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Ende der Null-Covid-Politik Chinesen können wieder frei reisen – trotz heftiger Corona-Welle

Radikale Kehrtwende: Obwohl die Ansteckungszahlen rasant steigen, setzt Peking seine Öffnungspolitik weiter fort.

Keine Reisebeschränkungen mehr in China: Das Land hebt die Quarantänepflicht bei der Einreise auf, und die Fluggesellschaften dürfen künftig wieder mehr Passagiere mitnehmen. Die Lockerungen kommen kurz vor dem chinesischen Neujahr am 22. Januar. Einem wichtigen Feiertag, an dem viele Chinesinnen und Chinesen traditionell verreisen.

Damit können die Menschen zur wichtigsten Reisezeit des Jahres wieder das Land verlassen, aber auch ihre Verwandten innerhalb des Landes besuchen. Denn während der Null-Covid-Politik war auch das vielerorts nicht möglich, etwa wegen Lockdowns.

Erleichterung in China

Zudem gab es diverse Einschränkungen wie die Quarantäne bei Ankunft und/oder Rückkehr. «Auch Auslandsreisen waren für die meisten extrem schwierig bis unmöglich», sagt Martin Aldrovandi, der selbst während der Pandemie aus Schanghai für SRF berichtete. Die Aus- und Einreise war streng geregelt. Es gab nur wenige und sehr teure Flüge und touristische Reisen waren untersagt.

Die Erleichterung bei vielen Menschen in China ist entsprechend gross. Das angekündigte Ende der Quarantänepflicht bei der Einreise nach China hat in dem Land zu einem Ansturm auf Flugbuchungen geführt. Die Online-Suchen nach Flügen ins Ausland stiegen rasant an, wie die Staatsmedien berichten.

Erste Länder erlassen Einschränkungen

Aufgrund der hohen Ansteckungszahlen im Land haben erste Länder neue Einschränkungen für Reisende aus China erlassen. Japan, Indien und Malaysia haben bereits verschärfte Vorschriften für Reisende aus China angekündigt. Auch Washington erwägt «Schritte zum Schutz der amerikanischen Bevölkerung».

Viele Menschen fragen sich, warum es so lange gedauert hat, bis die Null-Covid-Politik aufgehoben wurde.
Autor: Martin Aldrovandi SRF-Auslandredaktor

Peking war Anfang Dezember in einer radikalen Kehrtwende von seiner strengen Null-Covid-Politik abgerückt. Seither breitet sich das Coronavirus in China rasant aus, das Land erlebt den weltweit höchsten Anstieg an Infektionen. «Das hat auch zur Folge, dass sich viele Menschen trotz der aufgehobenen Beschränkungen doch nicht richtig nach draussen trauen», sagt Aldrovandi. «Andererseits fragen sich auch viele Leute, warum es so lange gedauert hat, bis die Null-Covid-Politik aufgehoben wurde.»

Peking hält Corona-Daten zurück

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Am Sonntag hat China die Veröffentlichung täglicher Corona-Daten eingestellt. Die Zahl der Neuinfektionen und Todesfälle werde nicht mehr täglich bekannt gegeben, teilte die nationale Gesundheitskommission mit. Eine Begründung dafür nannte sie nicht.

Der Mangel an «transparenten Daten» aus China zum Ausmass der Corona-Welle lösten international wachsende Besorgnis aus, sagten US-Regierungsvertreter. Vor allem ein Fehlen an Daten aus der Gen-Sequenzierung erschwere es, mögliche neue Virusvarianten zu identifizieren und entsprechend zu reagieren.

Schätzungen zufolge könnten in den kommenden Monaten etwa eine Million Menschen an den Folgen einer Corona-Infektion sterben. Auch, weil viele Menschen nach wie vor nicht geimpft sind. Zudem gelten die chinesischen Impfstoffe als weniger wirksam als die westlichen mRNA-Impfstoffe. Die Sorgen vor der ungebremsten Ausbreitung des Virus seien also durchaus berechtigt, schliesst Aldrovandi.

SRF 4 News, 28.12.2022, 6:20 Uhr ; 

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