Wenn etwas in Polen verfahren ist, dann tröstet man sich mit den Kurski-Brüdern, verpackt in einer Redewendung: «So schlimm wie ein Familienfest im Hause Kurski, so schlimm ist es bei mir noch nicht.»
Die Gebrüder Jacek und Jaroslaw Kurski sind ein verdichtetes Abbild Polens. Jacek ist konservativ und Anhänger der Regierungspartei PiS sowie Chef des Staatsfernsehens. Dieses ist unter ihm zum Sender der Regierung geworden. Die Konservativen erhalten die meiste Sendezeit und haben immer recht. Über 200 Journalisten, die Ausgeglichenheit wollten, wurden entlassen oder haben gekündigt.
Kontakt abgebrochen
Jaroslaw ist der ältere der Kurski-Brüder. Er ist ein linksliberaler Vordenker der wichtigsten Zeitung der Regierungsgegner, der «Gazeta Wyborcza». In deren Spalten ist oft die Hölle los. Die Regierung sei unfähig, zerfressen von Skandalen, am Ende.
Die Kurski-Brüder reden seit Jahren nicht mehr miteinander. Übereinander reden sie meistens indirekt. Als Jacek als Chef des Staatsfernsehens bestätigt wurde, demonstrierte Jaroslaw mit vielen anderen vor dem Fernsehstudio für Redefreiheit. Das will auch Jacek, sagt er. Er schütze das öffentliche Fernsehen vor den Machenschaften der Politik.
Früher kämpften sie für das Gleiche
Der Liberale Jaroslaw findet, die Demokratie sei in Polen in Gefahr. Der Konservative Jacek hingegen freut sich über den Erfolg der Partei PiS. In Polen habe ein guter Wandel begonnen. Früher kämpften beide Brüder für dasselbe, für Demokratie und gegen den Kommunismus. Sie waren aber schon damals verschieden. Jaroslaw schrieb in seinem Zimmer verbotene antikommunistische Artikel.
Aus Jaceks Zimmer hörte man Mädchenlachen. Bald trennten sie mehr als Zimmertüren, bald lagen Welten zwischen den Konservativen und den Liberalen in Polen.
Eine Umarmung für die tote Mutter
Heute hat es schwer, wer der Regierung nicht passt, zum Beispiel Frauen, die abtreiben wollen. Oder Richter und UnternehmerInnen, die anderer Meinung sind. Die Mutter der Brüder hatte gegen die Nazis gekämpft. Über ihre Söhne, sagte sie einmal, wolle sie nicht sprechen, das sei zu schmerzhaft.
Als sie 2016 starb, umarmten sich die Kurski-Brüder an ihrem Grab. Dieses Bild rührte damals ganz Polen, so, als würde sich das Land nach Versöhnung sehnen. Danach sieht es allerdings vor den Wahlen diesen Herbst nicht aus.