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Britisches Gesundheitswesen am Anschlag
Aus Rendez-vous vom 12.01.2018. Bild: Keystone
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Britisches Gesundheitswesen Wenn Patienten in den Spitalkorridoren sterben

Jedes Jahr kommt sie gewiss: die Winterkrise im «National Health Service», dem Gesundheitsdienst Grossbritanniens. Und das liegt nicht allein an der Grippewelle.

Das britische Gesundheitswesen erreicht inzwischen kein einziges seiner verbindlichen Ziele mehr. Zum ersten Mal seit es derartige Richtgrössen gibt, seit 2004, wurden sie ausnahmslos verfehlt. Notfallstationen in Spitälern sind hoffnungslos überfüllt, Patienten warten zuerst in Ambulanzen, dann in Korridoren, bis sie erstmals untersucht werden. Nicht alle überleben das.

68 britische Notfallärzte nannten die Zustände gestern in einem offenen Brief an Premierministerin Theresa May «unerträglich». Die Krise, die offiziell nicht als solche bezeichnet werden darf, da der britische Gesundheitsdienst NHS definitionsgemäss der beste der Welt ist, kann nicht allein der Grippewelle zugeschrieben werden – die kommt jedes Jahr um diese Zeit.

Nicht akute Eingriffe müssen verschoben werden

Überdies wurden zum Jahresbeginn erstmals sämtliche nicht akuten Eingriffe landesweit für den ganzen Monat Januar abgesagt, um Kapazitäten freizustellen.

Die Ursachen liegen leider tiefer. Es stimmt zwar, dass der NHS von den Einsparungen der letzten acht Jahre verschont geblieben ist, und dass immer mal wieder zusätzliche Gelder bewilligt wurden, aber bei weitem nicht genug, um der zunehmenden Bevölkerungszahl, der Überalterung und den steigenden Behandlungskosten Rechnung zu tragen.

So steigt die Nachfrage weit rascher als das Angebot. Der Personalmangel erschwert Abhilfe: Seit dem Brexit-Referendum haben zahlreiche Ärzte und Krankenschwestern aus EU-Ländern die britischen Spitäler verlassen, der Einbruch bei den Neuzugängen ist dramatisch.

Rote Zahlen hin oder her – die Politik ist gefordert

Kommt hinzu, dass die Mittel für die Altenpflege in den letzten Jahren drastisch gekürzt werden mussten, weil die Gemeinden, die dafür verantwortlich sind, weniger Subventionen aus London erhalten. Das treibt Senioren rascher in die Spitäler und blockiert sie dort, weil es zu wenig Altersheime und Heimpflege gibt.

Mehr Geld würde bestimmt helfen, aber die notwendigen Beträge sind astronomisch, der britische Staat bleibt auch ohne diese in den roten Zahlen. Die Politik ist gefordert, denn der Gesundheitsdienst ist der Briten liebstes Kind – daran werden Regierungen gemessen.

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