Die Schlange vor der CBZ Bank im Avondale-Quartier in Harare ist lang. Es ist Ende Monat, die Löhne wurden ausgezahlt. Der 26-jährige Gärtner steht schon eine ganze Weile da. Ungefähr drei Stunden, dann kann er rein. Wenn er Glück hat, bekommt er dieses Mal etwas Bargeld.
Viel rückt die Bank aber nicht heraus. 20 Dollar gibt es pro Tag, in 50-Cent-Münzen, abgepackt in kleine Plastiksäcke. Dabei braucht der junge Mann Bargeld: für den Bus zur Arbeit oder für Gemüse auf dem Markt. Denn dort wird Ecocash nicht akzeptiert.
Ohne Handy oder Kreditkarte geht (fast) gar nichts
Ecocash ist Mobile Money; Geld, das mit dem Handy bezahlt wird. Ecocash ist allgegenwertig in Simbabwe und viele Zahlungen werden mittlerweile so getätigt, denn ein Handy hat jeder. Auch anderes sogenanntes «Plastikgeld» hat das Bargeld abgelöst: Kreditkarten oder Banküberweisungen. Das funktioniert gut.
Und dennoch hat es Nachteile, meint ein 45-jähriger Familienvater, der soeben aus der Bank kommt: Weil nicht alle Plastikgeld akzeptieren, muss man manchmal dort einkaufen, wo es die Möglichkeit für Ecocash oder Kreditkarten gibt, auch wenn es teurer ist. Zudem kostet jede einzelne Zahlung mit Plastikgeld Gebühren. Diese sind zwar klein, aber es summiert sich. Kommt dazu, dass Mobile Money nur dort funktioniert, wo es ein stabiles Mobilfunknetz hat. Auf dem Land in Simbabwe ist das oft nicht der Fall.
Vertrauen dahin – Schwarzmarkt springt ein
An der Bargeld-Krise verdienen die Geldwechsler auf dem Schwarzmarkt. Im Zentrum von Harare sitzen reihenweise vor allem Frauen und wedeln mit Geldscheinen. Wer Bargeld braucht lässt sich Ecocash oder Kreditkartengeld in Cash auszahlen.
Bargeld heisst in Simbabwe vor allem US-Dollars oder die simbabwische Pseudo-Währung, sogenannte Bond Notes. 2016 ins Leben gerufen, wird diese Währung nur in Simbabwe als Zahlungsmittel akzeptiert.
Aber Simbabwerinnen und Simbabwer trauen den Bond Notes nicht, wie Geldwechslerin Otilia Mbundura betont. Wer immer kann, wechselt das simbabwische Geld in Fremdwährung, am besten in Dollars.
Vor einem Jahrzehnt herrschte in Simbabwe Hyperinflation. Auf den grössten Noten prangte die Zahl von 100 Trillionen Dollar. Und so ist das Misstrauen der Bevölkerung in die eigene Währung und die Banken verständlich. Jedermann behält sein Geld zuhause, am liebsten in Fremdwährung.
Massive Probleme für die Wirtschaft
Ein paar Querstrassen weiter sitzt Sifelani Jabangwe in seinem Sessel im Büro des simbabwischen Industrieverbandes. Der Schwarzmarkt der Geldwechsler ist ihm geläufig: «Firmen, die keine Fremdwährung erhalten, aber Materialien für ihre Produktion importieren wollen, müssen auf den Schwarzmarkt. Aber das kostet zusätzlich.»
Der simbabwische Staat vergibt Fremdwährung für die heimische Industrie. Theoretisch. Doch oft wird das limitierte Geld, meist US-Dollars, anders eingesetzt. So soll sich die Regierung auf diese Weise Wahlmaterial beschafft haben. Und so bleibt für die Industrie nichts mehr übrig.
Die Wirtschaft bleibt stehen, bilanziert Verbandspräsident Jabangwe. Denn die Industrie ist zu grossen Teilen auf gewisse Materialien aus dem Ausland angewiesen. Die Bargeldkrise lähmt also die Wirtschaft. Und so wollen Simbabwerinnen und Simbabwer nur eines: Münzen, Scheine, Dollars – am liebsten Cash auf die Hand.