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Bauernproteste in Frankreich Bauern starten Blockade rund um Paris

Der Zorn der französischen Bauern ist übers Wochenende nicht verraucht. Der Hauptstadt droht jetzt eine längere Sperre.

Frankreichs Bauern sind nicht zufrieden mit den Konzessionen, die ihnen die Regierung übers Wochenende versprochen hat. Sie haben den Druck verstärkt und rücken mit Strassensperren und Traktoren näher an Paris. Sie wollen die Hauptstadt abriegeln und drohen mit einer Belagerung, die auch länger dauern könnte.

Nase voll von immer schärferen Vorschriften

Die Palette ihrer Forderungen ist breit. Rund 120 Punkte habe der grosse nationale Bauernverband vergangene Woche aufgelistet, erklärt ein Landwirt aus dem Departement Oise im französischen Fernsehen. In seinem Departement seien es vor allem die Vorschriften der EU, die Frankreich noch verschärfen wolle. Auch seien die Kontrollen zu streng.

Viele Bauern kommen von weit her nach Paris. Zum Beispiel aus dem Südwesten, der Region zwischen Toulouse und Bordeaux, wo der Protest vor rund zehn Tagen begonnen hat.

Ihr Aufmarsch zur Belagerung von Paris wird auch medial inszeniert. Der Nachrichtensender France Info ist mit einem Bauern unterwegs, der am frühen Morgen in Agen aufgebrochen ist. Die Fahrt nach Paris wird mindestens bis Dienstagabend dauern. Genug Zeit also für Interviews aus der Führerkabine des Traktors.

Bauer mit Traktor.
Legende: Traktoren stauen sich am Montag, 29. Januar 2024, auf der Autobahn A15 bei Argenteuil nördlich von Paris. Keystone/EPA/Yoan Valat

Der Bauer aus Agen betont, dass die Vereinfachung der Normen nur ein Teil der Forderungen sei: «Wir verlangen auch die kostenlose Stundung von Krediten für ein Jahr und höhere Preise für Weizen.» Er ist überzeugt, dass der Protest von der Bevölkerung breit unterstützt wird. Dies zeige ihm der spontane Applaus auf der Fahrt nach Paris.

Zuerst Paris und notfalls bis nach Brüssel

Wenn dieser Protest nicht fruchte, werde man notfalls nach Brüssel weiterfahren, so der Bauern aus Agen weiter. Er ist mit einem Konvoi der Bauerngewerkschaft «Coordination rurale» unterwegs, einer kleinen Organisation, die dem Rassemblement National nahesteht.

Ihr Ziel ist der Grossmarkt von Rungis, Europas grösste Verteilzentrale für Lebensmittel. Sie wollen diese zentrale Drehscheibe im Lebensmittelhandel lahmlegen, zumindest für einige Tage. Damit die Bevölkerung von Paris spüre, was Engpässe bei der Versorgung mit Lebensmitteln bedeuten würden.

Nicht alle wollen so weit gehen

Vielen Bauern ist eine Blockade von Rungis jedoch zu radikal. Dem Präsidenten der Jungbauern «Jeunes Agriculteurs» (JA) zum Beispiel, die den Protest bisher zusammen mit dem nationalen Bauernverband geprägt haben.

Es sei keine gute Idee, Bürgerinnen und Bürger zu belästigen, findet JA-Präsident Arnaud Gaillot: «Der Bauernprotest wird gemäss Umfragen von 90 Prozent der Bevölkerung unterstützt. Mit einer Blockade der Versorgung könnte die Stimmung in der Bevölkerung kippen.»

Rote Linie in Rungis?

Riskant ist eine Bauernblockade bei der Verteilzentrale von Rungis auch, weil die Regierung hier eine rote Linie gezogen hat. Die Polizei hat übers Wochenende rund 15'000 Polizistinnen und Polizisten aufgeboten – auch um diese Blockade zu verhindern.

Kommt es tatsächlich zu Auseinandersetzungen zwischen Bauern und der Polizei, wäre dies ein klarer Bruch mit der bisherigen Strategie. Denn bisher hat die Polizei den Bauernprotest beobachtet, aber jede direkte Konfrontation vermieden.

Révolte Agricole Suisse in der Romandie

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Der Unmut der Bäuerinnen und Bauern in Frankreich findet auch ein Echo in der Westschweiz. Das Gesicht der bisher völlig friedlichen Protestbewegung ist der 23-jährige Arnaud Rochat. Er hat auf Facebook am vergangenen Mittwoch die Gruppe «Révolte Agricole Suisse» gegründet. Hauptforderung: Die Bauern müssten für ihre Produkte anständig bezahlt werden, nicht durch Direktzahlungen.

Schon über 5000 Mitglieder zähle die Gruppe seither und täglich kämen 1000 neue dazu, sagt Rochat. Der Protest macht sich auch in der realen Welt bemerkbar. So wurden in der Romandie über 300 Ortsschilder abmontiert und verkehrt herum wieder angeschraubt. Ganz nach dem Motto der französischen Bauern: «On marche sur la tête».

Bauernpräsident Markus Ritter ist mit der neuen Bewegung im Gespräch, auch damit alles friedlich bleibt und nicht in rabiate Aktionen wie in Frankreich ausufert. Er findet es gut, «wenn auch unsere Basis auf eine sympathische Art und Weise auf ihre Sorgen aufmerksam machen kann». Rochat will angesichts der grossen Unterstützung mit seinem «Bauernaufstand» weitermachen. (Westschweiz-Korrespondent Andreas Stüdli)

Echo der Zeit, 29.01.2024, 18:00 Uhr;kesmu

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