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Ausbeutung in vielen Bereichen Menschenhandel in Europa sprunghaft angestiegen

Plus 44 Prozent in vier Jahren: Die wachsende Migration schaffe ideale Opfer, stellen die Experten des Europarates fest.

Mehr als 15’300 Fälle von Menschenhandel gab es gemäss den neuesten Zahlen, jenen von 2018, in den Mitgliedstaaten des Europarates. Immun gegen dieses Verbrechen ist kein Land. Dazu komme «eine sehr hohe Dunkelziffer», sagt Petya Nestorova, die Exekutivsekretärin der Expertengruppe für Menschenhandel beim Europarat.

Die offiziell gemeldeten Zahlen sind unvollständig, denn manche Länder registrieren nur Fälle, in denen es bereits zu einer Verurteilung kam, andere hingegen auch solche mit laufenden Justizverfahren oder Verdachtsfälle.

Menschenhandel in vielen Wirtschaftszweigen

Traditionell verbreitet ist die kriminelle Ausbeutung von Menschen in der Prostitution. Doch längst habe, so Nestorova, der Menschenhandel auch andere Wirtschaftszweige erfasst: die Baubranche, die Landwirtschaft, das Gastgewerbe, die Hausbediensteten.

Mehr Arbeit auch für Schweizer Fachstelle

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Doro Winkler ist Expertin für Menschenhandel beim Europarat und hat dessen neusten Bericht mitverfasst. Sie arbeitet bei der Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration FIZ in Zürich. Gilt die markante Zunahme der Fälle von Menschenhandel auch für die Schweiz? «Die Anzahl der Opfer, die zu uns findet, wird stetig höher. Es sind über 200 pro Jahr, die wir unterstützen, und es sind über 100, die neu dazukommen jedes Jahr.» Am häufigsten gehe es nach wie vor um die Ausbeutung im Sexgewerbe. Zunehmend seien aber auch Haushaltshilfen und Asylbewerberinnen betroffen: «Diese sind den Ausbeutern ausgeliefert, denn sie verfügen über kein soziales Umfeld.» Aber auch in der Gastronomie und in der Landwirtschaft gebe es Frauen und Männer, die ausgebeutet würden, so Doro Winkler.

Immer öfters gehe es auch darum, die Identität von Menschen für kriminelle Zwecke zu nutzen. Oder es gehe um Organhandel. Zwar gibt es auch den sogenannten «Loverboy-Fall», in dem ein Mann seine Geliebte zur Prostitution nötigt. Doch in der Regel stecken nicht Einzeltäter hinter dem Menschenhandel, sondern die organisierte Kriminalität, international vernetzte Banden.

Gewisse Länder schauen genauer hin

Doch was erklärt die irritierend hohe Zunahme um fast die Hälfte binnen weniger Jahre? Zumindest teilweise ist es eine positive Entwicklung, nämlich dass manche Länder die Gesetze strenger anwenden, weil aktive Nichtregierungsorganisationen Druck machen – was beispielsweise die sehr hohen Fallzahlen in Grossbritannien erklärt.

Die Hauptursache für den grassierenden Menschenhandel seien aber die wachsende Migration und die Asylbewerbergemeinschaften. «Unter prekären Bedingungen lebende Menschen sind besonders leicht als Zwangsarbeiter ausbeutbar, sozusagen ideale Opfer», sagt Nestorova. Menschenhändler rekrutierten deshalb nicht zuletzt dort, wo Asylbewerbern keinerlei legalen Arbeitsmöglichkeiten offenstehen.

HeuteMorgen, 14.04.2020, 06:00 Uhr

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