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Blutige Proteste gegen Israel UNO-Chef will die Gewalt in Gaza beenden

  • Blutige Bilanz beim «Marsch der Rückkehr» im Gazastreifen: Bei Zusammenstössen mit der israelischen Armee sollen bis zu 17 Menschen getötet worden sein.
  • Laut dem Gesundheitsministerium war das jüngste Opfer ein 16-jähriger Palästinenser. Rund 1400 Demonstranten wurden zudem verletzt.
  • Der Generalsekretär der Vereinten Nationen fordert Aufklärung über die Gewaltaktionen und will Friedensbemühungen unterstützen.
  • Der UNO-Sicherheitsrat ist wegen der anti-israelischen Proteste in New York zu einer Dringlichkeitssitzung zusammengekommen.

Ein Palästinenser rennt von einer Mauer weg.
Legende: Die Palästinenser zogen bei ihrem Marsch bis zur israelischen Grenze, wo sie offenbar beschossen wurden. Keystone

Eine unabhängige Untersuchung der jüngsten Gewalt im Gazastreifen hat UNO-Generalsekretär Antonio Guterres gefordert.

Unterstützung für Friedensbemühungen

Er verlange zudem Aufklärung darüber, wie Menschen getötet oder verletzt wurden, sagte sein Sprecher in New York. Guterres rufe zudem alle Verantwortlichen auf, auf Handlungen zu verzichten, die zu weiteren Opfern führen können. Zugleich bekräftigte er die Bereitschaft der Vereinten Nationen, Friedensbemühungen im Nahen Osten zu unterstützen.

Das EDA zeigt sich besorgt

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Die Schweiz sei besorgt über die Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften. Dies teilt das Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) mit. Nun müsse ein neuer Anlauf für einen Friedensprozess genommen werden.

Derweil kam der UNO-Sicherheitsrat in New York zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen, um über die Zusammenstösse mit gut einem Dutzend Toten zu beraten. Diplomaten äusserten dabei die Sorge vor weiterer Gewalt. Eine gemeinsame Erklärung des wichtigsten UNO-Gremiums kam nicht zustande.

Bis zu 17 Tote

Bei den Protesten an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Israel wurden nach palästinensischen Angaben mindestens 16 Menschen getötet und Hunderte verletzt. Der Vertreter der Palästinenser bei den Vereinten Nationen, Rijad Mansur, sprach vor dem Sicherheitsrat von mindestens 17 getöteten Palästinensern und mehr als 1400 Verletzten.

Die israelische Armee war am Freitag mit aller Härte gegen Demonstranten im Gazastreifen vorgegangen. Die Sicherheitskräfte reagierten nach eigenen Angaben auf brennende Reifen, Steinwürfe und Brandbomben von palästinensischer Seite. Die Armee sprach von Ausschreitungen an fünf Orten entlang des «Sicherheitszauns» zwischen Israel und dem Gazastreifen.

Protest für Rückkehr

Insgesamt versammelten sich entlang der 65 Kilometer langen Grenze Zehntausende Palästinenser und forderten ein Recht auf Rückkehr in jene Dörfer und Städte, aus denen ihre Familien bei der Gründung Israels 1948 geflüchtet oder vertrieben worden waren. Die israelische Armee schätzte die Zahl der Teilnehmer auf 30'000.

Die Protestaktion, die noch sechs Wochen andauern soll, fiel mit dem Karfreitag und dem Beginn des jüdischen Pessachfestes zusammen. Die Proteste fanden anlässlich des «Tags des Bodens» statt, der an die gewaltsame Niederschlagung von Protesten arabischer Bauern gegen die Enteignung ihres Landes im Norden Israels am 30. März 1976 erinnert.

Furcht vor Eskalation

Israel hatte das Grenzgebiet im Vorfeld der Proteste zur militärischen Sperrzone erklärt. Die Vereinten Nationen befürchten, dass sich die Lage im Gazastreifen in den kommenden Tagen noch verschlechtern könnte. Israel müsse seine Verpflichtungen im Rahmen der Menschenrechte erfüllen, sagte der stellvertretende Chef für politische Angelegenheiten bei der UNO, Taye-Brook Zerihoun. Tödliche Gewalt dürfe nur als letztes Mittel eingesetzt werden, sagte er vor dem Weltsicherheitsrat, der auf Antrag Kuwaits über die Gewalt im Gazastreifen beriet.

Zivilisten, insbesondere Kinder, dürften nicht zum Ziel werden. Sollte es zu Todesopfern kommen, müsse dies durch die Behörden genau untersucht werden.

Tausende marschierten mit

Israelische Soldaten hätten bei den gewaltsamen Protesten an der Grenze zu Israel gezielt auf Rädelsführer geschossen, teilte die Armee mit. Palästinenser hätten brennende Reifen in Richtung der Soldaten gerollt sowie Steine und Brandflaschen geworfen.

Nach palästinensischen Medienberichten kamen mehr als 20'000 Menschen zum «Marsch der Rückkehr». Die israelische Armee sprach von Protesten an fünf verschiedenen Punkten und rund 17'000 Demonstranten.

Protest auch gegen die USA

Die radikal-islamische Hamas wollte mit der Aktion ihren Anspruch auf ein «Recht auf Rückkehr» für palästinensische Flüchtlinge und deren Nachkommen in das Gebiet des heutigen Israels untermauern. Israel lehnt eine Rückkehr in das eigene Staatsgebiet ab.

Demonstranten verbrannten ausserdem Bilder von US-Präsident Donald Trump. Die USA hatten im Dezember einseitig Jerusalem als Israels Hauptstadt anerkannt und damit den Zorn der Palästinenser auf sich gezogen. Die Palästinenser wollen Ost-Jerusalem als Hauptstadt für einen eigenen Staat neben Israel.

Sitzung des UNO-Sicherheitsrats

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Der UNO-Sicherheitsrat will sich nach Angaben von Diplomaten noch am Karfreitag mit der Lage im Gazastreifen befassen. Die Sitzung sei auf Antrag von Kuwait einberufen worden, hiess es.

Proteste noch bis Mitte Mai

Die Massenproteste sind nach Angaben der Hamas eine Botschaft an Trump. Für den von Trump angekündigten Friedensplan für Israel und die Palästinenser gelte: «Es gibt kein Zugeständnis in Bezug auf Jerusalem, keine Alternative zu Palästina und keine Lösung, ausser zurückzukehren», sagte Hamas-Chef Ismail Hanija. Der «Marsch der Rückkehr» sei der Anfang der Rückkehr in das historische Palästina. Hanija nahm ebenfalls an der Aktion teil.

Die USA, die EU und Israel stufen die Hamas als Terrororganisation ein. Sie hatte 2007 die Macht in dem Küstengebiet an sich gerissen.

Die Proteste sollen bis zum 15. Mai dauern. Anlass sind die Feiern zum 70. Jahrestag der Gründung Israels. Die Palästinenser begehen den 15. Mai als Nakba-Tag (Tag der Katastrophe), weil im ersten Nahost-Krieg 1948 rund 700'000 Palästinenser flohen oder vertrieben wurden. Am 14. Mai wollen die USA zudem die US-Botschaft in Jerusalem eröffnen.

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