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Elevador da Gloria 16 Tote nach Unfall von Standseilbahn – darunter ein Schweizer

Eine der berühmtesten Attraktionen Lissabons ist zur Todesfalle geworden. Was bislang bekannt ist.

Das ist passiert: Bei der Entgleisung der historischen Standseilbahn «Elevador da Gloria» am Mittwochabend im Zentrum der portugiesischen Hauptstadt Lissabon sind 16 Menschen ums Leben gekommen. 21 Menschen sind verletzt, wie eine Rettungsorganisation mitteilte. Einen solchen Unfall mit einer der drei Standseilbahnen, die seit dem 19. Jahrhundert betrieben werden, hatte es in Lissabon bisher nicht gegeben.

Die Opfer: Ein Schweizer Staatsbürger ist am Donnerstagabend als Opfer des Unglücks identifiziert worden. Fünf weitere Tote stammten aus Portugal und zwei aus Südkorea. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft mit. Acht Todesopfer seien noch nicht identifiziert, teilten die Behörden mit. Unter den 21 Verletzten befinden sich gemäss Angaben der Leiterin des städtischen Zivilschutzes mindestens 11 Ausländer – darunter auch eine Schweizerin. Das Schweizer Aussendepartement EDA hat dies bestätigt. Die Schweizer Botschaft in Lissabon stehe in Kontakt mit der Betroffenen.

Der Vorgang: Kurz nach 18 Uhr Ortszeit war ein Fahrzeug der Standseilbahn mit zahlreichen Insassen auf dem Weg nach unten, als es plötzlich aus den Schienen geriet, mit Getöse die Strasse hinunterrutschte und seitlich gegen ein Gebäude unweit des Platzes Praça dos Restauradores krachte.

«Ein enormer Verlust für Lissabon»

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Tilo Wagner, freier Journalist in Lissabon, schätzt die Auswirkungen des Unfalls auf die Tourismusdestination ein: «Es ist das schwerste Unglück in Lissabon in den vergangenen Jahrzehnten. Und es passierte mit einer dieser typischen gelben Standseilbahnen, die für dieses zeitlose Lissabon stehen und auf Tausenden von Postkarten zu sehen sind. Wir wissen nicht, ob diese Standseilbahn jemals wieder fahren wird», sagt er gegenüber SRF.

Für die Stadt sei dies ein enormer Verlust. «Wie das allerdings dem Tourismus in Lissabon mittelfristig schaden könnte, ist nicht klar. Jahr für Jahr werden hier neue Rekorde gebrochen. Die Stadt erlebt einen enormen Tourismusboom, und es fällt schwer, sich vorzustellen, dass sich diese Entwicklung selbst durch ein so schweres Unglück aufhalten lässt.»

Das berichten Augenzeugen: Fernsehbilder zeigten den zerstört Bahnwagen. Mehrere Sender zeigten dichte Rauchschwaden und Trümmer. «Es war wie in einem Actionfilm», sagte eine Augenzeugin. Eine andere erzählte: «Das war ohrenbetäubend, ich und andere Passanten sind erst mal weggelaufen.»

Die Bahn: Die «Elevador da Gloria» wurde 1885 eröffnet und ist eine von drei historischen Standseilbahnen in der Stadt Lissabon. Sie verbindet den zentralen Platz Praça dos Restauradores über eine Strecke von rund 265 Metern mit dem höher gelegenen Stadtteil Bairro Alto und überwindet dabei einen Höhenunterschied von rund 45 Metern. Die Bahn ist heute in erster Linie eine Touristenattraktion, sie wird aber auch von vielen Einheimischen benutzt, denen die Strecke zu Fuss zu steil ist.

Betreiber weist Vorwürfe zurück: Experten vermuten, dass ein Seil gerissen sein könnte und vielleicht auch noch die Bremsen versagt haben. Vorwürfe, die Instandhaltung der Bahn sei womöglich nicht genug beachtet worden, wies der Betreiber, die Lissabonner Verkehrsgesellschaft Carris, zurück. «Die monatlichen und wöchentlichen Wartungsprogramme sowie die tägliche Kontrolle werden sorgfältig durchgeführt», hiess es in einem Bericht. Trotzdem liess die Stadtverwaltung von Lissabon den Betrieb aller drei Standseilbahnen aussetzen und ordnete sofortige Inspektionen an. Die portugiesische Kriminalpolizei nahm Ermittlungen auf. Sie sei mit mehreren Beamtinnen und Beamten vor Ort gewesen, berichtete «SIC Notícias».

Trauerzeit ausgerufen: «Portugal trauert», sagte Stadtpräsident Carlos Moedas dem Fernsehsender «SIC Notícias». Es sei vor allem für die Stadt Lissabon «tragisch, ein schrecklicher Abend». Moedas rief eine dreitägige Trauerzeit aus. Portugals Ministerpräsident Luís Montenegro sagte alle seine Termine ab. Portugals Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sousa bedauerte den Unfall «zutiefst» und forderte, dass der Vorfall «rasch von den zuständigen Stellen aufgeklärt» werde.

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SRF4 News, 3.9.2025, 21 Uhr ; 

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