Wer in Hongkong einen aus den Niederlanden importierten Hamster gekauft hat, muss diesen umgehend abgeben. Er sei möglicherweise mit Corona infiziert und könnte das Virus an Menschen weitergeben. Darum sollen die 2000 Tierchen eingeschläfert werden, so die Hongkonger Regierung. Das sorgt in Hongkong für Empörung. Etwa 25’000 Menschen haben eine Petition unterzeichnet, die verlangt, die Tiere sollen verschont werden. Viele sehen in der Tötung der Tiere eine weitere Ungerechtigkeit der Regierung. SRF-Korrespondent Martin Aldrovandi über die Hamster-Kontroverse in Hongkong.
SRF News: Was geht in Hongkong vor sich?
Martin Aldrovandi: Laut den Hongkonger Behörden soll ein Covid-Risiko bestehen und deshalb will man diese Hamster einschläfern. Es gibt einerseits Berichte von Tierbesitzern, die aus Angst ihre Hamster sofort ausgesetzt haben. Andererseits haben sich auch Gruppen formiert, um die ausgesetzten Hamster aufzunehmen und die Menschen zu überzeugen, ihren Hamster nicht aufzugeben. Sie machen nun gegen die Regierung mobil.
Betroffen sind nur Hamster, die nach dem 22. Dezember aus einem Import aus den Niederlanden gekauft worden sind.
Wie sieht dieser Widerstand konkret aus?
Wir reden von Telegram-Gruppen wie schon bei der Demokratiebewegung. Es ist sozusagen eine Zivilgesellschaft, die sich formiert – zum einen mit Memes, aber auch mit Häme für die Hongkonger Regierung. Es gibt Bilder mit der Regierungschefin Carrie Lam und Hamstern. Und es gibt auch Aufforderungen, sich nicht bei den Behörden zu melden oder das Datum des Kaufs auf der Quittung nachträglich zu ändern.
Wirklich zwingen, den Hamster abzugeben, können die Behörden die Leute nicht. Es ist immer noch deren Eigentum.
Betroffen sind nur Hamster, die nach dem 22. Dezember aus einem Import aus den Niederlanden gekauft worden sind. Das Veterinäramt wiederum hat angekündigt, dass man sich rechtliche Schritte vorbehält, um gegen jene vorzugehen, die andere davon abhalten würden, ihre Hamster aufzugeben. Rein rechtlich scheint es etwas kompliziert: Wirklich zwingen, den Hamster abzugeben, können die Behörden die Leute nicht. Es ist immer noch deren Eigentum.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Hamster das Coronavirus übertragen können, ist minimal. Darum: Was sagt diese Geschichte über Hongkong aus?
Ich würde sagen, diese Geschichte sagt sehr viel über die Beziehung zwischen der Bevölkerung und der Hongkonger Regierung aus. Es ist kein Geheimnis, dass die Regierungschefin Carrie Lam sehr, sehr unbeliebt ist. Wir reden hier nicht nur von den Covid-Massnahmen, sondern vor allem auch von der Unterdrückung der Demokratiebewegung mit dem nationalen Sicherheitsgesetz zum Beispiel.
Mit diesem Hamsterwiderstand zeigen die Leute, sie sich nicht alles gefallen lassen wollen.
Viele getrauen sich nicht mehr, auf der Strasse zu demonstrieren. Dazu kam noch die Wahlreform, die bewirkte, dass nur noch Peking-treue Abgeordnete überhaupt kandidieren dürfen. Und das ist für viele sehr frustrierend. Mit diesem «Hamsterwiderstand» zeigen sie, dass sie sich nicht alles gefallen lassen wollen.
Denken Sie, dass das Ganze am Schluss politische Konsequenzen haben könnte?
Das ist schwer zu sagen. Die Menschen waren wie erwähnt schon vor der Hamstergeschichte frustriert – und abwählen kann man diese Regierung eigentlich nicht. Ich denke, dass das Vertrauen der Menschen gegenüber der Regierung noch weiter abnehmen wird.
Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.
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