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Burkina Faso nach dem Umsturz Ein Militärcoup schafft nur neue Probleme

Jubel und Mopedgehupe verbreitete sich in den Strassen der Hauptstadt Burkina Fasos am Montagabend. Soeben hatte die Armee verkündet, Präsident Roch Marc Kaboré sei abgesetzt. Die Sicherheitslage des Landes sei schlecht, so das Militär. Darum will es Ruhe und Ordnung schaffen und danach wieder zur Demokratie zurückkehren. Die Armee inszeniert sich als Retterin des Landes, der Demokratie.

Ein Militärcoup hat kaum je die Probleme eines Landes gelöst.
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Das tönt gut und wird zumindest von Teilen der burkinischen Zivilgesellschaft begrüsst. Auch in den Nachbarländern Mali und Guinea unterstützen grosse Teile der Bevölkerung die Militärs, welche sich in den letzten Jahren an die Macht geputscht haben.

Doch ein Militärcoup hat kaum je die Probleme eines Landes gelöst. Ausnahmen bestätigen die Regel: In Ghana liess Putschgeneral Jerry Rawlings in den 1980er-Jahren zunächst politische Gegner beseitigen. Doch dann führte er das Land in eine Demokratie.

Jubelnde Männer
Legende: Jubel und Gehupe nach dem Militärputsch in Ougadougu. Keystone

Die Zivilbevölkerung wird geschwächt

Meist aber bringt ein Coup keine Besserung. In Simbabwe, Sudan und Tschad etwa fanden in den letzten Jahren Militärcoups statt. Überall werden Zivilbevölkerung und Opposition weiter unterdrückt. In Mali haben die Militärs ihr selbstgesetztes Ziel verfehlt, Wahlen abzuhalten. Sie wollen noch Jahre an der Macht bleiben.

Wenn Männer im Tarnanzug mit Waffen an die Macht kommen, dann ermutigt das andere machthungrige Männer.
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Coups schaffen langfristig nur neue Probleme. Auch wenn sich das Militär von der Macht zurückzieht, bleibt es im Hintergrund präsent. Die Zivilgesellschaft hingegen wird geschwächt. Das ist kein gutes Fundament für eine Demokratie. Darum führt ein Coup im Land oft früher oder später zu einem weiteren Coup – so auch in Burkina Faso.

Wenn Männer im Tarnanzug mit Waffen an die Macht kommen, dann ermutigt das andere machthungrige Männer. In Westafrika ist gar zu befürchten, dass die Coups der letzten Jahre sich gegenseitig befeuert haben.

Den guten Coup gibt es nicht. Wer ein Land aufbauen will, tut dies nicht, indem er zunächst alles niederreisst.

Samuel Burri

Afrika-Korrespondent

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Samuel Burri berichtet seit 2017 für SRF über das Geschehen in Afrika. Er lebt in Nairobi, der Hauptstadt Kenias. Der studierte Historiker war vor seinem Engagement bei SRF als freier Journalist in Ghana und Westafrika tätig.

Heute Morgen, 25.01.2022; 06:00 Uhr

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