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Bröckelnder Sicherheitsapparat Akute Personalnot bei russischer Polizei – Ursache und Folgen

Armee und Rüstungssektor locken mit Superlöhnen wegen des Ukraine-Kriegs. Das trifft vor allem die Polizeikorps massiv.

Der Personalmangel: In Russland gibt es viel zu wenig Polizisten und andere Sicherheitskräfte wie etwa Gefängnispersonal. Die Strafvollzugsbehörde schlägt Alarm und warnt vor einer kritischen Situation, ist doch aktuell teils jede zweite Stelle unbesetzt. Dasselbe gilt für die Polizei, wo laut offiziellen Angaben in manchen Regionen bis zu ein Drittel der erforderlichen Einsatzkräfte fehlt. Schon 2022 warnte der russische Innenminister, es fehlten dem Land 90'000 Polizisten. Der damalige Rekrutierungsappell von Präsident Putin verhallte offenbar wirkungslos. Denn Ende letzten Jahres waren es 170'000 fehlende Polizeikräfte.

Der Personalmangel trifft fast alle Sektoren der russischen Wirtschaft.
Autor: Calum MacKenzie Russland-Korrespondent

Die Hauptursache: Der Kreml zahlt den Soldaten wegen des fortgesetzten Kriegs mit der Ukraine für russische Verhältnisse exorbitante Löhne und investiert massiv in Waffenproduktion und Armee. Entsprechend lassen sich viele potenzielle und ehemalige Polizisten lieber in Rüstungsfabriken oder bei der Armee anstellen. Der Personalmangel treffe fast alle Sektoren der russischen Wirtschaft, erklärt Russland-Korrespondent Calum MacKenzie.

Die spürbaren Folgen: Laut MacKenzie gibt es viele Hinweise darauf, dass die Polizisten in Russland demoralisiert sind. Das zeige sich nicht zuletzt in den Online-Foren und -Gruppen für Polizeiangehörige: «Sie fühlen sich auch nicht wertgeschätzt, wenn sie sehen, dass ein Polizist fast viermal weniger verdient als ein Soldat.» Dies begünstige wiederum die Korruption. Im letzten Jahr wurden vermehrt Polizeichefs und einfache Polizisten verhaftet und die Fälle offen publiziert. Ein Hinweis, dass es ein echtes Problem ist, wie MacKenzie folgert.

Keine Lösung in Sicht: In einigen russischen Regionen versucht man, den Job bei der Polizei attraktiver zu machen, indem man die monatlichen Boni für Polizisten erhöht. Die Mittel stammen allerdings absurderweise aus dem gleichen Budget, aus dem auch die höheren Entschädigungen für Soldaten stammen – damit diese eben zur Armee gehen und nicht zur Polizei. Die Bevölkerung hält die Polizei laut Umfragen vermehrt für inkompetent, willkürlich und korrupt, was die Stimmung unter den Polizeibeamten weiter verschlechtert, wie MacKenzie berichtet.

SRF 4 News aktuell, 25.09.2025, 06:44 Uhr ; 

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