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Zwei Jahre nach Prigoschin-Tod Was aus der Wagner-Gruppe geworden ist

Vor zwei Jahren ist Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Einige Wochen zuvor marschierten seine Truppen in Richtung Moskau, wohl um einen Aufstand anzuzetteln. Heute kämpft die paramilitärische Gruppe in Afrika. Neu ist die Gruppe dem russischen Verteidigungsministerium unterstellt und kämpft unter dem Namen «Africa Corps». Afrika-Korrespondent Fabian Urech erklärt, wie die einstige Wagner-Gruppe heute aktiv ist.

Fabian Urech

Afrika-Korrespondent

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Fabian Urech ist seit dem Frühjahr 2024 Afrika-Korrespondent von Radio SRF. Er lebt in Ghanas Hauptstadt Accra. Zuvor war er während sieben Jahren Afrika-Verantwortlicher der «NZZ».  

Wo sind die Mitglieder des «Africa Corps» aktuell gerade im Einsatz?

Zum letzten Mal war das Anfang August. Da sind russische Soldaten des «Africa Corps» im Sahelstaat Mali in einen Hinterhalt einer dschihadistischen Gruppierung geraten. Dabei sollen mindestens drei Russen getötet worden sein. Gewisse Medienberichte sprechen gar von deutlich mehr Todesopfern. Der Vorfall zeigt zum wiederholten Mal, dass die Sicherheitslage in Mali sehr angespannt bleibt und das hat sich auch in vier Jahren – so lange sind die Wagner-Truppen nun im Land – nicht wesentlich verbessert.

Welche Interessen verfolgt die russische paramilitärische Gruppe in Afrika?

Zum einen geht es um wirtschaftliche Interessen, denn die meisten Länder, in denen Russland in Afrika militärisch präsent ist, sind reich an Rohstoffen. Russland versucht, genau davon zu profitieren. Russland bietet etwa Sicherheitsdienstleistungen an und verlangt im Gegenzug zum Beispiel die Kontrolle über gewisse Minen. Zudem ist Russland seit Jahren der grösste Exporteur von Waffen in afrikanische Länder. Zum anderen geht es aber auch um politischen Einfluss, also um Geopolitik. Russland will Verbündete, die auch international an seiner Seite stehen und eben nicht an der Seite Europas oder des Westens. Und tatsächlich ist es so, dass jene Länder mit einer russischen Militärpräsenz in Afrika bei Abstimmungen in der UNO sehr oft für russische Interessen stimmen.

Worum geht es beim jüngsten Einsatz der russischen Truppen in Mali?

Es geht auch in Mali um wirtschaftliche Interessen. Das Land ist ein grosser Goldproduzent, die Nummer zwei in Afrika. Wer den Zugang zu den Minen kontrolliert, kann viel Geld verdienen. Es geht aber auch in Mali um Politik, denn die Franzosen waren dort lange der engste Verbündete des Landes. Doch Paris wurde quasi aus dem Land gejagt und im Nachgang auch die UNO-Friedensmission beendet. Das ist symbolisch bedeutsam und hat zum Teil mit dem Engagement der Russen zu tun. Ihnen ist es dort gelungen, die westlichen Mächte fast komplett zu verdrängen, teilweise auch zu diskreditieren und eben nun enge Banden zur dortigen Militärjunta zu knüpfen.

Hat sich seit der Neuaufstellung etwas an den Aktivitäten der Gruppe verändert?

Man hat den Eindruck, dass das «Africa Corps» etwas weniger oft unmittelbar an vorderster militärischer Front tätig ist. Der Fokus liegt, so scheint es zumindest, etwas stärker auf dem Training lokaler Militärs oder auch auf dem Bereitstellen von militärischem Equipment. Aber vieles geschieht auch abseits der Weltöffentlichkeit. Die betroffenen Länder sind meist Autokratien, in denen es keine freie Presse gibt. Der Zugang zu Informationen ist enorm schwierig und die Leute vor Ort haben oft Angst, sich zu äussern. Aus der Ferne scheint es aber schon so, als habe der russische Expansionszug in Afrika zuletzt etwas an Dynamik eingebüsst.

SRF 4 News, 20.08.2025, 06:00 Uhr ; 

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