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Barbados wird zur Republik Karibisches Inselparadies löst sich von Grossbritannien

Das kleine Barbados durchläuft grosse Veränderungen: Der karibische Inselstaat nabelt sich gerade vollständig von Grossbritannien ab. Kürzlich wurde zum ersten Mal eine eigene Präsidentin gewählt. Die 72-jährige Rechtsanwältin und Politikerin Sandra Mason wird Ende Monat vereidigt und damit offiziell Staatsoberhaupt von Barbados. Bislang war das die britische Queen.

Mit der Loslösung von Grossbritannien wechselt Barbados auch die Staatsform. Der Inselstaat wandelt sich von einer konstitutionellen Monarchie zur Republik. Historiker und Karibik-Kenner Christian Cwik ordnet ein, was das bedeutet.

Christian Cwik

Historiker und Karibik-Kenner

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Christian Cwik ist Historiker am interamerikanischen Institut der Universität Graz in Österreich und hat selber lange in der Karibik gelebt.

SRF News: Die ehemalige britische Kolonie Barbados wird selbstständig. Ein radikaler Schritt?

Christian Cwik: Barbados ist zwischen 1625 und 1966 durchgehend eine britische Kolonie gewesen. Das ist im Vergleich zu allen anderen Inseln eine Ausnahmestellung. Aufgrund dieser Nähe zu Grossbritannien entwickelte sich Barbados auch über die Jahrhunderte hindurch zur wahrscheinlich englischsten und dann später zur britischsten Insel aller britischen «West Indies». So gesehen ist der Bruch, der hier stattgefunden hat, sehr interessant und auch sehr symbolhaft.

Andere Karibikstaaten haben den Schritt hin zur Republik schon vollzogen. Kommt die Loslösung von Grossbritannien in Barbados ziemlich spät?

So viele sind es noch nicht. Es sind die Cooperative Republic of Guyana, Trinidad und Tobago sowie Dominica. Ansonsten sind alle anderen britischen Kolonien – allen voran Jamaika – koloniale Restgebilde. So gesehen hat Barbados gar nicht so lange gebraucht.

Barbados hat womöglich einen Trend ausgelöst.
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Es liegt, wenn man so will, auf Platz vier der Staaten, die sich jetzt zur Republik erklärt haben. Aber Barbados hat damit womöglich einen Trend ausgelöst. Dieser Dominoeffekt wird in den nächsten Jahren wahrscheinlich noch andere Republiken entstehen lassen.

Der Schritt von Barbados wird also in der Region Nachahmer finden?

Barbados ist der britische Garant für Kontinuität gewesen. Das ist jetzt Geschichte. Jetzt müssen sich einige andere, die das immer kritisiert haben, anstrengen, um in die Fussstapfen von Barbados zu treten. Sie müssen jetzt auch einmal selbst schauen, dass sie von Grossbritannien loskommen. Und da ist ja noch genug zu tun. Etwa für Saint Kitts und Nevis, Antigua und Barbuda oder Saint Lucia. Ich glaube, in der aktuellen Dekade könnte eine letzte Dekolonialisierungswelle losbrechen. Und Barbados könnte der Stein des Anstosses dazu sein.

Das Gespräch führte Marc Allemann.

SRF 4 News, 05.11.2021, 06:10 Uhr ; 

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