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Australien Pandemie heizt die Spielsucht der «Aussies» zusätzlich an

Mit Corona ist die Gambling-Nation Australien noch tiefer ins Glücksspiel eingetaucht. Milliarden gingen schon verloren.

Wenn Australier zwei Fliegen an einer Wand sehen, wetten sie bestimmt darauf, welche zuerst wegfliegt. So lautet ein geflügeltes Wort auf dem Kontinent, wo Gambling seit den Kolonien grosse Tradition hat. Spielen ist ein Teil der Kultur, oft auch mangels anderer Unterhaltung. Umgerechnet 170 Milliarden Franken flossen 2018 in die Kassen der Glücksspielindustrie.

Studien: Mehr Spielsüchtige

Australierinnen und Australier gehören inzwischen zu den fanatischsten Spielern weltweit. Mit der Corona-Pandemie hat die Zahl der Spielerinnen und Spiel markant zugenommen, und viele sind zusätzlich in die Spielsucht abgerutscht, wie mehrere Studien aufzeigen.

Viele Befragte erklärten, ihre psychische Gesundheit habe unter Covid gelitten. Entsprechend werten Experten das Glücksspiel als Flucht aus der Realität. Die Lage eskalierte auch wegen der staatlichen Unterstützungsgelder an jene, die ihren Job verloren. Selbst von der finanziellen Hilfe an Firmen, die ihre Angestellten behielten, floss ein wesentlicher Teil direkt ins Glücksspiel.

Boom beim Online-Gambling

Da viele Pubs mit ihren Spielautomaten und Casinos lange geschlossen waren, hat das Online-Gambling in den letzten Monaten besonders stark zugenommen. In einer Umfrage sagte fast jeder Dritte aus, ein neues Online-Gambling-Konto eröffnet zu haben.

Bei den neuen Online-Spielen sind die jungen Männer im Alter zwischen 18 und 34 Jahren führend. Aber auch viele Frauen spielen, und es gibt Fälle, in denen die Kinder deswegen hungern müssen. Stark betroffen sind zugleich viele der isolierten Aboriginal-Gemeinden. Orte, wo die Versorgung mit sozialen Diensten und lebenswichtigen Gütern in der Regel schlecht ist – mit einer Ausnahme: eine gute Internet-Verbindung zum Spielen.

Hoher Einsatz – oft tragische Folgen

Laut dem Amt für Statistik verspielt in Australien jede Person über 18 Jahren im Durchschnitt 8500 Franken pro Jahr. Bei Pferde- und Windhunde-Rennen, bei Lotterien, an Spielautomaten in Pubs und Casinos und bei den zahlreichen Online-Angeboten.

Oftmals kommt das Geld aus Familien, die es sich am wenigsten leisten können. Und oftmals endet es tragisch: Tausende verlieren jedes Jahr wegen dem Gambling Job, Familie oder Haus. Oder gar ihr Leben, weil sie den Suizid als einzigen Ausweg sehen.

SRF 4 News, 24.2.2021, 09:50 Uhr

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