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Bürgerkrieg im achten Jahr Die Interessen der Staaten im Syrien-Konflikt

Syrien: Präsident Assad will vor allem eines: an der Macht bleiben. Dazu will er die Herrschaft über das ganze Land zurückerobern. Viele Mittel sind ihm recht, auch die Zermürbung der Zivilbevölkerung, Ruinen in Homs, Ostaleppo und Ghuta zeugen davon. Offiziell gelten alle Angriffe den «Terroristen». Gemeint sind Rebellenmilizen, die zu einem guten Teil im islamistischen Lager zu verorten sind. Nur: Assad bezeichnet alle Gegner als «Terroristen».

Russland: Für Putin ist Syrien die Plattform, um international eine gewichtige Rolle zu spielen. Mit Syrien weitet er seine Verhandlungsmacht gegenüber dem Westen aus. Russland unterstützt Assad vor allem aus der Luft, aber auch mit Söldnertruppen am Boden. Und vor allem politisch, indem es mit unzähligen Vetos im Sicherheitsrat die UNO in der Syrien-Krise handlungsunfähig macht. Putin hat Russland im Syrien-Konflikt und darüber hinaus zum unverzichtbaren Gesprächspartner gemacht.

USA: Washington wollte ursprünglich das Assad-Regime von der Macht entfernen. Dieses Ziel ist inzwischen vom Tisch. Die USA wollten den IS bekämpfen, und dieser IS als Quasi-Staat ist verschwunden. Mittlerweile besteht das Hauptziel darin, zu verhindern, dass der Iran die dominierende Macht in Syrien bleibt und sein Projekt einer vom ihm kontrollierten Verbindung bis ans Mittelmeer zustande bringt.

Türkei: Erdogan will um jeden Preis verhindern, dass an der türkischen Südgrenze ein ganz oder teilweise autonomer kurdischer Staat entsteht. Um das zu erreichen, greift er massiv ins syrische Kriegsgeschehen ein. Das ärgert die USA, weil die Türken ausgerechnet deren wichtigsten – und fast einzigen – Verbündeten in Syrien angreifen. Russland profitiert machtpolitisch vom Zwist zwischen Ankara und Washington und verhindert die türkischen Luftangriffe nicht, obschon es dazu imstande wäre.

Iran: Sich als führende Macht im Nahen Osten zu etablieren, ist das Hauptziel des Irans. Deshalb hat er von Kriegsbeginn weg auf Assad gesetzt und ihn direkt oder indirekt mit schiitischen Milizen und der Hisbollah unterstützt. Der Iran will faktisch die Kontrolle über Syrien ausüben – mit Assad als Statthalter. Teheran will eine Art Landbrücke zwischen dem Kaspischen Meer und dem Mittelmeer kontrollieren, um so ungehinderte Waffenlieferungen an seinen potentesten Verbündeten, die libanesische Hisbollah, sicherzustellen.

Israel: Die Regierung in Jerusalem lebte mit Assad jahrelang in stabiler Feindschaft. Die Grenze zu Syrien war Israels sicherste. Das änderte sich mit dem Beginn des Syrien-Krieges. Nun will Israel eine iranische Vormacht in Syrien verhindern. Sollte der Iran permanent militärisch in Syrien präsent sein, würde man gar einen Krieg riskieren, sagt Regierungschef Benjamin Netanjahu. Insbesondere will Israel die inzwischen militärisch sehr potente Hisbollah zurückdrängen.

Grossbritannien: Premierministerin Theresa May kann und wollte nicht abseitsstehen, als die USA und Frankreich einen Einsatz in Syrien beschlossen als Strafaktion gegen Assad wegen seines mutmasslichen Giftgasangriffs. Denn damit würde sie Abkoppelung signalisieren. Die Beweislage ist in ihren Augen klar: «Alles weist darauf hin, dass das syrische Regime verantwortlich war.» Grossbritannien hat mit dem Fall Skripal auf eigenem Boden Erfahrung mit dem Einsatz von Chemiewaffen. Für May war Russland dafür verantwortlich – der Verbündete Syriens.

Frankreich: Präsident Macron sagt, er habe Beweise für den Einsatz von Chemiewaffen durch die syrische Regierung. Frankreich hatte den Einsatz von Chemiewaffen mehrfach als «rote Linie» bezeichnet und mit Militärschlägen gedroht. Es gehe darum, die Fähigkeit zum Einsatz von Chemiewaffen auszuschalten. Zwar wolle Frankreich keine Eskalation im Nahen Osten, «aber man kann Regimes nicht gewähren lassen, die glauben, sie könnten sich alles erlauben, auch in klarem Verstoss gegen das Völkerrecht.»

Deutschland: In Deutschland hat Kanzlerin Angela Merkel klar gemacht, das Land werde sich nicht an militärischen Aktionen gegen Syrien beteiligen. «Aber wir sehen und unterstützen, dass alles getan wird, dass dieser Einsatz von Chemiewaffen nicht akzeptabel ist», sagte Merkel.

Golfstaaten: Saudi-Arabien und andere Golfstaaten unterstützen sunnitische Kräfte in Syrien, darunter auch radikale, selbst solche, die dem Terrornetzwerk al-Kaida nahestehen. Sie tun das nur begrenzt direkt militärisch, jedoch mit waffentechnischer und finanzieller Unterstützung. Allerdings: Je mehr es den vereinten Kräften von Assad, dem Iran und Russland gelingt, die syrischen Rebellen zurückzudrängen, umso mehr schwindet der Einfluss der Golfstaaten in Syrien.

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