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Berichterstattung über Kreml Russisches Staatsfernsehen verfälscht SRF-Reportage

Das russische Staatsfernsehen zeigt Ausschnitte aus SRF-Dokus: gekürzt, verfälscht und zweckentfremdet. Das ist laut Journalisten kein Einzelfall.

Der SRF-Sonderkorrespondent und ehemalige Russlandkorrespondent Christof Franzen flimmerte unverhofft über die russischen Bildschirme – als Protagonist im Staatsfernsehen. Gemäss Moderatorin ist Franzen nach Russland gereist, um zu zeigen, dass hier alle «barbarisch, dumm und betrunken» seien. Doch er sei nur «freundlichen, fleissigen – und vor allem patriotischen Menschen» begegnet. Der voreingenommene Reporter, der Russland richtig kennenlernte – so die Darstellung in der russischen Sendung.

Reportage mit kritischen Stimmen

In Wahrheit fragte Franzen in den beiden «Reporter»-Filmen nach, was die Menschen in Russland nach zwei Jahren Krieg von diesem halten. In Sibirien etwa sprach er mit Frauen über ihre Enkel an der Front. Er erzählte von kriegskritischen Tönen, die er abseits der Kamera hörte.

Die Filme zeigen: Es gibt auch Menschen, die offen kritisch über das Land im Krieg sprechen. «Ich möchte, dass bei uns weniger Gleichgültigkeit herrscht», so eine Frau. «Ich möchte, dass der Mensch im Zentrum steht. Nicht wie jetzt: Menschen in den Krieg schicken, auf die Schlachtbank, die dort wiederum andere umbringen.»

Kein Platz für Grautöne

Doch der SRF-Journalist traf auch Menschen, die positiv über den Krieg sprachen. «Russland, die Ukraine und Weissrussland: Wir sind eine Nation. Und wir sind geteilt worden», sagt etwa ein Mann im Dokumentarfilm. Das russische Staatsfernsehen präsentierte gezielt nur solche Aussagen im Zusammenschnitt.

Christof Franzen erfuhr von Bekannten aus Russland vom TV-Beitrag. «Die Grautöne, meine kritischen Kommentare und teils auch kritischen Nachfragen fehlen. Das hat man alles herausgeschnitten», betont Franzen.

Auch den aktuellen SRF-Korrespondenten für Russland und die Ukraine, David Nauer, erstaunt das nicht. «Die russischen Behörden verfolgen sehr genau, was westliche Medien berichten.» Soweit man wisse, machten das vor allem die Botschaften. So lese auch die Botschaft in Bern Schweizer Zeitungen oder schauen SRF. «Wenn diesen Diplomaten etwas auffällt, dann schicken sie es nach Moskau und das wird je nachdem für die russische Propaganda ausgeschlachtet.»

Gesuchter Beifall aus dem Westen

Bemerkenswert scheint die Mühe, mit der die Staatsmedien die Filme eines Schweizers Filmemachers umschneiden – und dem Autor zur besten Sendezeit Platz einräumen. Russland sei es trotz Rivalität keineswegs egal, was der Westen – und das Schweizer Fernsehen – denke, sagt Ulrich Schmid, Professor für Osteuropastudien. Russlands Fernsehen stelle den Westen einerseits zwar gerne als Feind dar. «Gleichzeitig sucht aber auch Russland immer den Beifall des Westens.»

Westliche Figuren sind der Propaganda dienlich. Zuletzt wurde das Putin-Interview des ultrarechten amerikanischen Journalisten Tucker Carlson in den russischen Medien ausgeschlachtet. Christof Franzens Russlandbesuch hingegen wurde so umerzählt, dass er ins Narrativ des Kremls passt. Der Fall zeige exemplarisch, wie russische Propaganda funktioniere, so David Nauer. «Da wird nicht einfach die Realität etwas schöngeredet, es wird regelrecht eine neue Realität erfunden.»

Propaganda vor den Präsidentschaftswahlen

In Russland stehen bald Präsidentschaftswahlen an. Laut des Beitrags im russischen Staatsfernsehen befürworten derzeit alle Befragten Putins Herrschaft, gar der Schweizer Reporter verstehe das, so die Darstellung.

Ein Mittel zum Zweck: «Putin braucht auch externe Beglaubigung für seine eigene Position», sagt der Osteuropa-Experte Schmid. Der Krieg in der Ukraine sei in der russischen Bevölkerung unpopulär. «Viele möchten, dass der Krieg zu einem Ende kommt. Wenn nun ein Schweizer Fernsehbeitrag zu den gleichen Ergebnissen kommt wie die russische Propaganda, stützt das die Position Putins.»

Gerade, weil das Regime nicht demokratisch legitimiert ist, müsse es betonen, dass seine Entscheidungen trotzdem richtig sind. Ein Schweizer, der in Russland statt Kritik angeblich nur Kriegsbegeisterung findet, passt daher gut ins Bild.

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10vor10, 21.02.2024, 21:50 Uhr ; 

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