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CO₂-Kompensation «Klimahändler» South Pole lässt Vorzeigeprojekt fallen

Das in die Kritik geratene Zürcher Unternehmen South Pole steigt aus seinem wichtigsten Kompensationsprojekt aus. Dies dürfte die Kritik am freiwilligen und weitgehend unregulierten Kompensationsmarkt weiter befeuern.

Mit einem langen Statement verkündet die Schweizer Firma South Pole, Weltmarktleaderin im Handel mit CO₂-Zertifikaten, den Ausstieg aus ihrem Vorzeigeprojekt Kariba REDD+. Man habe den Vertrag mit dem Eigentümer und Entwickler des Waldschutzprojekts in Simbabwe mit sofortiger Wirkung gekündigt. Dies nach einer Prüfung des Projekts, der damit verbundenen Probleme und der öffentlich geäusserten Vorwürfe.

Handel mit Klimazertifikaten in Prestigeprojekt ausgesetzt

Ein Schritt, der den CO₂-Markt erschüttert: Kariba REDD+ ist eines der grössten CO₂-Kompensationsprojekte der Welt. Recherchen von SRF in Zusammenarbeit mit «Follow the Money» und «Die Zeit» liessen jedoch Zweifel aufkommen an dessen Wirksamkeit.

Eine Frau trägt einen Tonkessel auf dem Kopf im Karibagebiet in Simwabwe.
Legende: Der Klimagigant South Pole lässt sein grösstes CO₂-Kompensationsprojekt in Simbabwe fallen. TAFADZWA UFUMELI

Die Kritik am Projekt reichte von intransparenten Geldflüssen bis hin zu bezahlter Trophäenjagd, die auf dem Kariba-Projektgebiet stattfindet, obwohl der Kundschaft der Schutz von Wildtieren wie Elefanten versprochen wird. SRF berichtete darüber in der Sendung «10 vor 10» und veröffentlichte dazu die investigative Podcastserie «Klimahandel».

Die ganze Recherche als Podcast

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Die ganze Geschichte des Kariba-Projekts, der Firma South Pole sowie des freiwilligen Kompensationsmarktes wird im SRF-Podcast «Klimahandel» erzählt. Der vierteilige Podcast findet sich unter srf.ch/audio  oder auf allen gängigen Podcastplattformen im Kanal «News Plus Hintergründe».

Firmen wie Gucci, Nestlé oder Volkswagen haben im grossen Stil Zertifikate für das Waldschutzprojekt gekauft und auf diesem Weg freiwillig ihre Emissionen kompensiert, um sich selbst mit dem Label «klimaneutral» zu schmücken. Es flossen Millionen von Franken in das Kariba-Projekt, das denn auch die Cashcow von South Pole war – und wesentlich zur Stellung des milliardenschweren Unternehmens beigetragen hat, das auf dem Markt mit CO₂-Zertifikaten führend ist.

Projekt vor einer Woche sistiert

Bereits vergangene Woche gab es Anzeichen dafür, dass die Luft für South Pole im Zusammenhang mit dem Kariba-Projekt dünner wird. Die Zertifizierungsstelle Verra, die zahlreiche Waldschutzprojekte betreut, sistierte das Projekt und leitete eine Untersuchung ein.

Insbesondere die neuen Informationen über das Verteilungsmodell des Geldes und die Trophäenjagd auf dem Projektgelände brachten sie zum Einschreiten. Dass sich South Pole nun komplett aus dem Waldschutzprojekt zurückzieht, wird die Kritik am freiwilligen Kompensationsmarkt weiter befeuern, der weitestgehend unreguliert ist.

Für Aussenstehende kommt der Schritt von South Pole reichlich spät. Axel Michaelowa, langjähriger Experte für internationale Klimapolitik am Institut für Politikwissenschaft an der Universität Zürich etwa sagt: «South Pole hätte viel früher reagieren müssen und so wahrscheinlich den Schaden für das Unternehmen deutlich begrenzen können. Jetzt steht es vor einem Scherbenhaufen.»

South Pole hätte viel früher reagieren müssen.
Autor: Axel Michaelowa Experte für Internationale Klimapolitik

Für die Firma sei es «eine Katastrophe». Auf die Frage, was der Rückzug von South Pole aus dem Kariba-Projekt nun für die Kundschaft bedeute, hat er keine Antwort: «Was mit den vielen Emissionsgutschriften passiert, die auf den Konten von South Pole liegen, bleibt unklar.»

Kariba-Projekt: Wer ist wofür verantwortlich?

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Das Projekt in Simbabwe wurde vom lokalen Unternehmer Steve Wentzel und seinen Organisationen «Carbon Green Investments» und «Carbon Green Africa» umgesetzt. Recherchen von SRF und anderen zeigten, dass bei ihm viele Fäden zusammenliefen – und ein Grossteil des Geldes spurlos verschwand. Ebenso nimmt Steve Wentzel eine zentrale Rolle bei der Organisation von Trophäenjagd auf dem Kariba-Gebiet ein. Wie viel South Pole von den mutmasslichen Verfehlungen ihres Geschäftspartners wusste, ist unklar. Recherchen von SRF und anderen weisen aber darauf hin, dass nach einer Prüfung intern bereits 2022 Verdachtsmomente vorlagen. Trotzdem wurde noch diesen Sommer gegenüber SRF kommuniziert, dass man bislang keine Hinweise für Fehlverhalten auf Seiten von CGI habe. South-Pole-CEO Renat Heuberger sagte damals gegenüber SRF: «Wir haben bisher nichts entdeckt, was irgendwelche Zweifel aufkommen lassen würde. Soweit wir das überblicken können, ist das Geld tatsächlich dort gelandet, wo es versprochen wurde.»

Welche Auswirkungen der Ausstieg von South Pole mit Sitz in Zürich auf das Unternehmen selbst hat, wird sich zeigen. Gemäss Recherchen von SRF und «Follow the Money» hatte South Pole intern bereits vor zwei Wochen einen Stellenabbau angekündigt. South Pole selbst wollte sich dazu nicht äussern und schrieb: «Wie jedes Unternehmen bewerten wir regelmässig anhand der Marktdynamik und Nachfrage, ob unser globales Team nachhaltig strukturiert und besetzt ist.»

SRFS 4 News, 27.10.2023, 16 Uhr

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