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US-Wahlkampf: Wie weit ging Russlands Einfluss?
Aus Echo der Zeit vom 17.12.2018. Bild: Keystone
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Einmischung in die US-Wahlen? «Im Fokus steht der Cyber-Arm des russischen Geheimdienstes»

Der Vorwurf hält sich hartnäckig. Russland soll den Präsidentschafts-Wahlkampf 2016 in den USA mit gezielten, falschen Meldungen in den sozialen Medien beeinflusst haben. Diese Meldungen seien zu Tausenden aus sogenannten Troll-Fabriken in Sankt Petersburg gestreut worden.

Zwei verschiedene wissenschaftliche Berichte für den US-Senat, die nun von der «Washington Post» publiziert wurden, zeigen, dass die Einmischung noch viel umfassender gewesen sein soll als bisher vermutet. Was in den Studien steht, erläutert SRF-Korrespondentin Isabelle Jacobi.

Isabelle Jacobi

Isabelle Jacobi

USA-Korrespondentin, SRF

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Nach dem Studium in den USA und in Bern arbeitete Jacobi von 1999 bis 2005 bei Radio SRF. Danach war sie in New York als freie Journalistin tätig. 2008 kehrte sie zu SRF zurück, als Produzentin beim Echo der Zeit, und wurde 2012 Redaktionsleiterin. Seit Sommer 2017 ist Jacobi USA-Korrespondentin in Washington.

Die Studien zeigen, dass das Ausmass der russischen Propaganda in den USA grösser war als bisher angenommen.

SRF News: Was ist den beiden Studien zu entnehmen?

Isabelle Jacobi: Die Studien zeigen, dass das Ausmass der russischen Propaganda in den USA grösser war als bisher angenommen. Die beiden Studien untersuchen Daten, die Facebook, Twitter und Google dem Geheimdienstausschuss des US-Senats übergeben haben. Im Fokus der Untersuchung steht der Cyber-Arm des russischen Geheimdienstes, die Internet Research Agency. 30 Millionen Amerikaner hätten deren Propaganda aktiv geteilt, auf verschiedenen Kanälen und Formaten, auch auf YouTube und Instagram.

Russische Propaganda habe zum Beispiel auf Instagram 185 Millionen Likes erhalten und sei vier Millionen Mal kommentiert worden. Diese Aktionen hätten nicht nur – wie bisher angenommen – während des Wahlkampfs 2016 stattgefunden, sondern seien 2017 sogar noch intensiviert worden.

Wer war das Ziel dieser Offensive?

Das Ziel sei ganz klar gewesen, dass Donald Trump zum Präsident gewählt werde und auch Präsident bleibe, sagen die Studien. Die Taktik dabei war, US-Wähler und Wählerinnen mit Falschinformationen zu füttern, etwa über Themen wie Immigration, Waffengesetze oder Staatsgewalt.

Im Vordergrund der Offensive standen zwei Zielgruppen: Einerseits Rechtsradikale und rechtskonservative Kreise. Sie sollten aufgehetzt und für die Wahl mobilisiert werden. Andererseits sollten schwarze Wähler und Wählerinnen entmutigt werden, überhaupt an die Urne zu gehen – wo diese wohl Trumps Kontrahentin Hillary Clinton gewählt hätten. Zudem seien jüngst auch Latinos mit Inhalten bearbeitet worden.

Wie fundiert sind diese Untersuchungen?

Es sind zwei unabhängige Untersuchungen. Hervorzuheben ist, dass bei der einen die Universität von Oxford federführend war, bei der anderen ein privates amerikanisches Cyber-Sicherheitsunternehmen. Die Universität Columbia machte auch mit. Das sind sehr renommierte und glaubwürdige Autoren.

Facebook und Twitter mussten für diese Studien mit den Behörden zusammenarbeiten. Wie kooperativ waren sie?

Facebook, Twitter und Google wurden vom Kongress quasi gezwungen, ihre Datensätze herauszurücken. Sie gaben schliesslich Konten und Inhalte preis, die sie selber mit der Internet Research Agency aus Russland in Verbindung gebracht hatten. Allerdings hätten sie nur minimale Unterstützung geleistet, sagt eine der Studien.

Google habe sich zum Beispiel geweigert, Metadaten mitzuliefern. Facebook habe rund 70 Werbekonten, rund 80 Webpages und 130 Instagram-Konten übergeben. Twitter habe rund 4000 Konten offengelegt. Das klingt vielleicht nach viel, aber es sei nur die Spitze des Eisbergs, heisst es in den Studien.

Im Parlament stellt sich die Frage, was zu tun ist, um ähnliche Propaganda-Aktionen in den kommenden Wahlen zu unterbinden.

Was passiert nun mit den Resultaten?

Zunächst geht es nun darum, die Öffentlichkeit über Praktiken und Taktiken des russischen Geheimdienstes zu informieren. Im Parlament stellt sich die Frage, was zu tun ist, um ähnliche Propaganda-Aktionen in den kommenden Wahlen zu unterbinden. Die Studien gehen nämlich davon aus, dass jetzt nicht etwa Schluss sei, sondern dass die Propaganda diversifiziert und auf kleineren Kommunikationsplattformen angewendet wird. Entwarnung geben sie nicht, ganz im Gegenteil.

Das Gespräch führte Nicoletta Cimmino.

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