Vier Jahre haben sie zusammen gekämpft, zusammen gefeiert, zusammen auch einige Male verloren: Die schwarz-gelbe Bundes-Regierung hat eine turbulente Legislatur hinter sich.
Heute trifft sich das Kabinett Merkel II zum letzten Mal zur gemeinsamen Sitzung – nach der Wahl wird es wohl ein Kabinett Merkel III geben. Wikipedia-Freaks freuen sich schon darauf, dieses Kapitel im Online-Lexikon zu öffnen. Fast alles deutet darauf hin, dass Merkel auch in den nächsten Jahren Kanzlerin der Bundesrepublik sein wird, entweder wieder mit der FDP, schwarz-gelb – oder aber mit den Sozialdemokraten, schwarz-rot.
Für einige Minister könnte die Regierungszeit nach der Wahl vorbei sein. Familienministerin Schröder von der CDU wird sich wohl zurückziehen, Innenminister Friedrich wackelt und auch für einige FDP-Minister ist wohl bald Schluss. Dirk Niebel zum Beispiel, der Entwicklungs-Minister, hat sich in den letzten vier Jahren innerhalb seiner Partei praktisch nur Feinde gemacht – er wird wohl weg sein.
Auf den Online-Portalen laufen seit heute Bewertungs-Listen: Am besten schneidet Finanzminister Schäuble ab, ganz schlecht kommt Vizekanzler und FDP-Chef Rösler weg.
Abschied also ist ein scharfes Schwert – ein paar Männer und eine Frau mussten dies schon vor der Wahl erleben. Der Personalverschleiss von Kanzlerin Merkel war gross. Wir erinnern uns an Karl-Theodor zu Guttenberg, der über seine Doktorarbeit stoperte. Bildungsministerin Annette Schavan sagte damals, sie schäme sich «nicht nur heimlich» für ihren Kabinetts-Kollegen. Knapp zwei Jahre später musste sie ebenfalls gehen, ebenfalls wegen einer nicht ganz lupenreinen Dissertation.
Wir erinnern uns auch an Bundespräsident Christian Wulff: Er, der Merkel-Mann, musste nach einem wochenlangen, quälenden Hin und Her gehen. Der Grund: der Vorwurf der Bestechlichkeit. Im November beginnt nun der Prozess gegen ihn. Viel ist nicht hängen geblieben strafrechtlich: Es geht um rund 500 Euro. Der Vorwurf der Vorteilsnahme steht im Raum. Menschlich ist der Fall für Wulff eine Tragödie: Seine Ehe scheiterte daran. Scherben überall.
Nun aber die Wahl, es wird spannend. Die Nervosität ist mit Händen zu greifen in der Hauptstadt.