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Bürgermeisterwahl in New York Zohran Mamdani: Hoffnung der Demokraten oder Geschenk für Trump?

Der demokratische Senkrechtstarter Zohran Mamdani könnte zum neuen Bürgermeister von New York gewählt werden. Während Fans in ihm einen Heilsbringer sehen, ist er für seine Gegner ein Kommunist.

Es sind Menschenmassen, wie sie sonst nur nationale Politgrössen anzuziehen vermögen. Doch die über 10'000 Fans und Neugierigen, die am Sonntag in das Sportstadion nach Queens gereist sind, wollen nur ihn sehen: Zohran. Der neue Star der Demokraten wird von Anhängern meist nur beim Vornamen genannt.

Menschenmenge mit Schildern auf politischer Veranstaltung.
Legende: Zohran Mamdani wird von seinen Anhängern im Forest Hills Stadion in Queens gefeiert. Keystone/Sarah Yenesel

Am 4. November könnte der 34-Jährige zum ersten muslimischen Stadtpräsidenten New Yorks gewählt werden. Seine Wahlversprechen: Mietzinsen einfrieren, Fahrpreise für Busse abschaffen und städtische Supermärkte einführen.

Bei seiner Wahlkampfrede in Queens gibt sich Mamdani selbstironisch und verweist darauf, dass er in Umfragen diesen Februar noch bei einem Prozent lag: «Wir waren gleichauf mit dem Kandidaten «Jemand anderes». Ich wusste immer, dass wir diesen schlagen könnten.» Und tatsächlich: Mamdani gewann die demokratischen Vorwahlen im Sommer deutlich und gilt seither als Favorit.

Er ähnelt in gewisser Weise Donald Trump.
Autor: Laura Tamman Politologin, Pace-Universität New York

Dazu beigetragen haben vor allem junge Menschen, wie Politologin Laura Tamman von der Pace-Universität in New York erklärt: «Zohran Mamdani steht für eine neue Art, Politik zu machen. Er spricht die Menschen direkt über die sozialen Medien an. So hat er eine beispiellose Zahl junger Menschen mobilisiert, die ihm bei der Vorwahl die Stimme gaben. Indem er mit seiner Botschaft direkt auf die Menschen zugeht, ähnelt er in einer gewissen Weise Donald Trump.»

Top-Thema: teures New York

Inhaltlich trennen die beiden aber ganze Galaxien. Der US-Präsident schimpft Mamdani einen Kommunisten und will der Stadt im Falle von dessen Wahl Bundesgelder entziehen. Mamdani tritt zwar für die Demokraten an, ist aber gleichzeitig Mitglied der Demokratischen Sozialisten, die sich links der Demokraten positionieren. So verspricht Mamdani, als Stadtpräsident, die Mietzinsen einzufrieren. Ein Vorhaben, das aus Freunden zuweilen Gegner macht. Wie etwa Kenny Burgos, der bis im Sommer 2024 zusammen mit Mamdani für die Demokraten im Repräsentantenhaus des Bundesstaats New York sass.

Zwei Männer in Anzügen mit Masken lächelnd in einem Büro.
Legende: Mamdani (links) und Burgos bei ihrer Vereidigung im Repräsentantenhaus des Bundesstaats New York im Jahr 2021. zvg/Kenny Burgos

Heute vertritt Burgos die Interessen der Vermieter von mietpreisgebundenen Wohnungen (siehe Box) und findet: «Die Mietzinsen einzufrieren ist reine Symptom-Bekämpfung und löst das Problem der hohen Lebenshaltungskosten nicht. Es hilft nur einem Teil der Mietenden und die dadurch entstehenden Kosten würden auf die anderen überwälzt. Für mich sind das eher politische Schlagworte als eine praktische Lösung.»

Der Vorwurf der Judenfeindlichkeit

Mamdani wurde im Wahlkampf ausserdem regelmässig Antisemitismus vorgeworfen, weil er sich nicht genügend von Slogans wie «Globalisiert die Intifada» distanziere und die BDS-Bewegung unterstützt. BDS steht für «Boykott, Desinvestition und Sanktionen» und will den Staat Israel international isolieren.

Mamdani beklagte zuletzt seinerseits, regelmässig Opfer von islamfeindlichen Angriffen auf seine Person zu sein. Und er zeigte sich im Wahlkampf demonstrativ an der Seite jüdischer New Yorkerinnen und New Yorker.

Dennoch bleibt selbst bei Demokraten ein Unbehagen, da moderate Mitglieder einen Linksrutsch befürchten, was letztlich Trumps Republikanern in die Hände spielen könnte. Den Fans von Zohran Mamdani ist das egal: Für sie ist er das neue Gesicht der Demokraten. Einer, der es auch mit dem Mann im Weissen Haus aufnehmen könne. Vorausgesetzt, er wird gewählt.

New Yorks Mietendeckel

Box aufklappen Box zuklappen

In der Stadt New York kostet eine Zweizimmerwohnung derzeit im Durchschnitt umgerechnet 3200 Schweizer Franken. Viele Stadtbewohnerinnen und -bewohner streben deshalb eine Wohnung an, die so genannt «rent-stabilized» ist, eine Art Mietpreisbindung. Eigentümer solcher Wohnungen dürfen den Mietpreis, der in New York oft jährlich neu ausgehandelt wird, pro Jahr nur um einen tiefen Prozentsatz erhöhen. Dennoch riskiert man derzeit auch bei solchen Wohnungen eine Erhöhung von 4.5 Prozent.

Zohran Mamdani verspricht deshalb, die Mietpreise während seiner Amtszeit komplett einzufrieren, wie es bereits Ex-Stadtpräsident Bill de Blasio getan hatte. Kritikerinnen und Kritiker eines solchen «rent freeze» warnen davor, dass durch diese Massnahme Eigentümer auf Investitionen verzichten könnten und Wohnungen so unbewohnbar würden.

Echo der Zeit, 29.10.25, 18:00 Uhr;stal;noes

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