Das Historische: Mit der Wahl Obamas begann ein neues Kapitel in der Geschichte der USA. Es breche eine Zeit an, in der die Hautfarbe keine Rolle mehr spiele, sagte der frischgewählte Präsident damals. «Für die Afroamerikanerinnen und -amerikaner war es ein wichtiger Etappensieg im jahrzehntelangen Kampf gegen Rassismus und für Gleichberechtigung», bilanziert Professor Calvin Warren von der George Washington Universität.
Gesagt, getan? «Obama versprach im Wahlkampf, das Justizsystem zu ändern, damit Afroamerikaner nicht stärker benachteiligt werden als andere Bevölkerungsgruppen», sagt Warren. Doch dies habe Obama nicht getan. Er habe falsche Prioritäten gesetzt, indem er die meiste Energie auf die obligatorische Krankenversicherung verwendet habe, so Warren. Auch nach den tödlichen Konfrontationen zwischen Afroamerikanern und der Polizei rief Obama vor allem zur Ruhe und Einheit auf. Er sprach selten über Rassismus und seine eigenen Erfahrungen damit.
Er hatte vielleicht Angst, dass ihn seine politischen Gegner als schwarzen Militanten darstellen würden
Das Schwierige: Obama betonte immer wieder, er sei der Präsident aller Amerikaner. Die Flut lasse alle Schiffe steigen, war sein Credo, wenn es allen besser gehe, dann auch den Afroamerikanern. Er versuchte, nichts zu sagen, was die Gesellschaft hätte spalten können. «Er hatte vielleicht Angst, dass ihn seine politischen Gegner als schwarzen Militanten darstellen würden», sagt Calvin Warren. «Dies hat ihn zögern lassen, die Probleme der afroamerikanischen Gesellschaft anzusprechen.»
Das Bleibende: Obama wurde von der afroamerikanischen Bevölkerung nicht nur gewählt, sondern mit 90 Prozent ihrer Stimmen wiedergewählt. Offene Kritik gegen den Präsidenten gab es aus dieser Bevölkerungsgruppe selten, denn alle seien trotz allem stolz auf ihren Präsidenten gewesen. Er habe den schwarzen Mädchen und Knaben gezeigt, dass auch sie eines Tages ins Weisse Haus einziehen könnten. Darauf ist auch Professor Calvin Warren stolz.