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Weihnachten im Irak
Aus Tagesschau vom 23.12.2017.
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Christen im Irak «Diese Weihnachten werden einzigartig»

Karakosch ist das Zentrum der Christen im Irak. Nach drei Jahren Terrorherrschaft des IS feiern viele zurückgekehrte Christen dieses Jahr wieder zum ersten Mal Weihnachten in ihrer Heimatstadt. Nahost-Korrespondent Pascal Weber hat Karakosch und seine Einwohner besucht.

Lange Jahre war die Kirche der unbefleckten Empfängnis die grösste christliche Kirche im gesamten Nahen und Mittleren Osten. Heute ist das Hauptschiff ausgebrannt. Die Terroristen des Islamischen Staats (IS) hatten die Kirche missbraucht, um hier ihre Leute zu unterrichten. In einer Ecke hatten sie ein kleines Lazarett eingerichtet.

Und sie hatten die Kirche und ihren Innenhof benutzt, um Schiessübungen abzuhalten: «Es war ihr Schiessstand! Sie haben aus der Kirche heraus auf Ziele gegenüber im Hof gezielt und umgekehrt. Ihr könnt immer noch die Kugeln in den Türen und am Boden sehen», erzählt der Pater Boutros Qaqo.

«Als hätten sie uns direkt ins Herz geschossen»

Boutros Qaqo kann es heute noch nicht fassen, was die Terroristen hier angerichtet haben: eine Kirche als Schiessstand. Am anderen Ende des Hofes sind die Einschusslöcher deutlich zu sehen. Als Zielscheibe diente ausgerechnet der älteste Teil der Kirche. Mauern, die seit dem 12. Jahrhundert hier stehen. «Es ist, als hätten sie uns direkt ins Herz geschossen. Als wir das gesehen haben – es war extrem schmerzvoll.»

Betende Frauen.
Legende: In einer kleinen Kapelle treffen sich die Frauen des Quartiers zum Abendgebet. SRF/Pascal Weber

Aus einer kleinen Kapelle direkt nebenan schallt Gesang. Die Frauen von Karakosch haben sich hier versammelt, um das Abendgebet abzuhalten. «Wir sind froh, wieder hier zu sein. Natürlich, es ist alles kaputt. Aber fliehen zu müssen, deine Heimat verlassen zu müssen, in der Fremde zu leben – das ist kein gutes Leben! Da sind wir lieber wieder hier, aller Schwierigkeiten zum Trotz», erzählt Iman Zakaria.

Die Frauen ringsum nicken. Sie sind der gleichen Meinung wie Iman Zakaria, die sich mutig vor das Mikrophon stellt und dem Fremden aus der fernen Schweiz antwortet.

«Unser Haus ist komplett ausgebrannt, aber der Vermieter will trotzdem Geld von uns. Dabei haben wir kaum mehr etwas. Sagt das den Leuten in der Schweiz. Wir brauchen Hilfe.»

Die Lage sei für zu unsicher im Irak

Von den einst fast 50’000 Christen, die bis vor dem Sturm des IS in Karakosch gelebt haben, sind inzwischen etwas mehr als die Hälfte zurückgekehrt. Auch Sabah Majid Sefo. Sefo verkauft Nüsse, die besten Nüsse im ganzen Nahen Osten kämen aus dieser Region, ist er überzeugt. Die Geschäfte würden wieder laufen – jetzt, kurz vor Weihnachten, sogar sehr gut. «Diese Weihnachten wird einzigartig! Dieser Ort lebt wieder, wir fühlen uns wie neugeboren.»

Priester Boutros Qaqo ist sich hingegen nicht sicher, ob die Christen hier wirklich eine Zukunft haben. Zu unsicher sei die Lage im Irak, sagt er: «Alles kann sich von einem Tag auf den anderen komplett ändern. Niemand garantiert uns, dass nicht morgen schon wieder alles anders aussieht!»

Solange die Menschen fürchten müssen, wegen ihrer Religion oder ihrer ethnischen Zugehörigkeit fliehen zu müssen, wird im Nordirak, wird im Nahen Osten nie Ruhe einkehren.

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Legende:Die Terrormiliz IS hat einen Grossteil seiner eroberten Gebiete in Syrien und Irak wieder verloren.
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