Wie kam es zum Konflikt im Sudan?: Jahrelang wurde der rohstoffreiche Sudan in Afrika von Diktator Omar al-Baschir drangsaliert, ehe er 2019 bei einem Putsch nach einem Volksaufstand abgesetzt wurde. Doch die Zivilbevölkerung blieb auch im folgenden Machtgerangel auf der Strecke. Seit nunmehr 16 Monaten kämpfen zwei Generäle um die Macht – ohne Rücksicht auf Verluste. Millionen Menschen wurden im eigenen Land vertrieben, Millionen hungern.
Wer kämpft im Sudan? Nach mehreren Putschen wollten der Oberbefehlshaber der sudanesischen Armee (SAF), Abdel Fattah al-Burhan, und der Chef der Milizen «Rapid Support Forces» (RSF), Mohamed Hamdan Daglo, sich die Macht teilen. Al-Burhan wurde Präsident, Daglo sein Stellvertreter. Das Gebilde zerbrach aber im April 2023 an der Rivalität der Männer. Seitdem kämpfen beide mit ihren Truppen um die territoriale Vorherrschaft. Beide Seiten begegnen Zivilisten nach Angaben von Einwohnern mit roher Gewalt. Ihnen werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.
Die Verhandlungen in der Schweiz: Die USA haben Vertreter der Armee (SAF) und der RSF-Miliz zu Verhandlungen über einen Waffenstillstand an einen geheimen Ort in die Schweiz eingeladen. Die Gespräche sollen mindestens bis zum 24. August dauern und die Voraussetzungen dafür schaffen, dass mehr humanitäre Hilfe ins Land gebracht werden kann. Um die politische Zukunft des Sudans soll es dabei ausdrücklich nicht gehen. Die RSF-Miliz ist tatsächlich mit einer Delegation in die Schweiz gereist, die SAF aber offenbar nicht. Deshalb beraten zunächst technische Experten, wie die humanitäre Hilfe ausgeweitet werden kann. Ein Waffenstillstand dürfte ohne Teilnahme der SAF kein Thema sein.
Das Elend im Sudan in Zahlen: Fast 26 Millionen Menschen sind im Sudan von akutem Hunger bedroht. 755'000 Menschen stehen am Rande einer Hungersnot, wie UNO-Analysen zeigen. 10.7 Millionen Menschen sind auf der Flucht, mehr als zwei Millionen weitere sind über die Grenzen in Nachbarländer geflohen. Nach UNO-Schätzungen sterben im Sudan täglich mindestens hundert Menschen an den Folgen von Hunger.
Sexuelle Gewalt und Vertreibungen: Eine leitende Krankenschwester berichtete dem Unicef, sie habe Hunderte Frauen und Mädchen betreut, die vergewaltigt worden seien. Ähnliches berichtet Mahmud Alzain aus dem Bundesstaat Sennar. Er dokumentiert dort mit einer Gruppe zusammen Menschenrechtsverletzungen. «Es gibt viele Plünderungen und zahlreiche sexuelle Übergriffe gegen Frauen und Mädchen. Uns wurden auch mehr als 100 Fälle verschwundener Männer gemeldet, die von der RSF verschleppt wurden.» Ob sie noch lebten, sei ungewiss. Kämpfer würden Frauen, Kinder und alte Menschen willkürlich erschiessen.
Prekäre Sicherheitslage erschwert humanitäre Hilfe: Beide Seiten behindern nach UNO-Angaben systematisch die nötige humanitäre Hilfe für die Menschen. Zum einen würden bürokratische Hürden aufgebaut, um Lieferungen zu genehmigen, zum anderen stünden UNO-Konvois mit Lebensmitteln oft tagelang an Checkpoints fest. Zudem fehlt der UNO das Geld, selbst für die Leute, die erreicht werden könnten: Von den 2.7 Milliarden Dollar, die für 2024 nötig sind, ist nach UNO-Angaben erst ein Drittel eingegangen.