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Chinas Präsenz in Afrika Alles andere als karitative Gesten

Es ist ein seltsamer Ausflug, von dem die Armeechefs von fast allen afrikanischen Ländern heute heimkehren. Zehn Tage lang waren sie auf Einladung des chinesischen Verteidigungsministers in Peking. Auf dem Programm standen verschiedene Truppenbesuche und das Ausloten neuer Kooperationsformen. Was man darunter verstehen soll, wird nicht weiter ausgeführt.

Wer durch Afrika reist, trifft selten chinesische Soldaten. Dagegen an jeder Ecke Pekings Baumaschinen. Chinesen bauen Staumauern in Sambia, Brücken in Malawi, Eisenbahnen in Kenia und Äthiopien. Selbst der Sitz der Afrikanischen Union in Addis Abeba wurde von den Chinesen errichtet. Gratis und franko.

Chinas Bauwerke in Afrika sind jedoch keine karitativen Gesten. Peking investiert seit Jahren in Afrikas Infrastrukturen, um seinen wachsenden Bedarf nach Kupfer, Öl und anderen Rohstoffen zu stillen. Es sind strategische Tauschgeschäfte. Chinesische Firmen haben dabei in vielen afrikanischen Ländern längst die Kontrolle über Telekommunikationsfirmen und Minenunternehmen übernommen.

Beliebt – bei Despoten

Chinas Präsenz brachte für Afrika aber durchaus Vorteile. Hunderte Millionen Franken sind in Strassen, Eisenbahnen und Kraftwerke geflossen. Billige chinesische Landwirtschafts- und Baumaschinen haben Millionen Menschen in Afrika zu Unternehmern gemacht, weil sie erschwinglich sind.

Die Chinesen sind deshalb beliebt in Afrika. Besonders bei Autokraten und Despoten. Peking stellt keine Fragen zur Regierungsführung oder Menschenrechtslage und mischt sich nicht in die Innenpolitik eines Landes ein.

Militärbasen und Waffenexporte

Chinas bisherige Investitionen in Afrika werden auf 90 bis 100 Milliarden Franken geschätzt. In Ländern mit instabilem Frieden ein grosses Risiko für Peking. China beteiligt sich deshalb seit längerem auch militärisch in Afrika. Von den 13'000 Blauhelmen der UNO-Mission im Südsudan kommen 1000 aus China.

Ein wesentlicher Teil der chinesischen Sicherheitszusammenarbeit mit Afrika besteht jedoch aus Waffenexporten. Gemäss Angaben einer amerikanischen Denkfabrik hat China in den vergangenen 10 Jahren für drei Milliarden Franken Waffen nach Afrika exportiert. Besondere Aufmerksamkeit erregte 2017 die Eröffnung der ersten chinesischen Militärbasis in Afrika im Hafen von Djibouti, wo bald auch chinesische Fregatten anlegten.

Staaten haben selten Freunde

Kürzlich bestätigte China, dass ein weiteres Dock gebaut werden soll, damit auch Zerstörer und Versorgungsschiffe anlegen können. Der Kleinstaat am Horn von Afrika liegt strategisch wichtig an der Meeresenge, wo das Rote Meer in den Golf von Aden übergeht. Es ist der Flaschenhals auf der Handelsroute hinauf zum Suezkanal und damit ein Abschnitt der neuen maritimen Seidenstrasse der Chinesen.

Peking bezeichnet sich immer wieder als Freund Afrikas. Staaten haben jedoch selten Freunde, sondern in erster Linie Interessen. Wenn also Afrikas Armeechefs nach Peking zum Tee geladen werden, ist das keine höfliche Geste, sondern der klandestine Versuch, erobertes Terrain und Handelsrouten noch stärker abzusichern.

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