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Drohende Dürre in Italien Viel zu wenig Regen für Italiens Landwirtschaft

Vor allem die nördlichen Regionen des Landes sind vom Wassermangel betroffen. Experten rechnen mit Ernteausfällen und höheren Preisen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti rechnet dieses Jahr mit Wassermangel für die Landwirtschaft.
  • Für die Konsumenten in der Schweiz könnte dies bedeuten, dass das italienische Gemüse teuerer wird. Engpässe wird es aber voraussichtlich nicht geben.

«Im Winter hatten wir nur die Hälfte der sonst üblichen Niederschläge», klagt Rolando Manfredini vom italienischen Landwirtschaftsverband Coldiretti. Auch im Frühling sei viel zu wenig Regen gefallen. «Darum führen die italienischen Flüsse, allen voran der Po, viel zu wenig Wasser», sagt er.

Auch die Pegel italienischer Seen seien auf historischen Tiefstständen: «Der Comersee und der Iseosee haben derzeit etwa 47 Prozent weniger Wasser gespeichert als üblich. Ob es nun die Apfelkulturen des Südtirols sind, die Maisfelder des Veneto oder die Tomatenplantagen der Emilia Romagna: überall droht ein Teil der Ernte zu verdorren.»

Bereits grosse Schäden wegen der Dürre

Trotz Bewässerung seien die Schäden schon jetzt enorm. Auf eine Milliarde Euro belaufen sich die bisher registrierten Dürre-Schäden.

Agronom Manfredini führt diese Ausfälle letztlich auf den Klimawandel zurück. Dass der auch in Italien in vollem Gange sei, daran hat Manfredini keinen Zweifel, auch wenn er – scherzend – auf den zurzeit prominentesten Zweifler, den US-Präsidenten, verweist. Die Forscher seien sich in dieser Frage einig, sagt Manfredini. Der Klimawandel verändere Italien. Die jetzige Dürre sei nur ein Zeichen dafür.

Klimawandel in Italien spürbar

In Italien verschieben sich die Olivenkulturen immer mehr nach Norden, sagt Manfredini. Aber auch der Hartweizen, unerlässlich für die italienische Pasta, wachse vermehrt im Norden. Im Süden, auf Sizilien etwa, gedeihen mittlerweile auch tropische Früchte wie Avocado, Papaya, Mango.

Die italienische Landwirtschaft müsse darauf reagieren. Zum Beispiel müsse man mit dem Wasser sorgfältiger umgehen, und es vermehrt in Speichern auffangen, um es dann in der heissen, trockenen Zeit zur Bewässerung einzusetzen. Allerdings wären in diesem Winter und Frühling auch solche Speicher weitgehend leer geblieben.

Der italienische Landwirtschaftsverband rechnet in diesem Sommer und Herbst mit weniger italienischen Exporten, auch in die Schweiz, und mit höheren Preisen: «Es kann gut sein, dass zum Beispiel italienische Tomaten oder Trauben dieses Jahr mehr kosten.» Einen eigentlichen Engpass aber befürchtet Manfredini nicht.

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