Regenwasser ist einer neuen Studie zufolge so stark mit Chemikalien belastet, dass es an keinem Ort der Welt mehr Trinkwasserqualität hat.
Selbst in der Antarktis oder im Hochland von Tibet liege der Anteil besonders langlebiger per- und polyfluorierter Chemikalien (PFAS) um das 14-fache höher als die von der US-Umweltbehörde EPA empfohlenen Werte für Trinkwasser, kommt eine Studie der Universität Stockholm zum Schluss.
PFAS kommen in Zehntausenden Produkten wie Shampoos, Imprägnierungsmittel, wetterfesten Textilien, Make-up, beschichteten Pfannen oder Verpackungen vor. Es gibt tausende unterschiedliche Substanzen dieser Stoffgruppe.
Wasser- und schmutzabweisend
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PFAS haben die Fähigkeit, Wasser, Fett und Dreck abperlen zu lassen – wie das sprichwörtliche Teflon, das ebenfalls zu den PFAS gehört. Diese Substanzen enthalten alle Fluor und Kohlenstoff. Und weil diese beiden chemischen Elemente eine sehr feste Bindung miteinander eingehen, werden PFAS-Moleküle in der Umwelt kaum abgebaut.
Sie zerfallen in der Natur praktisch gar nicht und werden daher auch «ewige Chemikalien» genannt. PFAS verbreiten sich seit Jahren auch in der Umwelt und werden bei Messungen im Wasser und in der Luft nachgewiesen.
Produkte mit PFAS vermeiden
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Wer auf den Gebrauch von PFAS verzichten will, sollte beim Kauf Produkten der erwähnten Gruppen darauf schauen, dass sie frei von Fluorverbindungen sind. «Man sollte dazu beim Verkaufspersonal nachfragen oder auf den Etiketten auf perfluorierte Verbindungen achten», sagt der ETH-Umweltwissenschaftler Martin Scheringer. «Das ist ein mühsamer Prozess – aber wenn man es weiss, sollte man diese Produkte auf jeden Fall vermeiden.»
PFAS seien mittlerweile so allgegenwärtig, dass sie nicht mehr von der Erde verschwinden werden, sagt Umweltwissenschaftler Martin Scheringer, der als Experte für organische Umweltchemie an der Stockholmer Studie mitgearbeitet hat. «Deshalb muss man vermeiden, dass noch mehr von diesen Substanzen in die Umgebung gelangen.»
«Diese Stoffe sammeln sich in der Umwelt an und werden dort ewig bleiben», sagt Scheringer. Die einzige «Hoffnung» bestehe darin, dass sich die PFAS in der Tiefe der Ozeane verdünnen und dort ansammeln werden. «Doch das ist natürlich auch keine beruhigende Aussicht.»
Auswirkungen auf Fruchtbarkeit möglich
PFAS reichern sich im menschlichen Körper an. Einige Studien kommen dabei zum Schluss, dass die Chemikalien Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben oder zu Entwicklungsverzögerungen bei Kindern führen können.
Auch ein erhöhtes Risiko für Fettleibigkeit sowie bestimmte Krebsarten wie Prostata-, Nieren- oder Hodenkrebs wird angeführt, ebenso wie erhöhte Cholesterinwerte. Auch könnten die Chemikalien nach neuen Erkenntnissen die Immunreaktion von Kindern auf Impfstoffe beeinträchtigten.
Es sei allerdings unklar, so Umweltwissenschaftler Scheringer, wie toxisch die im Regenwasser festgestellte Konzentration von PAFS auf den Menschen tatsächlich wirke. «Das weiss niemand.»
Wieso werden PFAS nicht verboten?
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Grundsätzlich können Chemikalien in der Schweiz und in der EU auf den Markt gebracht werden, indem sie angemeldet oder registriert werden. Für die Registrierung muss ein gesetzlich geforderter Satz von Testresultaten geliefert werden. Doch: «Die Art der Tests ist viel zu eng gefasst, um die tatsächlichen Wirkungen eines Stoffs in der Umwelt abzubilden», sagt ETH-Umweltwissenschaftler Martin Scheringer. «Das Testsystem ist beinahe blind.» Viele Effekte, die in der Umwelt auftreten, würden vom Testsystem nicht erfasst. Grund dafür sei der wirtschaftliche Druck, diese Substanzen auf den Markt zu bringen und in Produkten einzusetzen.
Verbote von Chemikalien könnten zwar erlassen werden. «Dafür können zunächst weitere Testresultate durch die Behörden angefordert werden, und in der Prüfung muss sich dann zeigen, dass eine Chemikalie gewisse gefährliche Eigenschaften aufweist», sagt Scheringer.
SRF 4 News, Rendez-vous vom 11.8.2022, 12:30 Uhr
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srf/sda/snep;hosb
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