Zum Inhalt springen

«Erdüberlastungstag» Jetzt lebt die Menschheit auf Pump

Heuer fällt der «Earth Overshoot Day» auf den 29. Juli. Die Weltbevölkerung hat an diesem Tag so viele Ressourcen verbraucht, wie die Erde im ganzen Jahr generieren könnte. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wer berechnet, wann der «Earth Overshoot Day» ist? Die Denkfabrik Global Footprint Network in Kalifornien berechnet das Datum des sogenannten «Erdüberlastungstages» jedes Jahr. Dabei stellt es die biologische Kapazität der Erde zum Aufbau von Ressourcen sowie zur Aufnahme von Müll und Emissionen dem Verbrauch der Menschen von Wäldern, Flächen, Wasser, Ackerland und Fischgründen gegenüber. Gründer und Präsident ist der Schweizer Nachhaltigkeits-Experte Mathis Wackernagel. ( zum Bericht )

Was bedeutet dieses Datum genau? Die Menschheit hat vom 1. Januar bis zum 29. Juli so viel von der Natur verbraucht, wie die Ökosysteme der Erde im ganzen Jahr erneuern können. Ab heute beanspruchen wir also für das restliche Jahr mehr Acker- und Weideland, Fischgründe und Wald, als uns rechnerisch zur Verfügung stünden. Und wir stossen weit mehr CO2-Emissionen aus, als die Wälder und Ozeane der Welt aufnehmen können. Anders gesagt: Die Weltbevölkerung bräuchte 1.7 Erden, um den Bedarf an natürlichen Rohstoffen nachhaltig zu decken.

Hat die Coronakrise keinen Einfluss auf das Datum? Doch. Im Jahr 2020 ging der Ressourcenverbrauch wegen der Lockdowns weltweit zurück. Der Tag rutschte drei Wochen nach hinten im Vergleich zu 2019, auf den 22. August. Doch das war nur ein vorübergehender Effekt: Nun liegt das Datum wieder fast so früh wie vor der Krise. Die Weltbevölkerung braucht wieder mehr Ressourcen und stösst wieder deutlich mehr CO2 aus. Kommt dazu, dass die globale Biokapazität der Wälder in diesem Jahr um 0.5 Prozent zurückgehen wird, vor allem wegen der rasanten Abholzung des Amazonas-Regenwaldes.

Wo steht die Schweiz im weltweiten Vergleich? Der Swiss Overshoot Day war dieses Jahr am 11. Mai. Die Schweizer Bevölkerung verbraucht also die Ressourcen, die ihr im globalen Schnitt zur Verfügung stehen würden, noch viel rascher als die Mehrheit der Länder. Müsste die Schweiz nur von den Ressourcen leben, die sich in unserem Land finden, sähe das Bild noch dramatischer aus. Wir bräuchten gemäss dem Global Footprint Network unterdessen 4.4 «Schweizen», um unseren Verbrauch zu decken.

Berechnen Sie Ihren ökologischen Fussabdruck

Geht die Entwicklung nur in eine Richtung? Global gesehen schon. Im Jahr 1970 lagen Verbrauch und Regeneration der Ressourcen letztmals im Gleichgewicht. Seither wird die Überlastung immer grösser, das Datum des «Overshoot Days» rückt immer weiter nach vorne im Jahr. Immerhin: Der Schweizer «Overshoot Day» ist in den letzten Jahren langsam weiter nach hinten gerutscht.

SRF News, 29.07.2021, 10:45 Uhr

Meistgelesene Artikel