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Demo gegen Namensänderung Ausschreitungen bei Mazedonien-Protest

  • In Athen haben sich Zehntausende versammelt, um gegen die geplante Ratifizierung der Namensänderung Mazedoniens in Nord-Mazedonien zu demonstrieren.
  • Es kam zu Ausschreitungen. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Pfefferspray ein.

Die griechische Polizei ging mit Schlagstöcken und Pfefferspray gegen eine Gruppe von Rechtsextremisten vor, die versuchte auf den Hof des Parlaments in Athen vorzudringen. Die Demonstranten trugen griechische Fahnen und skandierten Sprüche wie «Politiker – Verräter».

Sie schleuderten Steine und andere Gegenstände sowie Feuerwerkskörper auf die Beamten, wie Reporter vor Ort im Fernsehen berichteten. Die Polizei habe die Lage rasch in den Griff bekommen, hiess es.

Rechte und nationalistische Organisationen hatten zu der Grosskundgebung gegen die Namensänderung von Mazedonien in Nord-Mazedonien in Athen aufgerufen. Rund zehn Beamte seien leicht verletzt worden, berichteten griechische Medien.

Einigung mit Skopje

Ministerpräsident Alexis Tsipras hatte im vergangenen Jahr mit Skopje ausgehandelt, das südliche Balkanland solle sich künftig Nord-Mazedonien nennen. Das Abkommen soll kommende Woche im griechischen Parlament abgesegnet werden.

Weil auch eine nordgriechische Provinz den Namen Mazedonien trägt (altgriechisch: Makedonia), sind mehr als 70 Prozent der Griechen Umfragen zufolge gegen eine Namensänderung. Sie befürchten, das Nachbarland Mazedonien könne Gebietsansprüche an die nordgriechische Region Mazedonien stellen. Zudem sind sie der Ansicht, dass der Nachbarstaat, wenn er das Wort Mazedonien in seinem Namen behalte, das hellenische Kulturerbe an sich reisse.

Der komplizierte Namensstreit

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Legende: srf

Aus europäischer Sicht ist die Aufregung um die Namensänderung nur schwer zu verstehen – nicht zuletzt, weil das Balkanland schlicht Mazedonien genannt wird. International aber läuft es unter dem Kürzel FYROM (Former Yugoslav Republic of Macedonia, Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien), weil Athen sich seit dem Zerfall Jugoslawiens vor knapp 30 Jahren weigert, den Namen Mazedonien anzuerkennen. Erfolgreich blockiert das EU- und Nato-Mitglied Griechenland seither die Annäherung Mazedoniens an beide Blöcke.

In der Tat umfasst das geografische Gebiet Makedonien beides: die ehemalige jugoslawische Republik und die Region Makedonien in Nordgriechenland. Auf das kulturelle Erbe des historischen Makedoniens unter Alexander dem Grossen, das sich Historikern zufolge hauptsächlich im heutigen Nordgriechenland erstreckte, wollen die Griechen jedoch nicht verzichten. Und auch das Nachbarland hat sich in der Frage in den vergangenen Jahrzehnten kaum versöhnlich gezeigt.

Informations-Offensive

Um die Wogen zu glätten hat die griechische Regierung veranlasst, dass der Vertrag zum Namensabkommen an diesem Wochenende allen Zeitungen beiliegt. Für politische Beobachter in Athen ist der Vertag ein guter Kompromiss. So unterscheidet das Schriftstück explizit zwischen dem politischen Nord-Mazedonien und einem Mazedonien im «historischen Kontext mit kulturellem Erbe».

Tsipras betonte vergangene Woche im griechischen Parlament, Skopje habe zugesagt, dass mit dem vertraglichen Begriff «Nationalität» die Staatsbürgerschaft gemeint sei, jedoch nicht die Ethnie der Bürger des Landes definiert werde. Auch Grenzänderungen schliesst das Dokument kategorisch aus.

Mazedonien hat Vertrag bereits ratifiziert

Das Parlament in Mazedonien hat das Abkommen trotz ähnlicher Reaktionen nationalistischer Kreise bereits ratifiziert. Im Vordergrund stehen vor allem wirtschaftliche Interessen. Bei erfolgreichem Abschluss auch in Athen soll Nord-Mazedonien Nato-Mitglied werden und später auch der EU beitreten können.

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