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Brics-Gipfel in China Ihr gemeinsames Ziel – die Entmachtung des Westens

Der Gipfel der so genannten Brics-Staaten hat begonnen – und könnte zur Farce verkommen. Eine Einschätzung.

Wenn sich die Staatschefs von Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika – nach ihren Anfangsbuchstaben Brics genannt – heute zum Gipfel versammeln, lautet das Motto «eine stärkere Partnerschaft für eine bessere Zukunft». Dagegen hat niemand etwas. Es könnte auch der Leitspruch am Weltwirtschaftsforum in Davos sein.

Doch das Brics-Treffen steht unter keinem guten Stern. Eben noch standen sich wegen Grenzstreitigkeiten an der indisch-chinesischen Grenze Panzer gegenüber. Ein Krieg zwischen den beiden Grossmächten war nicht auszuschliessen. Die Panzer wurden jetzt etwas zurückgezogen, um das Gipfel-Klima nicht ganz zu vergiften. Gelöst ist der Konflikt nicht.

Konkurrenz zum IWF

Der Streit stört die Ambition der nun zehnjährigen Brics-Gruppe, die Vorherrschaft des Westens in der Welt zu beenden. Dass die Schwellenländer überhaupt danach trachten, daran sind die westlichen Länder selber schuld.

Allzu lange haben sie den aufstrebenden Staaten einen gebührenden Platz am grossen Tisch der Weltpolitik verweigert: bei der UNO, bei der Weltbank, beim Weltwährungsfonds. Bei den G7 durften China, Indien und Brasilien jeweils bloss kurz als Gäste am Katzentisch Platz nehmen.

Also gründeten die Schwellenländer ihren eigenen Klub. Der durchaus etwas erreichte. Das wichtigste: eine neue Entwicklungsbank als Alternative zum IWF. Eben vergab sie die ersten Investitionskredite. Richtig ist auch: Die Brics-Staaten repräsentieren bald die Hälfte der Weltbevölkerung und nahezu dreissig Prozent der globalen Wirtschaftskraft. Zum Taktgeber auf der Weltbühne haben sie es jedoch bisher nicht geschafft.

Ist Peking zu dominant?

Hauptsächlich weil die fünf Brics-Staaten überaus heterogen sind – anders etwa als die G7, die allesamt Demokratien sind. Drei Brics-Mitglieder, Indien, Brasilien und Südafrika, werden demokratisch, China und Russland jedoch autoritär regiert. Es fehlt eine gemeinsame Kultur, es gibt keine gemeinsamen Werte und Prinzipien.

Fredy Gsteiger

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Portrait von Fredy Gsteiger

Der diplomatische Korrespondent ist stellvertretender Chefredaktor bei Radio SRF. Vor seiner Radiotätigkeit war er Auslandredaktor beim «St.Galler Tagblatt», Nahost-Redaktor und Paris-Korrespondent der «Zeit» und Chefredaktor der «Weltwoche».

Einig sind sie sich oft nur darin, dem Westen die Stirn zu bieten und dessen Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten abzuwehren. Allenfalls noch bei der Stärkung der Handelsbeziehungen. Die UNO-Vetomächte China und Russland sind nicht mal bereit, den Anspruch ihrer Brics-Partner Brasilien und Indien auf einen ständigen Sitz im UNO-Sicherheitsrat zu unterstützen.

Das zweite Problem: China ist zu dominant. Wirtschaftlich mehr als doppelt so potent wie die übrigen vier Brics-Mitglieder zusammen. Diese chinesische Dominanz stört vor allem Indien, aber auch Russland – selbst wenn man das in Moskau ungern zugibt. Das chinesische Übergewicht nährt den Verdacht, Peking wolle die Brics nur für seinen Aufstieg zur Supermacht nutzen.

Drittens: Gleich in drei Brics-Staaten lief es in jüngster Zeit nicht mehr so rund. Brasilien, Russland und vor allem das durch die Regierungspartei heruntergewirtschaftete Südafrika hatten oder haben wirtschaftliche Probleme; in China lahmt das Wachstum, wenngleich nicht dramatisch.

Herausforderung für den Westen

Schliesslich sind die Brics Opfer davon, dass es immer mehr Ländergruppen gibt. Neben den fixen wie etwa Nato, EU oder OSZE auch informelle wie die G7, die G20 oder die Schanghai-Kooperationsorganisation. Jede ringt um Bedeutung. Das mindert das Gewicht jeder einzelnen.

Weshalb auch vom jetzigen Brics-Gipfel wenig Substanzielles erwartet wird. Dennoch wäre es leichtfertig, die Brics zu unterschätzen: Ihre Bedeutung nimmt weiter zu, jene des Westens schrumpft. Und ihr Anspruch auf mehr Mitsprache ist berechtigt. Will heissen: Eine Bedrohung für den Westen sind die Brics vorläufig nicht, eine Herausforderung allerdings schon.

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