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Drohnenproduktion des Iran Iranische Revolutionsgarden sollen auf der Krim Russen ausbilden

Die Ukraine wird offenbar mit iranischen Drohnen attackiert. Wie kommt es zu dieser Zusammenarbeit?

Nutzt die russische Armee Drohnen aus dem Iran? Auch am Dienstag hat Russland seine Drohnen- und Raketenangriffe auf die Ukraine fortgesetzt. Bei den Drohnen handelt es sich um sogenannte iranische Kamikaze-Drohnen vom Typ Schahed-136. Russland bestätigt dies zwar offiziell nicht, doch Fachleute westlicher Staaten gehen von diesem Sachverhalt aus.

Drohnen kyrillisch angeschrieben

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Wegen der Kampferfolge der Ukraine brauchte Wladimir Putin rasch eine Lösung und wurde russischen Medien zufolge im Iran fündig, auch wenn die Bezeichnung der Waffe geändert wurde. Der russische Militärexperte Semjon Bagdassarow sagte im Moskauer Staatsradio, dass die Drohnen mit dem Namen Geran – auf Deutsch: Geranie – im Einsatz seien. 2400 solle das russische Militär erhalten. Um den Iran, der ohnehin mit westlichen Sanktionen zu kämpfen hat, nicht weiter in Bedrängnis zu bringen, sei die Waffe mit dem kyrillischen Schriftzug versehen worden. Die Experten zufolge 200 Kilogramm schweren und bis zu 185 km/h fliegenden Drohnen sind in der Ukraine immer wieder mit der Bezeichnung zu sehen. (dpa)

Was sagt der Iran? Iran sei in Kriegszeiten auf keiner Seite, sagte Nasser Kananai, der Sprecher des iranischen Aussenministeriums, bereits im Juli, und dies sagte er jetzt auch wieder. ARD-Reporterin Karin Senz, die aus Istanbul berichtet, sagt dazu, es sei durchaus möglich, dass die Drohnen schon vor dem Krieg nach Russland gelangt seien. «Der Iran hat 2017 und 2019 mit Drohnen an Militärausstellungen in Russland teilgenommen», sagt Senz, «und da war schon die Rede von einer militärischen Zusammenarbeit.»

Es gebe wohl auch einen entsprechenden Kooperationsvertrag für militärische Ausrüstung zwischen den Ländern. Denkbar sei aber auch, dass die Drohnen aus dem Iran nicht auf direktem Weg nach Russland gelangt sind, so die Reporterin. Sowohl Venezuela, Äthiopien als auch der Irak haben bekanntermassen solche Drohnen. Diese Drohnen kommen zudem auch im Libanon und im Jemen zum Einsatz.

Werden die iranischen Drohnen in Tadschikistan gebaut? Der Iran hat im vergangenen Mai in diesem Land eine neue Fabrik für Drohnen eröffnet. Tadschikistan steht Russland auch sehr nahe. «Die drei Länder Iran, Russland und Tadschikistan sind zusammen in einem neuen Verbund, in einer Zusammenarbeit», sagt Senz. Doch zurzeit werden in der Fabrik andere Drohnentypen hergestellt als der, der mutmasslich in der Ukraine durch die Russen eingesetzt wurde.

Vier Drohnen, die aussehen wie kleine Flugzeuge, sind auf einem Lastwagen stationiert
Legende: Iranische Drohnen können von einem Lastwagen aus abgefeuert werden. Keystone/Iranian Army via AP

Wieso baut der Iran Drohnen? «Dieser Fokus ist gewissermassen aus der Not heraus entstanden», sagt Senz. Aufgrund der internationalen Sanktionen und des Waffenembargos gegen den Iran habe sich das Land auf den Bau von Drohnen konzentriert. Kurz nach der Präsentation der Fabrik in Tadschikistan habe der Iran noch eine unterirdische Luftwaffenbasis unter dem Zagros-Gebirge enthüllt und mehrere hundert Kampf-, Aufklärungs- und Angriffsdrohnen präsentiert.

Beim Einsatz gegen die Ukraine kann der Iran seine Drohnen testen.
Autor: Karin Senz ARD-Reporterin in Istanbul

Was können die iranischen Drohnen? Sie sind relativ günstig, pro Stück kosten sie laut Experten um die 20'000 Dollar. Dieser Drohnentyp kann keine beweglichen, sondern nur stationäre Ziele angreifen. Sie können von einem gewöhnlichen Lastwagen aus abgefeuert werden und habe eine Reichweite von ca. 2500 Kilometern. Sie sind allerdings langsam und laut. Sie werden oft in einem Drohnengeschwader eingesetzt, das das Abwehrsystem des Gegners überlastet. «Mit dem Einsatz gegen die Ukraine kann der Iran seine Drohnen auch testen», sagt die ARD-Reporterin.

Wie eng sind die Beziehungen zwischen Russland und Iran? Die «New York Times» berichtet mit Berufung auf aktuelle und ehemalige Beamte, die Einblick in Geheimdienstinformationen haben, dass iranische Ausbilder auf der Krim russische Armeeangehörige in der Bedienung der Drohnen ausbilden. Die Ausbilder gehören laut dem Bericht den Islamischen Revolutionsgarden an, die in den USA als terroristische Vereinigung eingestuft werden. Auch soll es ein Angebot von Russland geben, russisches Know-how in die iranischen Drohnen einfliessen zu lassen, damit beispielsweise die Schnelligkeit des Fluggeräts verbessert werden könne.

SRF 4 News, 19.10.2022, 06:20 Uhr ; 

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