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China macht Amerika nervös USA: die Rückkehr der Supermacht

Die Kriege in Irak und Afghanistan hatten die USA erschöpft. Sie schufen Raum für Russlands Revanchismus und Chinas Aufstieg. Sie spalteten Amerikas europäische Verbündete, und liessen den Einfluss Irans wachsen. Zusammen mit der Finanzkrise stellten diese Kriege die globale Macht der USA infrage.  

Doch ausgerechnet der russische Angriff auf die Ukraine hat die USA als Supermacht wieder auferstehen lassen. Der ehemalige Präsident der Schweizerischen Nationalbank, Philipp Hildebrand, konstatierte schon vor einem knappen Jahr in einem Interview mit der «Handelszeitung»: «Die Art, wie die USA die Wirtschafts- und Finanzpolitik als Waffe verwenden, hat komplett neue Ausmasse erreicht.»

Seitdem haben die USA unter Präsident Joe Biden eine Führungsstärke gezeigt, die man von der «erschöpften Supermacht» und nach den Jahren unter Ex-Präsident Donald Trump nicht erwartet hätte. Auch der russische Präsident Wladimir Putin nicht.

Bald wieder «America First»?

Die Frage ist, wie verlässlich diese alte, neue Rolle der USA ist. Der Ex-Präsident Trump, der in zwei Jahren wieder Präsident werden will, hat gerade eine neue Wahlkampf-Plattform lanciert. Der Titel: eine «America-First-Handelsplattform», die «die Globalisierung mit dem Vorschlaghammer» zertrümmern will. «Sledgehammer» gegen die Globalisierung. Es sind die Originalworte Trumps. Sein Angriffsziel: vor allem China.

China macht USA nervös

Dass China die USA nervös macht, ist nicht neu. Schon Barack Obama wollte als Präsident den Fokus der USA weg vom Nahen in den Fernen Osten lenken. Wir erleben die Bildung neuer Blöcke, vor allem zwischen einem US-geführten Westen und China, unbesehen davon, wer nach den nächsten Wahlen ins Weisse Haus einziehen wird. Ursache dafür ist die «Aufspaltung des einstigen globalen Konsensus», wie das Philipp Hildebrand nennt, ein Zeitenwandel, eingeleitet durch die Kriege in Irak und Afghanistan, verstärkt durch die Finanzkrise und die Pandemie, weitergetrieben durch den Krieg in der Ukraine.

Raketen gegen Ballons

Wie blank die Nerven in den USA bezüglich China liegen, hat eben erst die sogenannte Ballon-Affäre gezeigt. Nachdem die Biden-Regierung durch einen wohl chinesischen Spionageballon, der quer über die USA getrieben war, unter Druck geraten war, schoss die mächtigste Luftwaffe der Welt nicht nur diesen Ballon ab – sondern in der Folge auch noch drei weitere nicht unmittelbar identifizierbare Flugobjekte, die sich später teilweise als harmlose Forschungs- oder gar Spielzeugballone entpuppten.

Die Mehrheitsverhältnisse im Repräsentantenhaus und die Machtverhältnisse innerhalb der republikanischen Partei werden dazu führen, dass sich der Kulturkampf in den USA in den kommenden zwei Jahren weiter zuspitzen und jeglichem Sinn für Besonnenheit den Raum nehmen wird. Die USA sind mit dem Zuwachs der Machtfülle im Zuge des Ukrainekrieges wieder zu einer Supermacht geworden. Angesichts der Unsicherheit in der politischen Ausrichtung der USA allerdings zu einer unberechenbaren Supermacht.

Pascal Weber

USA-Korrespondent

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Pascal Weber arbeitet seit 1999 für SRF. Als Redaktor und Produzent war er zunächst in der Sportredaktion tätig, danach bei «10vor10». Von 2010 bis 2021 war er als Korrespondent im Nahen Osten. Er lebte zuerst in Tel Aviv, dann lange Jahre in Kairo und Beirut. Nun arbeitet er für SRF in Washington.

10vor10, 28.02.2023, 21:50 Uhr

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