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Bild 1 von 22. Die Bewohner des Dorfes Selengen müssen in solchen Zelten hausen. Bildquelle: SRF / Karin Wenger.
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Bild 2 von 22. Die Zelte sind behelfsmässig eingerichtet. Bildquelle: SRF / Karin Wenger.
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Bild 3 von 22. Auch der Dorfladen von Selengen im Norden der Insel wurde in einem Zelt wieder aufgebaut. Bildquelle: SRF / Karin Wenger.
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Bild 4 von 22. Das Dorf Selengen wurde durch Erdbeben praktisch dem Erdboden gleich gemacht. Bildquelle: SRF / Karin Wenger.
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Bild 5 von 22. Den Stall gibt es ebenfalls nicht mehr. So muss das Vieh draussen auf dem Boden sein. Bildquelle: SRF / Karin Wenger.
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Bild 6 von 22. Freiluft-Küche mag romantisch klingen. Im Dorf Selengen ist es nach dem Beben bittere Notwendigkeit. Bildquelle: SRF / Karin Wenger.
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Bild 7 von 22. Der Dorfchef Sapryandi von Selengen sagt: «Die Menschen brauchen am nötigsten Wasser und Reis.». Bildquelle: SRF / Karin Wenger.
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Bild 8 von 22. Muhtadin, 20, lebt mit seiner Familie im Zelt. Von seinem Haus sind nur noch die grünen Bodenplatten übrig geblieben. Bildquelle: SRF / Karin Wenger.
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Bild 9 von 22. Fischer Suhaidi, 29, will nicht mehr auf’s Meer hinaus. Zu sehr fürchtet er sich vor einer Tsunami-Welle. Bildquelle: SRF / Karin Wenger.
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Bild 10 von 22. Freiwillige Helfer von der Insel Java sind auf die Insel Lombok gereist, um die Not ein wenig zu lindern. Bildquelle: SRF / Karin Wenger.
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Bild 11 von 22. An Unterricht ist hier nicht zu denken. Auf Lombok sind ungefähr 200 Schulen zerstört worden. Bildquelle: SRF / Karin Wenger.
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Bild 12 von 22. Den zahlreichen Schülern bleibt nichts anderes übrig, als im Freien oder in Zelten zu lernen. Bildquelle: SRF / Karin Wenger.
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Bild 13 von 22. Die obdachlosen Kinder gehen in Zelten zur Schule. Bildquelle: SRF / Karin Wenger.
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Bild 14 von 22. Die Kinder verarbeiten das Erdbeben in ihren Zeichnungen. Bildquelle: SRF / Karin Wenger.
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Bild 15 von 22. In der provisorischen Schule werden die Zeichnungen auf Wäscheleinen aufgehängt. Bildquelle: SRF / Karin Wenger.
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Bild 16 von 22. Die Armee hat Zeltlager aufgebaut und provisorische Schulen. Bildquelle: SRF / Karin Wenger.
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Bild 17 von 22. Reynaldy Nugroho, 25, ist Psychologe bei der indonesischen Armee. Er sagt: «Eines der grössten Probleme jetzt, ist das Trauma der Menschen. Selbst jene die noch Häuser haben, fürchten sich in sie zurückzukehren.». Bildquelle: SRF / Karin Wenger.
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Bild 18 von 22. Lombok gehört zu einem der touristischen Hotspots Indonesiens. «Die Gili-Inselns sind im Moment tote Inseln, auch wenn die Regierung sagt, sie seien jetzt wieder sicher», erklärt Hotelmanagerin Hanny Zulfina. Bildquelle: SRF / Karin Wenger.
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Bild 19 von 22. Hanny Zulfina ist die Hotelmanagerin vom Tugu Hotel in Lombok. Das Hotel hat Spenden gesammelt und hilft, wo es kann. Für die Angestellten hat es erste Bambushäuser gebaut. Die sind sicherer als die Betonbauten. Bildquelle: SRF / Karin Wenger.
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Bild 20 von 22. Das Strassenschild zum Tugu Hotel in Lombok. Noch ist das Luxushotel geschlossen. Bildquelle: SRF / Karin Wenger.
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Bild 21 von 22. Auch die Gebäude des Hotels Tugu müssen teilweise saniert werden. Es soll Ende September wiedereröffnet werden. Bildquelle: SRF / Karin Wenger.
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Bild 22 von 22. Der Pool im Tugu Hotel ist bereit für die Touristen, die hoffentlich nach der Wiedereröffnung wiederkommen. Bildquelle: SRF / Karin Wenger.
Neben den Ruinen von Muhtadins Haus steht ein kleines Lamm. Es wirkt etwas verloren hier zwischen den eingestürzten Mauern in diesem kleinen, staubigen Dorf Selengen im Norden Lomboks. Von Muhtadins Haus sind einzig die grünen Bodenplatten übriggeblieben.
Nur mein Bruder und seine Frau waren im Haus. Sie kamen rechtzeitig raus, bevor die Mauern zusammenkrachten.
«Hier in diesem Zimmer hatten meine Eltern geschlafen, in dem nebenan ich und mein Bruder», erklärt der 20-jährige Bauernsohn und zeigt auf unterschiedliche Stellen auf den grünen Platten. Das Haus wurde beim zweiten noch heftigeren Erdbeben zerstört. An jenem Abend habe seine Familie draussen ein Fest gefeiert: «Nur mein Bruder und seine Frau waren im Haus. Sie kamen rechtzeitig raus, bevor die Mauern zusammenkrachten.»
Zwei der 600 Dorfbewohner hatten nicht dasselbe Glück. Sie starben genauso wie 500 andere Inselbewohner. Ungefähr 8000 Menschen wurden verletzt, schätzungsweise 140'000 Häuser wurden durch die Erdbeben ganz oder teilweise zerstört. Ihren Besitzern hat die Regierung Entschädigung versprochen, aber angekommen ist diese bislang nicht – auch nicht im kleinen Selengen, wo die Menschen nun in Zelten leben.
Wasser und Reis brauchen wir am dringendsten.
An diesem Morgen haben sich Kinder um ein paar Helfer einer Privatschule aus Surabaya geschart. Die Männer verteilen Schocko-Drinks und Schulmaterial. Sie sind Teil einer ganzen Armee von Freiwilligen, die inzwischen nach Lombok gekommen ist, um zu helfen. Doch noch fehle es an allen Ecken und Enden, sagt der Dorfchef Sapryandi: «Das Rote Kreuz war hier und hat uns einen Wassertank hingestellt, aber er ist schon lange leer und wir müssen nun selbst Wasser besorgen. Wasser und Reis brauchen wir am dringendsten.»
Im Hauptquartier des Indonesischen Roten Kreuzes, das in der kleinen Stadt Mataram liegt, geht die Mediensprecherin Sydney Morton vorbei an Mitarbeitern, die Rollstühle einpacken. Am Boden liegen Packungen mit Nahrungsmitteln, Decken und Zelten. Das Ausmass der Zerstörung sei gewaltig, sagt Morton.
«Die Erdbeben haben 75 Prozent aller Gebäude im Norden ganz oder teilweise zerstört. Auch wichtige Gebäude wie Schulen und Moscheen wurden zerstört und das Gemeinschaftsleben wurde zerrüttet», erklärt Morton weiter. Die ständigen Nachbeben machten es den Leuten fast unmöglich, zu einer Normalität zurückzufinden, sich zu entspannen und mit dem Aufbau zu beginnen.
Hilfe von Wohltätern
In einigen Gebieten haben die Menschen bereits mit dem Aufräumen und Aufbauen begonnen – oft mit Hilfe von Wohltätern. Im Dorf Sire, ebenfalls im Norden, erhalten die Dorfbewohner Unterstützung vom Luxus-Hotel Tugu.
Die Hotelmanagerin Hanny Zulfina zeigt auf ein neues Bambushaus, das mit Spenden des Hotels gebaut wurde. Bambusbauten sind sicherer als oft schlecht gebaute Betonhäuser. Das Hotel hat mit Hilfe von Spenden aus dem In- und Ausland Nahrungsmittel, Decken und Zelte gekauft. Das Personal fährt jeden Tag los, um sie zu verteilen. Doch auch das Tugu Hotel ist nicht verschont geblieben.
Das offene Restaurant, das mitten in einem prachtvollen Garten steht, sowie einige der Zimmer wurden beschädigt und müssen renoviert werden.
Die Tourismusindustrie ist eine der Haupteinnahmequellen der Inselbewohner. Sie sei hart getroffen worden durch die Erdbeben, sagt Hotelmanagerin Hanny Zulfina. «Wir hatten so viele Annullierungen, viele Hotels mussten schliessen und ihr Personal entlassen. Die Gili-Inseln, ein touristischer Hauptort, sind im Moment tote Inseln, auch wenn die Regierung sagt, sie seien jetzt wieder sicher.»
Das Tugu Hotel ist ebenfalls wie die meisten Hotels im Norden zurzeit geschlossen. Es werde am 20. September wiedereröffnet, sagt die Hotelmanagerin. Mit einem Nach-Erdbeben-Spezialpreis. Kommt nach Lombok, es ist sicher, sagt sie. Dann schaut sie auf ihr Smartphone und ihre meist benutze App – diese schickt ihr regelmässig Tsunami- und Erdbebenwarnungen. Denn noch heute schüttelt es regelmässig auf Lombok.
Die Erdbeben und die zahlreichen Nachbeben hinterlassen Spuren, nicht nur an den Gebäuden: Zwischen Hausruinen spielen ein paar Mädchen am Boden mit Sand. Salvia, die Mutter, sitzt daneben und schaut fern. Sie hat den Fernseher aus ihrem zerstörten Haus in ihrem kleinen Dorf im Norden der Insel gerettet und ihn unter einen offenen Unterstand gestellt. Sie und ihre vier Kinder kamen mit dem Leben davon, das Nachbarskind wurde während einem der Erdbeben von einem Haus begraben.
Die Angst sitzt tief
Sie würden jetzt im Zelt schlafen, sagen die Mutter und ihre kleine Tochter Alun Kamala gleichzeitig – das sei sicherer. Hunderttausende verloren ihr Zuhause. Doch die Angst sitzt auch jenen tief in den Knochen, deren Häuser noch stehen.
In einem Zeltlager im Norden der Insel beklagen sich die Lagerbewohner über die mörderische Hitze unter den Planen. Doch zurück in ihr Dorf am Meer wollen sie nicht. Er wolle auch nie mehr aufs Meer hinaus, sagt Suhaidi, ein Fischer: «Wir haben alle Angst. Nach dem grossen Erdbeben sahen wir eine haushohe Welle, die auf uns zukam. Ich werde meine Arbeit wechseln.»
Ich werde meine Arbeit wechseln.
Die Regierung hatte zuerst zwar vor einem Tsunami gewarnt, doch dann wieder Entwarnung gegeben. Mehr als 1500 Nachbeben haben die Insel Lombok seit Ende Juli erschüttert. Diese hielten die Angst wach, sagt Sydney Morton: «Es ist schwierig für die Menschen zur Normalität zurückzufinden und ihr Leben wiederaufzubauen, wenn die Erde ständig schüttelt.»
Das Rote Kreuz und das indonesische Militär schicken deshalb Hunderte von Freiwilligen in die zerstörten Dörfer. Sie spielen und singen mit den Kindern, vermitteln ihnen einen Sinn von Geborgenheit und Sicherheit – etwas, das den meisten Inselbewohnern auf dieser instabilen Erde abhanden gekommen ist.