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Auf dem Weg nach Zürich Busunglück in Deutschland: keine Todesopfer aus der Schweiz

Ein Flixbus ist auf der Fahrt nach Zürich verunfallt. Dabei sind vier Personen gestorben. Laut dem Aussendepartement sind keine Schweizer darunter. Ein Überblick.

Das ist zum Unfall bekannt: Der Flixbus war unterwegs von Berlin nach Zürich. Nach ersten Erkenntnissen ist der Doppelstockbus auf gerader Strecke von der Fahrbahn abgekommen. Dann raste das Fahrzeug noch knapp 100 Meter über den Grünstreifen, walzte Gebüsche sowie kleinere Bäume nieder und stürzte schliesslich auf die Seite. An dem Unfall war wohl kein anderes Fahrzeug beteiligt, betonte ein Polizeisprecher. An Bord waren nach Angaben von Flixbus 53 Fahrgäste und zwei Fahrer.

Wie viele Opfer gibt es? Beim Unglück sind nach korrigierten Angaben der Polizei mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Eine der Polizei zunächst als gestorben gemeldete Person befinde sich in einem lebensbedrohlichen Zustand, teilte die Polizeidirektion Leipzig mit. Sechs Personen wurden schwer verletzt, 29 Personen leicht. Die Polizei hat am Donnerstag die Identität von drei der vier Todesopfer bekannt gegeben. Demnach starben bei dem Unfall eine 47-jährige Polin, eine 20-jährige Indonesierin mit Wohnsitz in Berlin sowie eine 19-Jährige aus Bayern, wie die Polizei mitteilte. Eine weitere an der Unfallstelle verstorbene Frau konnte bislang nicht zweifelsfrei identifiziert werden.

Keine Schweizer Todesopfer: Laut dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) befinden sich unter den Toten keine Personen aus der Schweiz. Das EDA stützt sich dabei auf Informationen von deutschen Behörden, wie es auf Anfrage von SRF News sagte. «Abklärungen bezüglich verletzten Schweizer Staatsangehörigen sind weiterhin im Gang.» Aus Daten- und Persönlichkeitsschutzgründen können keine weiteren Angaben gemacht werden, wie das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Donnerstag mitteilte.

Gemäss Informationen der deutschen Behörden ist an Bord des verunglückten Flixbus-Fahrzeuges eine italienisch-schweizerische Staatsangehörige gewesen. Sie befinde sich jedoch nicht unter den Verletzten.

So gehen die Behörden nun vor: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Busfahrer. Der Vorwurf gegen den 62-Jährigen lautet auf fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung, wie ein Sprecher der Behörde am Donnerstag sagte. Ob der Mann bereits vernommen wurde, konnte der Sprecher nicht sagen. Der Fahrer des Busses soll nach Angaben des Busunternehmens alle Lenk- und Ruhezeiten eingehalten haben. «An Bord waren zwei Fahrer, der Fahrer im Einsatz steuerte den Bus seit Abfahrt in Berlin um 8 Uhr», hiess es.

Was ist zur Unfallursache bekannt? Was zum Unfall geführt hat, ist bisher nicht klar. Laut der Polizei wird alles daran gesetzt, um die Unfallursache schnell und lückenlos aufzuklären. «Zunächst müssen zahlreiche Zeugenbefragungen durchgeführt werden. Das wird natürlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen», sagte eine Sprecherin. Alle Reisenden des verunglückten Fernbusses sollen befragt werden. Auch alle Verletzten, die sich im Spital befinden, sollen befragt werden, sofern es deren Gesundheitszustand zulässt, wie eine Sprecherin der Polizeidirektion Leipzig am Donnerstag sagte. Laut Staatsanwaltschaft wird zudem ein unfallanalytisches Gutachten von dem Bus in Auftrag gegeben. Mit ersten Ergebnissen sei wohl erst in einigen Wochen zu rechnen, betonte der Behördensprecher.

Das sagt die Betreiberfirma: Flixbus hat sich nach dem verheerenden Busunfall schwer betroffen gezeigt. «Unsere Gedanken sind bei allen von diesem Unfall Betroffenen und ihren Angehörigen», sagte ein Sprecher des Unternehmens. Nach Angaben des Busunternehmens war der Fahrer seit Abfahrt in Berlin um 8 Uhr am Steuer und habe alle Lenk- und Ruhezeiten eingehalten. Er ist nach Angaben der Polizei nicht unter den Toten. Details zu seinem Gesundheitszustand wurden nicht genannt.

Hotline für Angehörige

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Die Polizei Sachsen hat eine Hotline für Angehörige eingerichtet. Sie erreichen diese unter +49 341 966 46666.

So verliefen die Bergungsarbeiten: Erst nach drei Stunden konnte der verunglückte Bus mithilfe von Gurten aufgerichtet und mehrere Tote aus dem Innenraum geholt werden. Das Geschehen war durch mobile Sichtschutzwände abgezäunt. Mehrere Rettungshelikopter und zahlreiche Ambulanzen waren im Einsatz. Die Spitäler in der Umgebung waren im Grosseinsatz. Ein Bergekran sei vor Ort, sagte eine Polizeisprecherin am Mittwochabend. Die A9, eine wichtige Nord-Süd-Strecke zwischen Berlin und München, war rund um die Unfallstelle zwölf Stunden voll gesperrt – bis gegen 21:30 Uhr am Mittwochabend.

Reisebusse selten in Unfälle verwickelt

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In den vergangenen Jahren gab es immer wieder schwere Reisebusunfälle. Dennoch zählen Busse zu den vergleichsweise sicheren Verkehrsmitteln. Der Unfallstatistik zufolge sind sie vergleichsweise selten in Verkehrsunfälle mit Personenschaden involviert.

Der deutsche Verkehrsclub ADAC verwies auf die seit 1999 bestehende Gurtpflicht in Reisebussen. Busreisenden werde grundsätzlich empfohlen, sich anzuschnallen. Zudem müssen Reisebusse laut ADAC seit 2022 mit einem sogenannten Spurhaltewarnsystem ausgestattet sein. Ob der verunglückte Bus eines hatte, war zunächst nicht bekannt. Ein solches System warnt den Fahrer, verhindert aber nicht das tatsächliche Abkommen von der Fahrbahn, falls er nicht gegenlenkt.

SRF 4 News, 27.03.2024, 12:30 Uhr ; 

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