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Eizellenspenden für Geld Spanien – die «Eizellenkammer» Europas

Spanien gilt als «Eizellenkammer Europas», auch aus der Schweiz reisen Frauen an für Behandlungen. Wie steht es um die Spenderinnen?

Gern konzentriert man sich in der Schweiz bei der Debatte um die Eizellenspende auf die Lösung für Frauen, um deren Fertilität es schlecht steht und deren Kinderwunsch gross ist. Sie reisen zahlreich in Spanien an. Oft vergessen geht dabei, was die Eizellenspende für Spaniens Spenderinnen bedeutet.

Gesicherte Daten fehlen allerdings, denn Spaniens Spendenregister ist de facto lückenhaft. Auch wollten sich viele Spenderinnen lange nicht äussern. Ein Manko, das Journalistinnen wie Julia Bacardit ein Stück weit behoben haben (siehe Interview in der Box).

«Meistens ist Geld das Motiv für eine Eizellenspende»

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Júlia Bacardit ist Journalistin und befragte für ihr Buch «El precio de ser madre» (Der Preis, Mutter zu sein) Spenderinnen und Empfängerinnen von Eizellen. Sie findet die Eizellenspende nicht verwerflich, fordert aber Verbesserungen bei der psychologischen und medizinischen Betreuung der Spenderinnen sowie ein funktionierendes Spendenregister auf nationaler oder europäischer Ebene.

SRF News: Welches Motiv überwiegt bei den Spenderinnen, Altruismus oder das Geld?

Julia Bacardit: In den weitaus meisten Fällen klar das Geld. Die meisten Spenderinnen sind zwischen 18 und 27 Jahre alt, oft Studentinnen, oft auch Frauen mit wenig Bildung. Zwar wird in Spanien stets betont, dass die Eizellenspende ein solidarischer und altruistischer Akt ist, es heisst ja explizit «Spende». Niemand spricht von Verkauf, auch wenn der entscheidende Faktor in der Regel das Geld ist.

Sind die Frauen Opfer in einem Reproduktionsmarkt oder ist es eine win-win-Situation für alle Beteiligten?

Schwierig zu sagen. Sicherlich ist es ärgerlich, dass du als Frau in Spanien dann, wenn du jung bist und die eigene Fertilität top ist, weder Geld hast noch ein stabiles Einkommen und du darum vielleicht deine Eizellen verkaufst. Und dann, wenn das alles gelöst ist, bist du im Alter, wo deine Fertilität abnimmt oder verschwindet und du vielleicht sogar selber Eizellen kaufen musst. In diesem Sinn geht es für die Frauen in Spanien generell schlecht auf.

Ihr Tipp an die Schweiz?

Die Schweiz kann im Gegensatz zu uns sauber loslegen, mit einem funktionierenden Spendenregister. Die Spende sollte in meinen Augen nicht anonym sein, so bleibt für die entstehenden Kinder das Recht auf das Wissen nach der eigenen genetischen Herkunft gewahrt. Oft ist nur die Rede vom Recht aufs Muttersein, wobei man sich fragen kann, ob es dieses Recht wirklich gibt, ob ein Staat es garantieren soll. Spannend wird sein zu sehen, wie gross die Ungleichheit in der Schweiz ist: denn sie hat einen starken Einfluss darauf, wieviele Spenderinnen es gibt.

Was sind die Motive der Spenderinnen? Ist die Entschädigung angemessen? Sind sie selbstbestimmte Helferinnen oder Opfer eines Reproduktionsmarktes? Fragen, die man sich in der Schweiz erneut stellt und auf die Spanien nach exakt 34 Jahren Erfahrung ein paar konkrete Antworten liefern kann.

In den rot markierten Ländern ist die Eizellenspende verboten.
Legende: In den rot markierten Ländern ist die Eizellenspende verboten. SRF

So weiss man inzwischen, dass die Anonymität mehr Spenderinnen garantiert. Die meisten sind jung, in den Zwanzigern und spenden nur, weil sie wissen: Sie bleiben anonym, sehen sich garantiert nicht eines Tages konfrontiert mit ihrem erwachsenen genetischen Kind, das sie aufsucht. Allerdings gibt es laut Reproduktionsmediziner Jon Aizpurua in Alicante Indizien dafür, dass es bei einer nicht anonymen Spende nicht weniger Spenderinnen gäbe, sondern andere. Mit anderem Profil, anderen Motiven.

Finanzieller Zustupf als Hauptmotiv

Hauptmotiv der Spenderinnen bisher ist der finanzielle Zustupf – nicht verwunderlich in einem Land, in dem Junge jahrelang mit Praktikumslöhnen über die Runde kommen und wo der Mindestlohn erst kürzlich gerade mal auf 1000 Euro angehoben wurde. Die 30-jährige Zaida Guillen aus Barcelona spendete einmal im Alter von 18 Jahren, das zweite Mal mit 27: «Das erste Mal machte ich es klar wegen des Geldes, ich war jung, dachte nicht wirklich darüber nach. Ich brauchte Geld, 1000 Euro waren damals für mich eine Menge.»

Zaida Guillen spendete zweimal eine Einzelle.
Legende: Zaida Guillen spendete zweimal eine Eizelle. SRF

Das zweite Mal habe sie bewusst und im Wissen gespendet, einer anderen Frau zum Kinderglück zu verhelfen. Doch litt sie nach dem Eingriff an Schmerzen, Schwindel und Erbrechen, musste mehrere Stunden unter Beobachtung bleiben. Inzwischen, sagt sie, würde sie nicht mehr spenden: «Das Gleichgewicht zwischen dem, was ich bekomme und dem, was die Empfängerin zahlt, stimmt hinten und vorn nicht. Ein Stück weit ist das ein Business, das mir so nicht mehr gefällt.»

Was Spenderinnen, Empfängerinnen und erwachsene Kinder auch sagen: Sie überkommt oft die Neugier, wie das genetische Kind oder die genetische Mutter aussieht, wer es oder sie ist. Ein Anliegen, für das sie kämpfen wollen. Ein Anliegen, das die Schweiz bei der Samenspende inzwischen entschieden hat: Sie darf seit 2001 nicht mehr anonym erfolgen, das Kind darf seine genetische Herkunft erfahren. Nebst dem biologischen und sozialen also auch den genetischen Elternteil kennen dürfen.

10vor10, 18.03.2022, 21.50 Uhr

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