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Karen Naundorf: «Die Enttäuschung ist zu spüren, aber das Echo ist nicht nur negativ»
Aus 10 vor 10 vom 09.09.2020.
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AstraZeneca stoppt Testphase Südamerika-Korrespondentin: «Impfprojekt-Ende wäre ein Desaster»

Das Rennen um einen Corona-Impfstoff läuft seit Monaten. Der Impfstoff von AstraZeneca galt als einer der Favoriten. Nun wurde die klinische Studie gestoppt, weil bei einem Teilnehmer gesundheitliche Probleme aufgetreten sind. Dabei hätten gewisse Länder in Südamerika ideale Voraussetzungen für Impftests, sagt SRF-Korrespondentin Karen Naundorf in Buenos Aires.

Karen Naundorf

Karen Naundorf

Südamerika-Korrespondentin

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Karen Naundorf ist SRF-Korrespondentin in Südamerika, Standort Buenos Aires. Sie hat in Berlin und Barcelona Kommunikation studiert, die Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg absolviert und ist Fellow des Pulitzer Center on Crisis Reporting.

SRF News: Jetzt liegt eines der grossen Impfprojekte, das von AstraZeneca, auf Eis – wie kommt das an bei den Menschen?

Karen Naundorf: Die Enttäuschung ist zu spüren, aber das Echo ist nicht nur negativ. Denn in ungleichen Ländern gibt es immer die Angst, als Versuchskaninchen für Pharmafirmen herhalten zu müssen. Die Verzögerung aufgrund der noch ungeklärten Nebenwirkungen bei einem Probanden zeigt aber klar: Die Protokolle werden eingehalten, es geht um einen sicheren Impfstoff.

Im Wettlauf mit reichen Ländern kann Lateinamerika nur verlieren.

Man hofft weiter auf das Projekt von AstraZeneca. Eine Einstellung wäre ein Desaster. Denn geplant ist, dass dieser Impfstoff unter anderem in Lateinamerika, für lateinamerikanische Länder, produziert wird, für einen günstigen Preis von drei bis vier Dollar pro Dosis.

Warum sind die Länder von Südamerika bereit, Patientenversuche durchzuführen? Dabei besteht doch immer auch ein gewisses Risiko?

Es geht um eine möglichst frühe Versorgung der Bevölkerung. Und das lässt man sich meist in den Testvereinbarungen zusichern. Denn, allen hier ist klar: Im Wettlauf mit reichen Ländern kann Lateinamerika nur verlieren. Dabei ist die Dringlichkeit in armen Ländern, besonders gross. Sie drohen, finanziell auszubluten, wenn die Wirtschaft nicht in Gang kommt. Zum Beispiel Argentinien: Seit März werden hier täglich Millionen von Menschen mit Nahrungsmitteln versorgt.

Um eine Impfung zu testen, braucht es hohe Fallzahlen – die gibt es.

Zwar wurde in das Gesundheitssystem investiert, es gibt heute doppelt so viele Intensivbetten wie zu Beginn der Pandemie. Aber was tun, wenn das Personal fehlt? Vorgesehen ist deshalb, das Gesundheitspersonal zuerst zu impfen, um die Versorgung so gut wie möglich zu sichern. Aber auch andere Berufsgruppen könnten dazu gehören, etwa Feuerwehr, Polizei oder Totengräber – auch sie sind essenziell. Vor kurzem hat sich im Nordwesten Argentiniens ein junger Mann gefilmt, als er selbst das Grab für seinen Vater ausgehoben hat, auf dem Friedhof – weil keine Totengräber zugegen waren.

Was sind die Vorteile des Impfstandorts Südamerika aus Sicht der Wissenschaftler?

Da sind vielleicht Argentinien und Brasilien die besten Beispiele: Um eine Impfung zu testen, braucht es hohe Fallzahlen – die gibt es. Gleichzeitig kann man in beiden Ländern auf eine lange Impftradition bauen, es gibt exzellente Forschungseinrichtungen und Laboratorien. Das heisst: Von bestens kontrollierten Testbedingungen bis hin zu Produktionsmöglichkeiten ist alles vorhanden.

Das Gespräch führte Arthur Honegger.

10vor10, 09.09.20. 21.50 Uhr;

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