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Attacke auf Schule Nach Bluttat in Graz: Pläne für Sprengstoffanschlag gefunden

In Graz sind an einer Schule Schüsse gefallen, die Polizei bestätigt elf Tote. Die elf weiteren Verletzten sind mittlerweile in stabilem Zustand. Ein Überblick.

Das ist passiert: Eine Bluttat an einer Schule in Graz erschüttert Österreich. An einem Gymnasium in der zweitgrössten Stadt des Landes hat am Dienstagvormittag ein Mann um sich geschossen und mehrere Menschen tödlich verwundet.

Das sind die Opfer: Am Gymnasium sind elf Menschen ums Leben gekommen. Neun Jugendliche im Alter zwischen 14 und 17 Jahren sind vor Ort gestorben, darunter sechs Mädchen und drei Jungen, teilt die Polizei am Mittwoch mit. Der 21-jährige Täter beging Suizid. Eine schwer verletzte Lehrerin starb später im Spital an ihren Verletzungen. Zudem wurden elf weitere Menschen teils schwer verletzt. Mittlerweile seien allerdings alle elf Verletzten in stabilem Zustand, wie der zuständige Spitalbetreiber mitteilte.

So ist die Lage in Graz: Es gebe keine weitere Gefahr, hiess es am Dienstagmittag von der Polizei. Man gehe von einem Einzeltäter aus, der sich selbst getötet habe. Die Schule sei in einem der grössten Rettungseinsätze des Bundeslandes Steiermark evakuiert worden.

Was zum Täter bekannt ist: Beim Täter handelte es sich laut Behörden um einen 21-Jährigen. Der Mann aus dem Raum Graz sei ein Ex-Schüler des Gymnasiums gewesen, der aber keinen Abschluss gemacht habe und bislang nicht polizeibekannt war.

Motiv und Tatablauf unklar: Der Täter hinterliess einen digitalen sowie einen handschriftlichen Abschiedsbrief, die den Behörden zufolge keinen Hinweis auf das Motiv geben. Innenminister Gerhard Karner betonte, dass man aus Rücksicht auf die Angehörigen nur mit gesicherten Informationen an die Öffentlichkeit gehen wolle. Tatablauf und mögliches Motiv würden derzeit ermittelt.

Pläne für Sprengstoffanschlag gefunden: Bei einer Hausdurchsuchung beim Täter hat die Polizei neben einer nicht funktionstüchtigen Rohrbombe auch Pläne für einen Sprengstoffanschlag gefunden. Diese Pläne seien offenbar verworfen worden, teilte die österreichische Polizei mit. Der Täter hat laut Behörden zwei Waffen verwendet – eine Schrotflinte und eine Faustfeuerwaffe. Er besass sie legal, denn er verfügte über eine Waffenbesitzkarte, deren Erwerb an ein psychologisches Gutachten geknüpft ist. Nun stellen sich Fragen, ob die Hürden für den Erwerb, den Besitz oder das Führen von Waffen in Österreich hoch genug sind.

Sicherheitsdirektor zum Waffenrecht in Österreich

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Die Polizei hat die beiden vom Täter verwendeten Waffen am Tatort des Gymnasiums in Graz gefunden. «Offenbar hat er die Voraussetzungen besessen, sonst wäre er nicht legal an diese Schusswaffen gelangt», sagte Franz Ruf, Direktor für Öffentliche Sicherheit, im ORF. Das österreichische Waffenrecht sei streng. Natürlich werde man sich diesen Fall ansehen und wenn es Lücken gebe, gehörten diese geschlossen.

«Wir wissen, dass der Täter in diesem Fall die rechtliche Notwendigkeit des Besitzes nachweisen muss und da reicht eine Aussage, wie zum Beispiel, dass man sich in den eigenen vier Wänden verteidigen will», so Ruf über die Gesetzeslage. Allerdings dürfe man diese Waffe mit einer Waffenbesitzkarte nicht führen, wie es der Täter gemacht habe. «Man darf sie zu Hause aufbewahren.»

Mehrere Nachahmungstäter: Die Polizei registrierte am Dienstagabend mehrere Nachahmungstäter, die Drohungen gegen ein Gymnasium in Graz ausgesprochen hätten. Laut Franz Ruf wurde umgehend eine polizeiliche Sicherung aufgebaut.

Grosse Anteilnahme in Österreich, der Schweiz – und im Vatikan

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Die Tat löst landesweit Entsetzen aus. Der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen schrieb auf X von einem «Horror, der nicht in Worte zu fassen ist». «Was heute in einer Schule in Graz passiert ist, trifft unser Land mitten ins Herz. Es waren Jugendliche, die ihr ganzes Leben vor sich hatten.» Auch Kanzler Christian Stocker zeigte sich auf X tief betroffen von der «nationalen Tragödie»: «Es gibt keine Worte für den Schmerz und die Trauer, die wir alle – ganz Österreich – gerade fühlen.»

Papst Leo XIV. hat am Mittwoch für die Opfer des Amoklaufs im österreichischen Graz und deren Familien gebetet. Das Oberhaupt der katholischen Kirche sagte bei seiner wöchentlichen Generalaudienz im Vatikan: «Ich möchte meine Gebete für die Opfer der Tragödie an der Grazer Schule zum Ausdruck bringen. Ich bin den Familien, Lehrern und Mitschülern nahe.»

Die Schweizer Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter äussert sich auf X ebenfalls zur Bluttat in Graz: «Meine Gedanken sind bei den Angehörigen aller Opfer dieser schrecklichen Tat. Den Verletzten wünsche ich eine rasche Genesung.»

Auch die EU-Kommission hat nach den tödlichen Schüssen in Graz Anteil genommen. «Wir möchten den Familien der Opfer und der ganzen Stadt Graz unser tiefstes Beileid aussprechen», sagte eine Kommissionssprecherin in Brüssel. «Wir stehen gemeinsam in Trauer und suchen nach Klarheit nach diesem schrecklichen Ereignis in einer Schule.» Es seien «absolut schreckliche und tragische Nachrichten».

Dreitägige Staatstrauer: Die Bundesrepublik Österreich gedenkt der Opfer der Bluttat mit einer dreitägigen Staatstrauer. Die Flaggen an Präsidentschaftskanzlei und Bundeskanzleramt sowie an anderen offiziellen Gebäuden sind auf halbmast gesetzt. Zudem fand am Mittwochmorgen um 10 Uhr landesweit eine Trauerminute statt.

Eines der schlimmsten Attentate in Österreich: Die Attacke ist eine der grössten Bluttaten der jüngeren Landesgeschichte. 2018 wurde in Mistelbach ein 19-Jähriger von einem Jugendlichen angeschossen, 2012 in St. Pölten ein Schüler vom Vater erschossen. Zu einem weiteren Schulattentat kam es 1997, als ein 15-Jähriger in Zöbern seine Lehrerin tötete und eine weitere verletzte. 2015 fuhr in Graz ein Mann mit dem Auto in eine Fussgängerzone, tötete drei Menschen und verletzte 36 weitere.

SRF 4 News, 10.6.2025, 11 Uhr; schn ; 

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