Was ist passiert? Ein Cyberangriff auf einen europaweit tätigen Dienstleister für Check-in- und Boarding-Systeme hat am Freitagabend zu erheblichen Störungen im Flugverkehr geführt. Besonders betroffen ist der Berliner Flughafen BER, wo Passagiere mit Papierlisten und Stift abgefertigt wurden. Die automatisierten Systeme wurden vorsorglich vom Netz genommen, um weiteren Schaden zu vermeiden. Die Folge: lange Warteschlangen, manuelle Prozesse und zahlreiche Verspätungen.
Welche Flughäfen sind betroffen? Neben dem Flughafen Berlin Brandenburg (BER) sind besonders London Heathrow und Brüssel von den Auswirkungen betroffen. In Heathrow wurden laut BBC bis zum Mittag über 140 Flüge verspätet abgefertigt, in Brüssel mehr als 100 – darunter auch 14 gestrichene Verbindungen. Am BER wurden 62 Verspätungen gezählt. Auch der Dubliner Flughafen musste mehrere Flüge streichen.
Was sind die Gründe? Betroffen ist das US-Unternehmen Collins Aerospace, das Systeme für die Passagierabfertigung bereitstellt. Das Unternehmen bestätigte eine «cyberbedingte Störung» und arbeitet nach eigenen Angaben aktiv an der Wiederherstellung der Funktionalität. Die Auswirkungen beschränken sich auf den elektronischen Check-in und die Gepäckabgabe, können aber durch manuelle Prozesse teilweise kompensiert werden. Collins Aerospace ist in der Luft- und Raumfahrttechnologie tätig und entwickelt neben zivilen auch militärische und Raumfahrtsysteme. Der Angriff richtete sich nicht direkt gegen einzelne Flughäfen, sondern gegen die Infrastruktur des Dienstleisters, der europaweit im Einsatz ist.
Wie geht es weiter? Wegen der anhaltenden Folgen des Cyberangriffs und der Rückflüge tausender Marathonläufer rechnet der Berliner Flughafen am Montag erneut mit längeren Verspätungen und weiteren Problemen. Mit 95'000 Passagieren würden viel mehr Menschen erwartet als an einem normalen Montag mit 75'000 bis 85'000, sagte ein Sprecher der Agentur DPA. Weiterhin sei nicht klar, wann die technischen Probleme beim Einchecken und der Gepäckabgabe behoben seien. «Es gibt noch keine Entwarnung.»
Auch an anderen Flughäfen knirschte es am Sonntag noch im Betrieb. In Brüssel etwa ziehen sich die Auswirkungen in die neue Woche: Der Flughafen bat die Airlines, die Hälfte der für Montag geplanten Abflüge zu streichen, wie er mitteilte.
Auch der Dubliner Flughafen teilte mit, einige Airlines benutzten weiter «manuelle Ausweichlösungen», um etwa Bordkarten auszustellen. In London Heathrow hatten die Flughafenmitarbeiter noch am Sonntag alle Hände voll zu tun, um zu einem normalen Flugbetrieb zurückkehren zu können. Noch am Nachmittag wies der Airport Passagiere auf seiner Website darauf hin, dass die Arbeiten zur Behebung des Störfalls beim Check-in anhielten. Der Grossteil der Flüge könne aber wieder nach Plan stattfinden.