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Bürgerkrieg im Sudan Sudan-Gespräche in der Schweiz: Das steckt dahinter

Am Mittwoch haben die Gespräche über den Sudan in der Schweiz begonnen. Ziel ist es, mehr humanitäre Hilfe in das Land zu ermöglichen und allenfalls gar einen Waffenstillstand zu erreichen. Ist das realistisch? Und wie ist der Konflikt im Sudan überhaupt entstanden? Ein Überblick.

Wie kam es zum Konflikt im Sudan?: Jahrelang wurde der rohstoffreiche Sudan in Afrika von Diktator Omar al-Baschir drangsaliert, ehe er 2019 bei einem Putsch nach einem Volksaufstand abgesetzt wurde. Doch die Zivilbevölkerung blieb auch im folgenden Machtgerangel auf der Strecke. Seit nunmehr 16 Monaten kämpfen zwei Generäle um die Macht – ohne Rücksicht auf Verluste. Millionen Menschen wurden im eigenen Land vertrieben, Millionen hungern.

Wer kämpft im Sudan? Nach mehreren Putschen wollten der Oberbefehlshaber der sudanesischen Armee (SAF), Abdel Fattah al-Burhan, und der Chef der Milizen «Rapid Support Forces» (RSF), Mohamed Hamdan Daglo, sich die Macht teilen. Al-Burhan wurde Präsident, Daglo sein Stellvertreter. Das Gebilde zerbrach aber im April 2023 an der Rivalität der Männer. Seitdem kämpfen beide mit ihren Truppen um die territoriale Vorherrschaft. Beide Seiten begegnen Zivilisten nach Angaben von Einwohnern mit roher Gewalt. Ihnen werden schwere Menschen­rechts­verletzungen vorgeworfen.

Kinder spielen vor traditionellen Strohhütten.
Legende: Kinder in einem Flüchtlingslager in der Nähe von Darfur. Reuters/Mohamed Jamal Jebrel

Die Verhandlungen in der Schweiz: Die USA haben Vertreter der Armee (SAF) und der RSF-Miliz zu Verhandlungen über einen Waffenstillstand an einen geheimen Ort in die Schweiz eingeladen. Die Gespräche sollen mindestens bis zum 24. August dauern und die Voraussetzungen dafür schaffen, dass mehr humanitäre Hilfe ins Land gebracht werden kann. Um die politische Zukunft des Sudans soll es dabei ausdrücklich nicht gehen. Die RSF-Miliz ist tatsächlich mit einer Delegation in die Schweiz gereist, die SAF aber offenbar nicht. Deshalb beraten zunächst technische Experten, wie die humanitäre Hilfe ausgeweitet werden kann. Ein Waffenstillstand dürfte ohne Teilnahme der SAF kein Thema sein.

Das Elend im Sudan in Zahlen: Fast 26 Millionen Menschen sind im Sudan von akutem Hunger bedroht. 755'000 Menschen stehen am Rande einer Hungersnot, wie UNO-Analysen zeigen. 10.7 Millionen Menschen sind auf der Flucht, mehr als zwei Millionen weitere sind über die Grenzen in Nachbarländer geflohen. Nach UNO-Schätzungen sterben im Sudan täglich mindestens hundert Menschen an den Folgen von Hunger.

Die Lage in der Hauptstadt Khartum

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«Die Lage in Khartum ist unbeschreiblich und wirklich furchtbar», sagt Khalid Mishain, Sprecher einer Jugend-NGO, der vor Kurzem aus der weitgehend zerstörten Hauptstadt geflohen ist. «Jeden Tag hört man von Menschen, die in ihren Häusern oder Wohnungen erschossen worden sind. Die Regierungstruppen bombardieren in den Vierteln, in denen die RSF die Kontrolle hat, willkürlich Wohngegenden.»

Ein paar Kinder wollten am Samstag in der Nähe von Khartum auf einem als «kinderfreundlich» deklarierten Gelände Fussball spielen, den elenden Alltag für ein paar Stunden vergessen. Der Horror kam aus der Luft, wie das UNO-Kinderhilfswerks Unicef berichtet: Ein Geschoss schlug auf dem Platz ein, zwei Jungen wurden getötet, alle anderen verletzt.

Sexuelle Gewalt und Vertreibungen: Eine leitende Krankenschwester berichtete dem Unicef, sie habe Hunderte Frauen und Mädchen betreut, die vergewaltigt worden seien. Ähnliches berichtet Mahmud Alzain aus dem Bundesstaat Sennar. Er dokumentiert dort mit einer Gruppe zusammen Menschen­rechts­verletzungen. «Es gibt viele Plünderungen und zahlreiche sexuelle Übergriffe gegen Frauen und Mädchen. Uns wurden auch mehr als 100 Fälle verschwundener Männer gemeldet, die von der RSF verschleppt wurden.» Ob sie noch lebten, sei ungewiss. Kämpfer würden Frauen, Kinder und alte Menschen willkürlich erschiessen.

Die Lage in Nord-Darfur

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In der umkämpften Stadt El Fascher sind Hunderttausende Menschen vom Nötigsten abgeschnitten. Es gibt kaum noch Nahrungsmittel, berichten Einwohner. Einige hätten es in das überfüllte Lager SamSam geschafft, wo es aber auch kaum Essen gibt, berichtet Yakoub, der es kürzlich schaffte, aus El Fascher zu fliehen. Viele Menschen müssten trotz einsetzender Regenzeit unter freiem Himmel kampieren. «Kinder sterben an Unterernährung, an Durchfallerkrankungen und Malaria», berichtete er.

Mohamed Ahmed von Ärzte ohne Grenzen ist im Grenzgebiet von Darfur und Tschad. Das Elend sei immens, Hunderttausende Flüchtlinge hausten dort unter chaotischen Bedingungen, Hilfsgüter erreichten sie nicht. «Was wir an humanitärer Hilfe leisten, ist wie ein Tropfen in den Ozean», sagte er. Die Welthungerhilfe steht bereit, um 18'000 Tonnen Nahrungsmittel des Welternährungsprogramms (WFP) in El Fascher, SamSam und umliegenden Ortschaften zu verteilen, wie eine Sprecherin sagte.

Prekäre Sicherheitslage erschwert humanitäre Hilfe: Beide Seiten behindern nach UNO-Angaben systematisch die nötige humanitäre Hilfe für die Menschen. Zum einen würden bürokratische Hürden aufgebaut, um Lieferungen zu genehmigen, zum anderen stünden UNO-Konvois mit Lebensmitteln oft tagelang an Checkpoints fest. Zudem fehlt der UNO das Geld, selbst für die Leute, die erreicht werden könnten: Von den 2.7 Milliarden Dollar, die für 2024 nötig sind, ist nach UNO-Angaben erst ein Drittel eingegangen.

 

Glückskette sammelt für Sudan

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CR-Code für die Überweisung
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Seit über einem Jahr herrscht im Sudan ein verheerender Konflikt, der die Region in eine der schlimmsten humanitären Krisen der Welt gestürzt hat. Angesichts dieser alarmierenden Situation ruft die Glückskette dringend zur Solidarität auf, um ihre Hilfe im Sudan und in der Region zu intensivieren.

Spenden für die Sammlung «Humanitäre Krise Sudan» können über den QR-Code oder auf  www.glueckskette.ch getätigt werden.

Echo der Zeit, 13.08.2024, 18 Uhr ; 

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