- Im Strafprozess gegen den mexikanischen Drogenboss Joaquín «El Chapo» Guzmán beginnt die zwölfköpfige Jury mit ihren Beratungen.
- Die Geschworenen müssen entscheiden, in welchen der zehn Anklagepunkte Guzmán schuldig ist.
- Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft, die Todesstrafe ist nach einer Einigung zwischen den USA und Mexiko ausgeschlossen.
Nach teils spektakulären Gerichtsverhandlungen über zweieinhalb Monate geht der Strafprozess gegen den mexikanischen Drogenboss Joaquín «El Chapo» Guzmán seinem Ende entgegen. Richter Brian Cogan könnte bei einer Verurteilung unmittelbar oder erst Wochen später das Strafmass für den 61-Jährigen verkünden.
Klar ist: Am schwersten wiegt der erste Anklagepunkt zur «Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung». Guzmán wird beschuldigt, das Sinaloa-Kartell zwischen 1989 und 2014 geführt und zu einer der mächtigsten Organisationen des Drogenhandels der Welt aufgebaut zu haben. In diesem Punkt drohen ihm lebenslange Haft mit der Möglichkeit, erst nach 20 Jahren einen Antrag auf Bewährung zu stellen.
Die weiteren Anklagepunkte drehen sich um die Herstellung und internationale Verbreitung von Kokain, Heroin, Methamphetamin und Marihuana sowie den Gebrauch von Schusswaffen und Geldwäsche. Auf die Punkte zur Herstellung der genannten Drogen stehen Mindeststrafen von zehn Jahren Gefängnis.
56 Zeugen, hunderte Dokumente, Dutzende abgehörte Telefonate
Guzmáns Verteidiger Jeffrey Lichtman hatte die Jury in seinem Schlussplädoyer dazu gedrängt, nicht an den «Mythos» des Drogenbosses zu glauben und Guzmán freizusprechen. Die Zeugen wollten mit erfundenen Aussagen gegen «El Chapo» ihre eigenen Haftstrafen verringern.
Staatsanwältin Andrea Goldbarg hatte dagegen eine Verurteilung in allen Punkten gefordert. Sie und ihre Kollegen hatten über elf Wochen 56 Zeugen in den Zeugenstand gerufen und massenhaft Beweismaterial vorgelegt. Goldbarg appellierte an die Geschworenen: «Hier sitzt er. Lassen Sie nicht zu, dass er sich seiner Verantwortung entzieht. Machen Sie ihn für seine Verbrechen verantwortlich.»
Todesstrafe ausgeschlossen
Guzmáns 29 Jahre alte Frau Emma Coronel, eine ehemalige Schönheitskönigin, war immer wieder zum Prozess erschienen. Auch die Zwillingstöchter der beiden hatte sie zu Anhörungen mitgebracht. Am vergangenen Donnerstag war Guzmán im blauen Sakko mit Krawatte im Saal erschienen und war aufgestanden, um lächelnd ins Publikum zu winken.
Der frühere Chef des berüchtigten Sinaloa-Kartells war in Mexiko verhaftet und Anfang 2017 an die USA ausgeliefert worden, wo er seitdem in einem Hochsicherheitsgefängnis in New York sitzt. Eine Todesstrafe ist nach einer Absprache beider Länder ausgeschlossen.