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Austritt aus der EU «Johnson ist als narzisstischer Einzelkämpfer nicht beliebt»

Martin Alioth

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Der Grossbritannien- und Irland-Korrespondent von Radio SRF lebt seit 1984 in Irland. Er hat in Basel und Salzburg Geschichte und Wirtschaft studiert.

SRF News: Muss Premierministerin Theresa May am Parteitag der Tories die Rede ihres Aussenministers Boris Johnson fürchten?

Martin Alioth: Furcht wäre wohl zu hoch gegriffen. Frau May hat gewiss andere, gewichtigere Sorgen als die Kapriolen ihres Aussenministers. Er feilt in erster Linie an seiner eigenen Karriere, egal, worüber er spricht.

Der Aussenminister legte seine Ideen für einen härteren Brexit am Wochenende in einem Zeitungsinterview dar. Damit bringt er die Premierministerin in die Bredouille. Wie argumentiert Johnson?

Er widerspricht Mays Leitlinien, die sie vor zehn Tagen in Florenz dargelegt hat nicht direkt, aber er geht darüber hinaus. Er will beispielsweise, dass die Übergangsperiode nach dem Austritt «keine Sekunde länger als zwei Jahre dauert», während Frau May von ungefähr zwei Jahren spricht. Johnson will auch, dass die Urteile, die der europäische Gerichtshof spricht, ab 2019 schon nicht mehr gelten. Das ist letztlich undenkbar, falle es diese Übergangsperiode tatsächlich gibt. Johnsons Aussage ist typisch für seinen Fünfer-und-Weggli-Ansatz.

Johnson zielt offenkundig auf seine Entlassung, um womöglich auf den Hinterbänken zum Brexit-Märtyrer zu werden.

Johson redet heute

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In Manchester findet derzeit der Parteitag der konservativen Tories statt. Er begann am Sonntag und dauert vier Tage. Britische Medien spekulieren, Johnson wolle May stürzen. Mit Spannung wird daher erwartet, ob der Aussenminister in seiner heutigen Parteitagsrede neue Vorschläge zum EU-Austritt präsentiert.

Kommen Johnsons Vorschläge bei den Tories eigentlich an?

Die harte Brexit-Fraktion war – kaum überraschend – son Johnsons Interview in der «Sun» begeistert. Aber das ist eine Minderheit in der Parlamentsfraktion der Konservativen. Der Rest, so scheint es, hat allmählich die Nase voll von den dauernden öffentlichen Streitereien im britischen Kabinett. Letztlich wissen sie, dass man mit der EU verhandeln sollte, nicht mit widerspenstigen Tory-Ministern.

Die Stimmen, die Johnsons Entlassung fordern, mehren sich. Wie gross ist die Chance, dass er aus der Regierung fliegt?

Im Moment ist das schwer zu sagen. Er zielt offenkundig auf seine Entlassung, um womöglich auf den Hinterbänken zum Brexit-Märtyrer zu werden. Aber Theresa May ist geschwächt. Sie mag sich denken, dass sie lieber ein Enfant terrible in ihrem Kabinett habe, als einen Rebellionsherd auf den Hinterbänken.

Johnsons Popularität ist bei der überalterten, schrumpfenden Parteibasis beträchtlich.

Johnson hat Ambitionen auf das Amt des Premierministers, doch die Tories und insbesondere Premierministerin May wollen diesen Ambitionen keine Bühne geben. Hat Johnson überhaupt eine Chance, die Nachfolge von May anzutreten?

Seine Chance ist nicht sehr gross. Seine Popularität ist zwar bei der überalterten, schrumpfenden Parteibasis beträchtlich. Diese Gruppe wählt letztlich den Parteichef. Sie tut dies jedoch aufgrund eines Zweiervorschlages der Unterhausfraktion. Ich habe grosse Zweifel, dass Johnson, der bei seinen Kollegen als narzisstischer Einzelkämpfer nicht beliebt ist, auf diesen Zweiervorschlag käme. Johnson kann May womöglich also stürzen, aber nicht im Amt ersetzen.

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