren etwas abgekühlt», sagt SRF-Digitalredaktor Guido Berger. Heute bestehe vor allem noch an den politischen Rändern eine grössere Akzeptanz für die Tätigkeiten von Wikileaks.

Der Abstieg: Gründe für das Sinken des Wikileaks-Sterns ortet Berger in der umstrittenen Person Assanges. Dieser sei nicht nur zuweilen schwierig im Umgang, auch seine disruptive politische Haltung, die stets für Überraschungen sorgt, mache es für die Medien schwierig, mit ihm zusammenzuarbeiten. Ausserdem erhielt Assange Konkurrenz, etwa von Edward Snowden. Im Gegensatz zu Assange bezeichnete sich der nach Russland geflüchtete US-Whistleblower Snowden aber stets als amerikanischer Patriot, der nicht grundsätzlich gegen das System sei. Assanges anarchistische Ader dagegen habe weite Teile der Bevölkerung eher abgeschreckt, stellt Berger fest.

Die Spaltung: Assange hatte schon immer offen deklariert, dass er sich mit den Mächtigen anlegen will – insbesondere mit den USA. Und wer heute noch zu Assange hält, seine Fans also, erwartet das von ihm auch weiterhin. Innerhalb von Wikileaks gab es zwischenzeitlich aber auch Bestrebungen, die Plattform neutraler auszurichten. Doch Assange behielt bei Wikileaks stets die Oberhand, die Verfechter einer offeneren Ausrichtung haben die Organisation deshalb verlassen.

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Assange: Die vorgelegten Anschuldigungen sind dünn
aus Rendez-vous vom 15.04.2019. Bild: Keystone
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Die Aussicht: So lange Assange bei seinem «Exil» in der ecuadorianischen Botschaft in London mit Wikileaks kommunizieren konnte, behielt der Australier innerhalb der Organisation die Oberhand. Mit der Inhaftierung Assanges in London und der möglichen Auslieferung an die USA ändert sich das nun. «Es wird schwierig für Wikileaks», ist sich Berger deshalb sicher. Das wiederum dürfte die USA und ihre Verbündeten freuen: «Aus ihrer Sicht hat Assange genügend Schaden angerichtet, das muss jetzt aufhören.»

Die Alternative: Auch wenn Wikileaks selber weniger wichtiger wird, werde es andere Whistleblower-Plattformen geben, ist Berger überzeugt. «Wegen der gewaltigen Ausdehnung der Sicherheitsapparate in den USA seit 9/11 gibt es unzählige Insider.» Sie alle hätten Einblick in verborgene Machenschaften erhalten. Es gebe Leute auf der ganzen Welt, die sich für die Aufdeckung solcher Geheimnisse einsetzten: «Es wird immer Personen geben, die ein Interesse haben, Geheimnisse zu verraten – deshalb wird es auch immer Plattformen geben, die das veröffentlichen.»

Wikileaks: Aufdecken von Geheimnissen als Zweck

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Legende: Reuters 2010

Die Plattform Wikileaks wurde 2006 gegründet, um geheime Informationen, welche die Öffentlichkeit betreffen und interessieren (sollten), zu publizieren. Bis Ende 2009 enthielt die Datenbank schon 1.2 Millionen von Whistleblowern zugespielte Dokumente. Länder wie China, Russland oder die Türkei sperrten den Zugang zu der Plattform für ihre Bürger zumindest teilweise. Für grosses Aufsehen sorgten u.a. die Veröffentlichungen von brisanten US-Dokumenten über die Kriege in Afghanistan und Irak 2010. Darunter waren eine Viertelmillion diplomatischer Berichte.

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