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USA: Auf dem Parkplatz der Einkaufszentren funktioniert das Internet
Aus SRF 4 News aktuell vom 26.05.2020. Bild: Reuters
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Coronavirus deckt Mängel auf «Mach deine Hausaufgaben vom Parkplatz aus»

In den USA sind die Verbindungen zum Internet mancherorts sehr schlecht. Doch die Menschen wissen sich zu helfen.

Wenn Louis Derry zum Supermarkt fährt, dann meistens nicht, um einzukaufen. Stattdessen parkt er sein Auto, klappt den Bildschirm des Laptops hoch und arbeitet. Anders als zu Hause hat der Geologieprofessor auf dem Parkplatz nämlich schnelles Internet, stabil genug, um seiner Arbeit an der Cornell University nachzugehen.

Dort forscht der 61-Jährige zu Erdatmosphäre und Gesteinen. Er ist nicht der einzige, der in Coronazeiten vom Supermarktparkplatz aus arbeitet. Auch seine Kolleginnen und Kollegen suchen oft mit dem Auto nach Internetzugang. «Wir kommen seit Jahren her und nutzen das Internet des Supermarkts. Unser Zugang zu Hause ist langsam, also müssen wir umdenken. Wir sind froh, dass es den Supermarkt gibt, sonst wäre alles noch umständlicher.»

14 Millionen ohne Heimanschluss

Brucktons Market, ein lokaler Supermarkt in Ithaca, bietet das beste Internet weit und breit. Hierher kommen viele Menschen, weil ihr Empfang zu Hause zu schlecht ist, oder weil sie in Gegenden wohnen, die von den Internetanbietern schlicht nicht abgedeckt werden.

Anders als Stromanbieter sind Internetfirmen in den USA nämlich nicht verpflichtet, einen flächendeckenden Zugang zur Verfügung zu stellen. Sie machen es nur dann, wenn es sich finanziell lohnt. 14 Millionen Amerikaner haben deshalb zu Hause kein Internet. Weitere 25 Millionen haben nur ein schlechtes Netz, sagt das Forschungsinstitut Pew Research Center.

In Zeiten von Corona, in denen Millionen Amerikaner gezwungen sind, von zu Hause aus zu arbeiten, sei das ein Riesenproblem, sagt Derry. Vor allem Schüler hätten dieser Tage grosse Probleme: «Viele Schüler können ihre Hausaufgaben nicht machen. Viele Schulen stellen deshalb Busse mit Internet zur Verfügung. Die liefern auch gleich die Hausaufgaben und das Mittagessen. Und trotzdem bleiben viele Schüler auf der Strecke.»

Für digitale Gleichberechtigung

Angela Siefert kennt diese Geschichten nur zu gut. Sie leitet die Nationale Digital Inclusion Alliance, eine Non-Profit-Organisation, die sich für digitale Gleichberechtigung einsetzt.

Seit Jahren fordert sie mehr Einsatz der Regierung und einen schnelleren Breitbandausbau. Die derzeitigen Umstände seien nicht akzeptabel. «Den Leuten wird allen Ernstes geraten, auf dem Parkplatz zu arbeiten. Ich habe eine neunjährige Tochter. Was soll ich ihr denn sagen? Okay, du machst deine Hausaufgaben jetzt vom Parkplatz? Sie hat schon zu Hause keine Lust darauf.»

Nicht nur Funklöcher seien ein grosses Problem, sagt Siefer. Viele Amerikaner könnten sich eine vernünftige Internetanbindung schlicht nicht leisten. Die meisten Verträge kosten 100 Dollar im Monat und mehr, selbst in ländlichen Gegenden, wo die Anbindung miserabel ist.

Positive Seite von Corona

Professor Derry wiederum würde gerne mehr zahlen, wenn er dafür eine stabile Internetverbindung garantiert bekäme. Er hofft, dass das Coronavirus viele Dinge in Amerika ändert. «Das einzig Gute daran ist, dass dem Thema endlich mal Aufmerksamkeit geschenkt wird, genauso wie unserem miserablen Gesundheitssystem. Ich hoffe, dass sich etwas ändert, weil das Internet in Zeiten einer Pandemie wirklich wichtig ist.»

In den kommenden Wochen soll zumindest ein Teil der Corona-Finanzhilfen in den amerikanischen Breitbandausbau fliessen. 80 Milliarden Dollar sind dafür laut Demokraten nötig. Noch ist unklar, ob die Mittel vom Kongress überhaupt bewilligt werden.

SRF 4 News, 26.05.2020, 06:09 Uhr

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