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Druck aus dem Web: #BoycottNRA Entzieht die US-Wirtschaft der Waffenlobby die Unterstützung?

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem Massaker in Florida streitet Amerika wieder einmal um das Waffengesetz.
  • Dieses Mal kommt der Druck nicht nur aus der Politik – sondern auch von Unternehmen und deren Kunden.
  • Denn: Zahlreiche Firmen bieten Mitgliedern der grössten amerikanischen Waffenlobby NRA spezielle Konditionen und Vergünstigungen an.
  • Wirtschaftsexperte William Klepper von der Columbia Universität sagt: «Die Firmen stecken in einem ethischen Dilemma.»

#BoycottNRA: Nutzer von Sozialen Medien rufen unter diesem Schlagwort Unternehmen dazu auf, Abstand von der NRA – der grössten amerikanischen Waffenlobby – zu nehmen.

So wird beispielsweise Amazon-Chef Jeff Bezos in einer Unterschriftenaktion darum gebeten, seine Zusammenarbeit mit der NRA zu beenden und die Show «NRATV» aus dem Programm zu nehmen. Der Onlinehändler Amazon ist jedoch nicht das einzige Unternehmen, auf das Druck ausgeübt wird.

Wenn die Mehrheit der Kunden sagt, sie ist mit den Geschäftsbeziehungen zur NRA nicht einverstanden, müssen die Unternehmen darauf reagieren.
Autor: William Klepper Wirtschaftsprofessor Columbia University

Zahlreiche Firmen bieten NRA-Mitgliedern besondere Konditionen oder Vergünstigungen an. Nach und nach beugen sich diese Unternehmen jetzt dem Druck. Die «National Bank of Omaha» will beispielsweise NRA-Mitgliedern keine speziellen Kreditkarten mehr anbieten; die Fluglinie Delta strich ihr Bonusprogramm. William Klepper Wirtschaftsprofessor an der Columbia University sagt, die Unternehmen könnten es sich schlicht nicht mehr leisten, noch weiterhin mit der NRA verbunden zu sein.

«Die Firmen stecken in einem ethischen Dilemma. Wenn die Mehrheit der Kunden sagt, sie ist mit den Geschäftsbeziehungen zur NRA nicht einverstanden, müssen die Unternehmen darauf reagieren. Die Kunden bringen schliesslich das Geld ein. Wenn die Firmen nichts tun, verlieren sie Kunden.»

Klepper sagt aber auch, wenn die NRA durch diese Massnahmen jetzt Mitglieder verlieren würde, wäre das finanziell für die Waffenlobby noch zu verkraften. Schlimmer wäre es, wenn Händler und Investoren verloren gingen.

Wenn die Firmen nichts tun, verlieren sie Kunden.

Doch auch in diese Richtung geht der Boykott bereits. Einer der grössten Sporthändler des Landes, Dick’s Sporting Goods, kündigte an, ab sofort keine Sturmgewehre mehr zu verkaufen. Auch wolle die Firma keine Waffen mehr an Minderjährige abgeben.

Aktien von US-Waffenfirmen unter Druck

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Die Aktien der US-Waffen-Hersteller sind nach dem Amoklauf an einer Schule in Florida weiter unter Druck. Bei Investoren setze sich immer stärker die Erwartung durch, dass es Gesetzesänderungen geben werde, sagt ein Analyst vom Finanzdienstleister Aegis Capital. Seit dem Amoklauf in Parkland Mitte Februar mit 17 Toten haben die Aktien von Sturm Ruger und des Smith&Wesson-Produzenten American Outdoor Brands jeweils mehr als 14 Prozent an Wert verloren. Am Mittwoch waren es an der Wall Street 6,6 beziehungsweise 3,2 Prozent.

Die NRA nannte den Boykott auf ihrer Webseite wörtlich eine «beschämende Zurschaustellung politischer und staatsbürgerlicher Feigheit». Der stellvertretende Gouverneur des Bundesstaats Georgia drohte der Fluggesellschaft Delta sogar damit, sie mit höheren Steuern zu bestrafen, wenn NRA-Mitglieder keine Vergünstigungen bei der Fluglinie mehr bekommen würden.

Hashtag #BoycottNRA könnte Erfolg haben

Insgesamt glaubt der Wirtschaftsexperte Klepper aber, dass der Druck aus der Wirtschaft eine viel grössere Wirkung haben wird als die politischen Debatten der letzten Jahre. Der Hashtag #BoycottNRA könnte also tatsächlich Erfolg haben.

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