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IS militärisch besiegt Der Krieg ist vorbei – der Kampf nicht

Zuerst erklärte diese Woche Russland, die Terrormiliz IS sei im Syrien besiegt. Nun zieht der irakische Regierungschef nach: Auch im Irak gebe es einen vollständigen Sieg. Eine gute Nachricht für Syrien und Irak. Aber nicht unbedingt für den Rest der Welt.

Dreieinhalb Jahre dauerte der Spuk. Solange existierte im Nahen Osten ein Kalifat. Ein Gebiet von der Fläche Grossbritanniens und mit zehn Millionen Menschen befanden sich zeitweise unter der Kontrolle der Terroristen. Nun sind deren letzte paramilitärische Einheiten geschlagen.

Für den IS und dessen Führung ist das eine Schmach. Der Mythos der Unbesiegbarkeit ist nicht mehr glaubhaft. Die Dschihadisten verlieren die Fähigkeit, Einnahmen zu generieren durch Ölverkäufe, durch Schmuggel und die Erpressung von Geld bei ihren Untertanen. Eines der rücksichtslosesten Regime, das die Welt bis jetzt erlebt hat, ist besiegt.

In Syrien und im Irak dürfte sich das Ausmass der Gewalt verringern. Doch noch immer dürften sich hunderte, wenn nicht tausende von IS-Kämpfern irgendwo in der Wüste, aber auch in den Städten der beiden Länder aufhalten.

Denkbar ist sogar, dass der IS irgendwann wieder als schlagkräftige Einheit auftaucht, unter dem bisherigen oder unter einem neuen Namen. Und terroristische Organisationen haben die fatale Eigenschaft, Metastasen zu treiben.

Der IS hat das längst getan, in Nigeria, in Libyen, in Ägypten, im Jemen, in Afghanistan, aber ebenso im Fernen Osten und in westlichen Ländern. Rund 30'000 Freiwillige aus aller Welt haben sich dem Kampf des IS angeschlossen.

Allein aus Europa waren es geschätzte 6000. Sie sind heute kampferprobte, erfahrene, skrupellose Krieger. Viele tausend von ihnen kehren nun in ihre Heimat- oder Wohnsitzstaaten zurück. Die rechtlichen Mittel in demokratischen Ländern erlauben es oft nicht einmal, sie an der Rückkehr zu hindern.

Gewiss: Längst nicht jedes Terrorattentat, das irgendwo in der Welt verübt wird, wurde tatsächlich vom IS geplant und durchgeführt. Die Terrormiliz reklamiert viel häufiger die Urheberschaft, als das tatsächlich zutrifft. Doch viele Anschläge sind zumindest von der mörderischen Ideologie inspiriert.

Und vielerorts dürften die Syrien- und Irak-Rückkehrer bestehende lokale Dschihadisten-Gruppen stärken. Je verzettelter und unkoordinierter der IS seinen Kampf weiterführt, umso schwieriger ist es, ihn zu schlagen. Der IS als Kalifat war angreifbar, gerade weil er ein Terrain, Infrastruktur und Truppen besass.

Der IS als reines Terrornetzwerk ist ein viel schwierigerer Gegner, weil er weitaus wendiger ist und keine Angriffsfläche bietet. Er besitzt zwar weniger Macht, Personal und Geld. Aber Terroranschläge brauchen nicht Heerscharen von Kämpfern, brauchen kaum Waffen. Und Terrorismus ist unglaublich billig.

Der militärische Krieg gegen den IS ist also seit diesem Wochenende zu Ende. Der Kampf gegen den IS noch längst nicht.

Sendebezug: Tagesschau Hauptausgabe, 9.12.17.

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