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Bericht des Weltklimarates Vertane Jahre für den Klimaschutz

Die bereits früher veröffentlichten Teile des Berichts des Weltklimarats IPCC haben gezeigt: Die Klimaerwärmung ist da, sie richtet erhebliche Schäden an und diese werden noch viel grösser, wenn wir die Erwärmung weiter zulassen. Sie haben auch gezeigt, dass die Welt schlecht vorbereitet ist, um Mensch und Umwelt vor den schwerwiegenden Folgen zu schützen.

Alles sehr gute Gründe, um aktiv zu werden und den CO₂-Ausstoss schnell zu senken. Die neueste Ausgabe des IPCC-Berichts liefert dazu die neuesten Zahlen und Beobachtungen – im Grunde aber wissen wir das schon länger.

Ansporn hat bisher nicht gereicht

Trotzdem hat dieses Wissen bisher nicht als Ansporn gereicht, das Nötige zu tun. Es stimmt, Wind- und Sonnenenergie wurden gefördert, sie werden mittlerweile viel stärker eingesetzt, ihr Preis ist deutlich gesunken. Aber bisher war es trotzdem zu wenig, zu langsam.

Der globale CO₂-Ausstoss steigt seit wenigen Jahren zwar etwas weniger steil an und die Corona-Pandemie hat sogar eine kurzzeitige Delle bewirkt. Aber der grundlegende Trend zeigt noch immer nach oben. Daran hat das Pariser Klima-Abkommen, in das viele Hoffnungen gesetzt werden, bisher wenig geändert.

Der neue, dritte Teil des Berichts zeigt: Damit das 1.5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens noch irgendwie erreichbar ist, müssen sämtliche Massnahmen für die CO₂-Reduktion stark beschleunigt werden. Selbst dann wird es wahrscheinlich künftig nicht ohne Technologien gehen, um CO₂ wieder aus der Luft abzusaugen. Diese werden sehr teuer sein und ob das in der nötigen Grössenordnung funktionieren wird, kann heute niemand sagen.

Schweiz leistet sich Klimaschutz-Pause

Die Schweiz leistet sich derweil durch die Ablehnung des CO₂-Gesetzes im letzten Sommer eine Massnahmen-Pause. Der neue Vorschlag des Bundesrates setzt statt auf die unbeliebten Lenkungsabgaben auf Subventionen. Die Akademien der Wissenschaften Schweiz sagen dazu in der Vernehmlassung: Damit kann das CO₂-Reduktionsziel der Schweiz bis 2030 «bei weitem nicht erreicht werden».

Nur mit milliardenteuren CO₂-Kompensationen im Ausland sei das zu schaffen. Ob es in einer Zeit, in der alle Länder ihre Klima-Massnahmen verstärken müssen, überhaupt genug solche Kompensationsmassnahmen geben wird, ist fraglich. Zumindest werden sie wohl sehr teuer werden.

Die richtige Lösung wäre seit Langem bekannt

Die Corona-Pandemie bot die Chance, die Abermilliarden, die für die Stützung der Wirtschaft weltweit ausgegeben wurden, zumindest teilweise in den klimafreundlichen Umbau dieser Wirtschaft zu stecken. Das ist grossteils nicht geschehen. Nun ist die Frage, wie wir nach der russischen Invasion in der Ukraine mit unseren Gaseinkäufen in Russland umgehen. Einfach anderswo kaufen? Oder dieses Mal die Weichen anders stellen?

Der neue Bericht des Weltklimarats sagt klar, welche Antwort die richtige wäre. Aber das haben wir ja eigentlich bereits seit längerem gewusst.

Thomas Häusler

Wissenschaftsredaktor

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Thomas Häusler ist Wissenschaftsredaktor bei SRF. Er hat in Biochemie doktoriert und eine Weiterbildung in Wassermanagement an der Uni Genf absolviert. Seit 2013 ist er Leiter der Wissenschaftsredaktion.

Info 3, 04.04.2022, 17.00 Uhr

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