Gern konzentriert man sich in der Schweiz bei der Debatte um die Eizellenspende auf die Lösung für Frauen, um deren Fertilität es schlecht steht und deren Kinderwunsch gross ist. Sie reisen zahlreich in Spanien an. Oft vergessen geht dabei, was die Eizellenspende für Spaniens Spenderinnen bedeutet.
Gesicherte Daten fehlen allerdings, denn Spaniens Spendenregister ist de facto lückenhaft. Auch wollten sich viele Spenderinnen lange nicht äussern. Ein Manko, das Journalistinnen wie Julia Bacardit ein Stück weit behoben haben (siehe Interview in der Box).
Was sind die Motive der Spenderinnen? Ist die Entschädigung angemessen? Sind sie selbstbestimmte Helferinnen oder Opfer eines Reproduktionsmarktes? Fragen, die man sich in der Schweiz erneut stellt und auf die Spanien nach exakt 34 Jahren Erfahrung ein paar konkrete Antworten liefern kann.
So weiss man inzwischen, dass die Anonymität mehr Spenderinnen garantiert. Die meisten sind jung, in den Zwanzigern und spenden nur, weil sie wissen: Sie bleiben anonym, sehen sich garantiert nicht eines Tages konfrontiert mit ihrem erwachsenen genetischen Kind, das sie aufsucht. Allerdings gibt es laut Reproduktionsmediziner Jon Aizpurua in Alicante Indizien dafür, dass es bei einer nicht anonymen Spende nicht weniger Spenderinnen gäbe, sondern andere. Mit anderem Profil, anderen Motiven.
Finanzieller Zustupf als Hauptmotiv
Hauptmotiv der Spenderinnen bisher ist der finanzielle Zustupf – nicht verwunderlich in einem Land, in dem Junge jahrelang mit Praktikumslöhnen über die Runde kommen und wo der Mindestlohn erst kürzlich gerade mal auf 1000 Euro angehoben wurde. Die 30-jährige Zaida Guillen aus Barcelona spendete einmal im Alter von 18 Jahren, das zweite Mal mit 27: «Das erste Mal machte ich es klar wegen des Geldes, ich war jung, dachte nicht wirklich darüber nach. Ich brauchte Geld, 1000 Euro waren damals für mich eine Menge.»
Das zweite Mal habe sie bewusst und im Wissen gespendet, einer anderen Frau zum Kinderglück zu verhelfen. Doch litt sie nach dem Eingriff an Schmerzen, Schwindel und Erbrechen, musste mehrere Stunden unter Beobachtung bleiben. Inzwischen, sagt sie, würde sie nicht mehr spenden: «Das Gleichgewicht zwischen dem, was ich bekomme und dem, was die Empfängerin zahlt, stimmt hinten und vorn nicht. Ein Stück weit ist das ein Business, das mir so nicht mehr gefällt.»
Was Spenderinnen, Empfängerinnen und erwachsene Kinder auch sagen: Sie überkommt oft die Neugier, wie das genetische Kind oder die genetische Mutter aussieht, wer es oder sie ist. Ein Anliegen, für das sie kämpfen wollen. Ein Anliegen, das die Schweiz bei der Samenspende inzwischen entschieden hat: Sie darf seit 2001 nicht mehr anonym erfolgen, das Kind darf seine genetische Herkunft erfahren. Nebst dem biologischen und sozialen also auch den genetischen Elternteil kennen dürfen.