Er ist schon jetzt der reichste Mensch der Welt – und könnte bald noch reicher werden. Die Aktionärinnen und Aktionäre von Tesla haben ein umfangreiches Vergütungspaket für CEO Elon Musk genehmigt. Er soll Tesla-Anteile in einem geschätzten Wert von einer Billion US-Dollar erhalten, stufenweise innert zehn Jahren – aber nur, wenn er hochgesteckte Ziele erreicht. SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Bonanomi beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das Paket.
Wie sieht das Vergütungspaket genau aus?
Es geht um eine Vergütung in Aktien. Das Paket ist aber an gewisse Ziele geknüpft, die Tesla über die nächsten zehn Jahre erreichen muss. Für diese Meilensteine bekommt Musk jeweils ein Prozent mehr Aktienkapital; zum Beispiel, wenn Tesla eine feste Zahl an Autos verkauft oder wenn ab einer bestimmten Frist eine Million automatische Robotaxis von Tesla im Einsatz sind.
Was wäre für Elon Musk das ideale Szenario?
Wenn Tesla in zehn Jahren 8.5 Billionen Dollar wert ist, dann würde Musk tatsächlich so viele Aktien bekommen, dass er dann Billionär wäre. Er wäre also der erste Mensch auf der Welt, der 1000 Milliarden US-Dollar besitzt. Aber das sind alles ehrgeizige Ziele. Gerade in der jetzigen Zeit, in der gewisse Beobachter in den USA vor einer Blase an den Aktienmärkten warnen. Sie sagen, vor allem die Tech- und KI-Aktien seien überbewertet.
Wie begründet Elon Musk die Sondervergütung?
Musk sagt, es gehe ihm nicht ums Geld, sondern um Einfluss. Um seine ehrgeizigen Ziele zu erreichen, brauche er mehr Kontrolle im Konzern. Heute hält er 15 Prozent der Aktien, in zehn Jahren stünde er im Maximalfall bei 25 Prozent. Musk hatte im Vorfeld gedroht: Sollten die Aktionäre das Paket ablehnen, würde er den Konzern womöglich verlassen.
Warum wollen die Tesla-Aktionäre Musk noch reicher machen?
Aus Sicht einer Aktionärin sieht es so aus: Falls Tesla in zehn Jahren sechsmal so viel wert sein sollte wie heute, dann sind auch ihre Aktien mehr wert. Auch wenn Elon Musk dann einen grösseren Anteil am Unternehmen hält, dann profitiert sie immer noch, weil eben ihre Aktien trotzdem viel mehr wert sind wegen des höheren Aktienkurses. Im anderen Fall, in dem die Ziele nicht erreicht werden, bekommt auch Elon Musk keine zusätzlichen Aktienpakete. Dann verliert die Aktionärin auch nichts.
Übrigens sind wir im übertragenen Sinne fast alle Tesla-Aktionäre; zum Beispiel über unsere Pensionskassen, die fast automatisch über US-Aktienfonds kleine oder grössere Anteile an Tesla halten.
Was heisst das für Tesla?
Das ist für mich die zentrale Frage. Die Abhängigkeit wird jetzt noch grösser – und das, obwohl Experten schon jetzt die Führungsstrukturen bei Tesla kritisieren, also die Ausübung von Macht und Kontrolle beim Autohersteller. Zu stark sei Tesla auf die Führungsfigur Elon Musk zugeschnitten. Das wird nun zementiert.
Musk selbst bleibt eine umstrittene Figur – etwa wegen seiner Aktivitäten als Regierungsberater oder als Mehrheitseigentümer der Plattform X. Das ist die politische Seite. Aber auch bei Tesla ist er nicht gefeit vor Fehlentscheidungen. Teslas Cybertruck hat sich zum Beispiel als Ladenhüter entpuppt. Und auch bei der Entwicklung von selbstfahrenden Autos und Robotaxis hinkt Tesla der Konkurrenz aus China hinterher. Für seine Anhänger bleibt Musk aber tatsächlich die Heilfigur, die man um jeden Preis bei Laune halten muss.