Was ist passiert? Vor rund zehn Tagen ereignete sich ein Brand im grössten Flüchtlingslager der Welt in Bangladesch. Es gab weder Verletzte noch Tote. Jedoch wurden knapp 1000 Hütten zerstört. Rund 5000 von etwa einer Million Menschen, die im Flüchtlingscamp leben, sind von der Zerstörung betroffen.
Wie ist die Situation vor Ort? Der Brand ereignete sich auf einer Anhöhe im Flüchtlingslager. «Dort sieht es wirklich verheerend aus», sagt die ARD-Korrespondentin Charlotte Horn. Überall sei die Erde noch schwarz von den Ascheresten. Karge Baumstämme ragten in den Himmel. Und überall dort, wo einmal Hütten standen, seien jetzt leere Flächen und Eckpfeiler aus Beton zu sehen.
Was heisst das für die Flüchtlinge? Die Menschen, die diesen Ort aufgebaut haben und deren Hütten nun abgebrannt sind, müssten wieder neu anfangen, erklärt die Journalistin weiter. Sie habe bereits Menschen gesehen, die ihren Standort sicherten. Sie hätten auf abgebrannten Flächen einen neuen Verschlag aufgebaut, improvisiert aus Decken und Planen. Zudem könnten sie sich im Moment nicht selbst versorgen, weshalb das Welternährungsprogramm warme Mahlzeiten verteile.
Was ist mit den abgebrannten Hütten? Die Menschen hofften auf Unterstützung beim Wiederaufbau ihrer Hütten, sagt Charlotte Horn. Das UNO-Flüchtlingshilfswerk habe das bereits zugesichert. Laut deren Sprecherin wolle man die Hütten aus widerstandsfähigeren Materialien bauen, wie Beton oder Stahl. Dafür gebe die Regierung von Bangladesch aber keine Genehmigung. Insofern laufe es wohl wieder auf Hütten aus Bambus und Planen hinaus.
Können sich die Rohingya auf Katastrophen vorbereiten? Es sei schwierig, sich im hügeligen Dschungelgebiet auf Naturkatastrophen vorzubereiten, sagt Horn. Es gebe aber inzwischen freiwillige Rohingya, die von Hilfsorganisationen in der Feuerbekämpfung geschult wurden, um die Menschen im Lager frühzeitig zu alarmieren. Laut einer der Hilfsorganisationen ist es den Helfern zu verdanken, dass es keine Todesopfer gab. Ausserdem bauten die Rohingya mit internationaler Hilfe einen Schutzbunker gegen Zyklone, weiss die Journalistin. Aber eine Million Menschen fänden darin keinen Platz.
Reicht die Unterstützung aus? «Die Menschen sind komplett abhängig von Hilfsorganisationen», erklärt die ARD-Korrespondentin. Dank der Organisationen hätten die Menschen Zugang zu aufbereitetem Wasser und Essensrationen. Ein Mann habe ihr aber erzählt, dass die Ration nicht reiche. Viele Frauen seien zur Prostitution gezwungen, weil sie Essen für ihre Kinder bräuchten. Auch die Kriminalität sei im vergangenen Jahr «extrem» gestiegen. Es gebe zunehmend Raubüberfälle, Entführungen, Mord und Drogenschmuggel.
Wie sieht die Zukunft der Rohingya im Flüchtlingslager aus? Diese sei tatsächlich ziemlich düster, sagt Horn. Vor allem für die Jüngsten. Die Hälfte der Rohingya-Flüchtlinge im Camp seien Kinder. Sie könnten zwar in Lernzentren gehen, hätten aber kaum Zugang zu normalen Schulen. Hinzu kommt: In Bangladesch sind Rohingya nicht erwünscht. Das Land schob bereits 30'000 Rohingya ab. Die bangladeschische Regierung spreche immer mehr von Rückführung, sagt die Journalistin. Wann diese beginne, sei offen. Manche Beobachter glaubten, dass die Lösung Myanmar sei. Die regierende Militärjunta müsste den Rohingya erlauben, zurückzukehren. Das sei bis anhin nicht geschehen. «Vielleicht braucht es mehr internationalen Druck – von den USA, der EU oder China», so Horn.