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Trump im Gegenwind
Aus 10 vor 10 vom 09.01.2017.
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Die neue US-Administration Erste «Trump-Effekte» in der Schweiz

Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer Universitäten erhalten nach eigenen Angaben bereits Job-Anfragen von Forschern aus den Vereinigten Staaten. Hochschulen hierzulande wollen offenbar ihr Headhunting nach Eliteforschern in den USA verstärken.
  • Mexikanische Unternehmen wollen keine Ford-Fahrzeuge mehr kaufen, nachdem der Autobauer aufgrund von Trump-Drohungen Investitionspläne gestrichen hat.
  • Der Wirtschaftsminister Mexikos kündigt an, den künftigen US-Präsidenten mit dessen eigenen Waffen zu schlagen und verweist dabei auf Grundsätze, die Trump in seinem Buch «The Art of the Deal» formuliert hat.

Die Schweizer Universitätslandschaft wittert nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten Morgenluft. Insbesondere Vertreter der Wissenschaft spüren bereits Vorteile durch die Wahl von Donald Trump, ohne dass der künftige US-Präsident seinen Ankündigungen schon Taten folgen lässt. Denn auch sehr kluge Köpfe der USA sehen ihre Forschungsfreiheit durch Trump offenbar künftig gefährdet.

Schweizer Jagd auf US-Eliteforscher

Davon, so berichtet die «Schweiz am Sonntag», wollen nun die Schweizer Universitäten profitieren, und würden «die Jagd auf US-Eliteforscher» eröffnen.

Wir werden unser Headhunting in den USA intensivieren
Autor: Michael Hengartner Präsident der Schweizer Hochschulen

So kündigt Michael Hengartner, Rektor der Universität Zürich und Präsident der Schweizer Hochschulen, gegenüber dem Blatt an: «Wir werden unser Headhunting in den USA intensivieren». Denn «viele Studierende aber auch Professoren standen nach der Wahl Trumps unter Schock. Dadurch haben sich unsere Chancen nochmals erhöht.»

Die Hochschulen würden die Kandidatenliste nun «penibel durchgehen und die geeignetsten Leute anschreiben», erklärt Hengartner weiter. Das Interesse sei dabei offenbar gegenseitig.

«Hast du einen Job für mich?»

Nur Stunden nach der Wahl Trumps am 9. November sei dem neuen Präsidenten der ETH Lausanne, Martin Vetterli, bereits die erste Bewerbung aus den USA in die Mailbox geflattert: «Hast du einen Job für mich?», zitiert die Zeitung die Anfrage eines Professors aus New York. Und Vetterli erwarte weitere Interessenten, spreche bereits von einem «Trump-Effekt».

«Schadenfreude ist keine Qualität», fügt der Wissenschaftler aus Lausanne hinzu. Aber es war «schon unter George W. Bush so, dass viele Europäer zurückkommen wollten».

Akademiker-Flucht bereits spürbar

Erste Hinweise, dass Akademiker die USA verlassen, gebe es bereits, berichtet die Zeitung weiter. Die vielversprechendsten Talente – junge Studenten und wissenschaftliche Mitarbeiter – würden sich nach Kanada orientieren. Die Universität Toronto verzeichne bei US-Bewerbern einen Anstieg von 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ein Trend, den Universitäten landesweit bestätigen würden.

«Kanada spürt die Bewegungen auf dem amerikanischen Forschungsplatz immer als erstes», sagt Hengartner, der in Kanada aufwuchs und später jahrelang an der US-Elite-Universität MIT forschte: «Danach kommt Europa».

Gegenwehr aus Mexiko

Auch Unternehmen in Mexiko reagieren bereits auf die teils noch sehr vagen politischen Vorhaben des neuen US-Präsidenten. Firmen des mittelamerikanischen Landes kündigen bereits konkrete Massnahmen an, um Donald Trump die Stirn zu bieten. So will das mexikanische Touristik-Unternehmen Experiencas Xcaret nach dem Rückzieher des Autokonzerns Ford bei seinen Investitionsplänen in Mexiko keine Fahrzeuge des Unternehmens mehr kaufen.

«Wir sehen die Entscheidung von Ford mit grosser Sorge», teilte der Konzern dem US-Autobauer am Samstag gemäss Medienberichten mit. Das Unternehmen betreibt auf der Halbinsel Yucatán eine Reihe von Erlebnisparks und empfängt Zehntausende Touristen pro Jahr. Medienberichten zufolge soll auch die Baufirma Coconal schon angekündigt haben, Ford-Autos künftig zu meiden.

Ford hatte zuletzt Investitionspläne in Höhe von 1,6 Milliarden Dollar in Mexiko beerdigt. Beobachter werteten den Schritt als Reaktion auf die aggressiven Töne des künftigen US-Präsidenten. Der Republikaner hatte Konzerne, die ihre Produktion von den Vereinigten Staaten nach Mexiko verlegen, scharf angegriffen. Zudem drohte er mit Strafzöllen von bis zu 35 Prozent bei Einfuhren in die USA.

Trump mit seinen eigenen Waffen schlagen

Auch Mexikos Wirtschaftsminister Ildefonso Guajardo bereitet sich auf eisigere Zeiten im Umgang mit der neuen US-Administration vor.

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Trump will Arbeitsplätze schaffen
Aus News-Clip vom 11.01.2017.
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Grundlage für sein künftiges Verhalten gegenüber Donald Trump sei dessen Buch «The Art of the Deal», sagt Guajardo. Die Lektüre biete Rüstzeug für Verhandlungen mit der künftigen US-Regierung. Er habe dieses 1987 in den USA erschienene Buch bereits studiert, sagte Guajardo in einem Interview des Fernsehsenders Televisa. Denn schliesslich habe der künftige US-Präsident bereits angekündigt, das Nordamerikanische Freihandelabkommen (Nafta) neu zu verhandeln oder sogar aufzukündigen.

«Niemals am Verhandlungstisch, wenn du kein Druckmittel hast»

«Einer von Trumps Ratschlägen in seinem Buch lautet: Setze dich niemals an den Verhandlungstisch, wenn du kein Druckmittel hast», zitierte Guajardo aus «The Art of the Deal». Diesen Tipp werde er sich selber auch bei allfälligen Verhandlungen über Nafta zu Herzen nehmen, kündigt der Minister an.

Trump selber hat sich immer wieder als ein grosser Gegner der internationalen Freihandelsabkommen geoutet. Den Nordamerikapakt Nafta mit Mexiko und Kanada bezeichnete er als den wohl «schlechtesten jemals gemachten Deal».

Pro-Trump-Bundesstaaten als Verlierer

Zudem sei Mexiko «der zweitgrösste Käufer von US-Produkten», betont der Wirtschaftsminister. Man sei etwa «der grösste Kunde für Schweinefleisch, Mais, Fruktose. Alle US-Bundesstaaten, die für Trump gestimmt haben, wären am stärksten betroffen, wenn der Vertrag mit Mexiko gebrochen wird.»

Einer Reform des Nafta-Abkommens steht der mexikanische Wirtschaftsminister ansonsten aufgeschlossen gegenüber. Denn der Vertrag müsse «zum Nutzen Mexikos verändert werden. Die Balance ist fundamental. Alle Parteien müssen dabei gewinnen», fordert Guajardo.

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