Diplomatischer Akt - König Charles hält Thronrede in Kanada – stilles Signal an Trump
Der Monarch hat mit einer traditionellen Thronrede das kanadische Parlament eröffnet. Ein symbolischer Akt, der in Kanada auf wenig Begeisterung stösst.
König Charles III. stattet derzeit Kanada einen Besuch ab. Der Monarch hat mit einer traditionellen Thronrede das kanadische Parlament in Ottawa eröffnet. Es ist das erste Mal seit fast 50 Jahren, dass ein britischer Monarch diese Aufgabe übernimmt. Der Besuch von König Charles in der ehemaligen britischen Kolonie wird deshalb als bewusster, symbolischer Akt gesehen. Dabei ist weniger wichtig, was er sagt, sondern dass er dort ist.
Charles: Welt gefährlicher als jemals seit Zweitem Weltkrieg
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König Charles III. sieht in seiner Thronrede Kanada inmitten der geopolitischen Umbrüche an einem Scheideweg. «Wir müssen uns der Realität stellen: Seit dem Zweiten Weltkrieg war unsere Welt noch nie so gefährlich und instabil. Kanada steht vor Herausforderungen, die in unserem Leben beispiellos sind», sagte er. Charles nahm damit, ohne diesen zu nennen, Bezug auf die Handlungen von US-Präsident Donald Trump seit dessen Amtsantritt.
Die schnellen Veränderungen in der Welt seien auch eine «Chance für Kanada, die grösste Transformation seiner Wirtschaft seit dem Zweiten Weltkrieg einzuleiten», sagte er weiter. Premier Mark Carney und US-Präsident Trump hätten begonnen, eine neue Wirtschafts- und Sicherheitsbeziehung zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten zu gestalten. Der König betonte dabei, dass diese auf gegenseitigem Respekt der «beiden souveränen Nationen» beruhten.
«Es ist weit mehr als ein zeremonieller Routineakt, sondern eine diplomatische Choreografie, die vom britischen Aussenministerium sorgfältig austariert wurde», sagt Patrik Wülser, SRF-Grossbritannien-Korrespondent. Der König werde sozusagen als Bauchredner entsendet, damit dieser der ganzen Welt und insbesondere Donald Trump klarmacht, dass Kanada ein souveränes Land mit eigener Identität ist. Denn der US-Präsident liebäugelt seit längerem mit Kanada als51. Bundesstaat von Amerika.
Kanadier sind von Charles' Besuch wenig begeistert
Um das fragile Verhältnis mit dem Weissen Haus nicht allzu arg zu strapazieren, werde Charles bei seiner Rede jegliche Provokation unterlassen, so Wülser. «Seine Sympathien pflegt der Monarch subtil und nonverbal zu zeigen. Mit der Wahl von Farbe und Musterung seiner Krawatte oder mit der Stoffart.»
Legende:
König Charles III. zu Besuch in Kanada. Mit einer Thronrede hat er das kanadische Parlament eröffnet und ein stilles Signal an Donald Trump gesendet. (26.5.2025)
Keystone / Sean Kilpatrick
In Kanada stösst die Eröffnungsrede des Königs jedoch auf wenig Begeisterung – auch wenn sie noch so gut gemeint ist. «Eine grosse Mehrheit der Kanadierinnen und Kanadier steht der Thronrede des Königs desinteressiert gegenüber», sagt Shachi Kurl, sie leitet das renommierte Umfrageinstitut«Angus Reid»in Kanada. «Sogar jene, die sagen, die Thronrede sei eine gute Sache, sind nicht begeistert.»
In Kanada werde die Monarchie stark als Fremdkörper wahrgenommen, erklärt Justin Vovkvon derkanadischen McMaster-Universität. Der Historiker ist spezialisiert auf die Geschichte der Monarchie. Tatsächlich ist der König meistens weit weg, auch im übertragenen Sinn. In Kanada übernimmt in fast allen Fällen die sogenannte Generalgouverneurin die Rolle des Staatsoberhauptes.
Nationalstolz kommt in Kanada auf
In letzter Zeit war jedoch häufig die Rede von einer Welle des Nationalstolzes, die durch Kanada gehe, ausgelöst durch Zölle und die Drohungen von Präsident Trump, er wolle Kanada zum US-Bundesstaat machen. Die konstitutionelle Monarchie grenzt Kanada von den USA ab. Vor diesem Hintergrund ist es denkbar, dass die Monarchie wieder an Bedeutung gewinnt. Historiker Justin Vovk bezweifelt dies jedoch. «Ich vermute, der Effekt wird nur kurzfristig sein.»
Die Beziehung zwischen Kanada und Grossbritannien
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Die Beziehung zwischen Kanada und Grossbritannien ist historisch gewachsen und eng mit der Kolonialgeschichte verknüpft. Ursprünglich war ein grosser Teil Kanadas eine Kolonie Frankreichs, doch nach dem Sieg Grossbritanniens im Siebenjährigen Krieg fiel das Gebiet 1763 an die britische Krone. Kanada wurde zur britischen Kolonie, erhielt aber im Laufe des 19. Jahrhunderts zunehmend Selbstverwaltungsrechte.
1867 wurde Kanada offiziell zum «Dominion of Canada» und damit ein selbstverwalteter Teil des britischen Empires. Die vollständige Unabhängigkeit entwickelte sich schrittweise: 1931 erhielt Kanada durch das Statut von Westminster gesetzgeberische Souveränität, 1982 folgte mit der sogenannten Patriation der Verfassung auch die formale Loslösung vom britischen Parlament.
Trotz voller Unabhängigkeit ist der britische Monarch bis heute das formelle Staatsoberhaupt Kanadas – vertreten durch eine Generalgouverneurin. Diese symbolische Verbindung zur Krone ist umstritten: Während sie historisch gewachsen ist, wird die Rolle der Monarchie in Kanada zunehmend kritisch hinterfragt.
So bald werde sich Kanada aber nicht vom Königshaus lösen, sagt Shachi Kurl, Leiterin des kanadischen Umfrageinstituts «Angus Reid». Die Monarchie sei zu stark in der Verfassung verankert. «Viele ehemalige britische Kolonien können sich per Parlamentsbeschluss von der Monarchie lösen. In Kanada ist eine Verfassungsänderung nötig, und Kanada hat ein recht komplexes föderales System.» Eine solche Verfassungsänderung würde laut Kurl ein ganzes Wespennest an Problemen neu aufscheuchen. Die Frage der Unabhängigkeit von Quebec oder die Beziehung mit den Ureinwohnern.
Eine Erhebung des Umfrageinstituts Angus Reid scheint in die gleiche Richtung zu weisen. Von den Befragten erklärten weniger als ein Drittel, Kanada solle auch über die nächsten Generationen hinweg eine Monarchie bleiben. Es gibt auch offene Kritik am Königsbesuch. Die Parlamentarier der Separatistenpartei aus der französischsprachigen Provinz Quebec wollten die Thronrede boykottieren.
Ob Donald Trump die Thronrede von Charles richtig deuten wird, ist fraglich. Spätestens, wenn er der Einladung des Königs nachkommt und mit dem Helikopter im Park vom Buckingham Palace landen wird, sollte ihm die Botschaft nicht entgehen. Dort hatte König Charles III. unter Beisein der Medien jüngst einen kanadischen Ahorn gepflanzt – das Nationalsymbol Kanadas.
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