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Diplomatische Eiszeit beendet Türkei und Ägypten nähern sich an: Was das für Libyen bedeutet

Rund zehn Jahre lang waren die diplomatischen Beziehungen zwischen der Türkei und Ägypten angespannt. Vor kurzem nun haben Ankara und Kairo ihre diplomatischen Beziehungen vollständig normalisiert und Botschafter in die jeweils andere Hauptstadt entsandt. Diese Entwicklung dürfte auch der politischen Elite in Libyen nicht entgangen sein, denn das Ende der diplomatischen Eiszeit zwischen Ägypten und der Türkei könnte auch weitreichende Auswirkungen auf ihr Land haben. Warum? Und mit welchen Folgen? SRF-Auslandredaktorin Veronika Meier erklärt.

Veronika Meier

Auslandredaktorin

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Veronika Meier ist Historikerin und arbeitet seit 2009 in der Auslandredaktion von Schweizer Radio SRF. Sie beobachtet unter anderem die Entwicklungen in Nordafrika und Subsahara-Afrika.

Was haben die Türkei und Ägypten mit Libyen zu tun?

Das nordafrikanische Libyen ist mehr als ein Jahrzehnt nach der Revolution und dem Sturz von Langzeitdiktator Muammar al-Gaddafi ein instabiles, gespaltenes Land, mit zwei rivalisierenden Regierungen im Osten und im Westen des Landes, mit mächtigen Milizen und ausländischen Staaten, die in Libyens Politik mitmischen. Die Türkei und Ägypten standen bislang auf der jeweils entgegengesetzten Seite im innerlibyschen Machtkampf, unterstützten diese jeweils militärisch oder auch logistisch, insbesondere während des Bürgerkriegs von 2019/20.

Auf welcher Seite steht die Türkei, auf welcher Ägypten?

Ägypten stand bislang auf der Seite des starken Mannes in Libyens Osten, General Khalifa Haftar. Die Türkei war der wichtigste Unterstützer von Premierminister Abdul Hamid Dbaiba im Westen, in Tripolis, der auch von der UNO anerkannt wird. Beide, die Türkei und Ägypten, haben also grossen Einfluss in Libyen, aber eben nur in den jeweiligen Landesteilen.

Warum ist die Annäherung zwischen Ankara und Kairo wichtig für Libyen?

Weder die Türkei noch Ägypten, die beide in einer Wirtschaftskrise stecken, haben derzeit ein Interesse an einer politischen Spaltung in Libyen, die letztlich auch ihren ökonomischen Interessen schadet. Denn beide wollen im ganzen Land lukrative Geschäfte machen und nicht nur im jeweiligen Landesteil, in dem sie Einfluss haben.

Gut möglich also, dass sie versuchen werden, sich auf eine Regierung zu einigen, mit einem Mann an der Spitze, mit dem beide Seiten leben können. Ein mögliches Szenario ist, dass die Türkei Premierminister Dbaiba, «ihren» Mann im Westen, aus dem Amt drängt und so Ägypten entgegenkommt. Denn Ägypten ist ein grosser Gegner von Dbaiba und wird sich auf keine politischen Zugeständnisse einlassen, solange dieser im Amt ist.

Was wären die Folgen, wenn die Türkei und Ägypten zusammenspannen?

Wenn die Türkei und Ägypten es schaffen, in Libyen künftig am gleichen Strick zu ziehen und auf ihre jeweiligen «Schützlinge» einzuwirken, könnte es sein, dass es mittelfristig doch zu Wahlen für eine Regierung der nationalen Einheit kommt. Diese hätten eigentlich schon 2021 stattfinden sollen, stehen aber immer noch aus. Aber auch eine erneute militärische Konfrontation ist nicht ausgeschlossen, dann nämlich, wenn zum Beispiel Premierminister Dbaiba mithilfe loyaler Milizen Widerstand gegen eine allfällige Absetzung leisten würde.

Echo der Zeit, 15.7.23, 18 Uhr ; 

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